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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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wieder im Hintergrund, die schläfrigen Kinder saßen an sie geschmiegt. Die Männer hatten sich Gesicht und Brust mit roter und schwarzer Farbe bemalt, und viele, einschließlich der Frauen, trugen traditionelle Armreifen, Halsketten und Ornamente. »Alle fein herausgeputzt für diesen Anlass«, meinte Pieter gutmütig.
    Nachdem alle Platz genommen hatten, hielten der Schamane – »Er is der Magier und der Bewahrer des Wissens«, flüsterte ihr Lester zu – und der Piaimann, der Medizinmann, kurze Reden. Dann erhob sich Xavier und sprach auf karibisch, der gemeinsamen Sprache der Indiostämme.
    Pieter und Lester verstanden genug davon, um dem, was Xavier sagte, zu folgen. Aber Madi wurde schon allein von der Leidenschaft in seiner Stimme mitgerissen. Mit einem Blick auf die kupferfarbenen Männer und Frauen um sie herum, deren Gesichter vom Feuerschein erhellt wurden, spürte sie, dass sie Zeugin eines wichtigen Ereignisses wurde. Während Xavier sprach, wurde hier und da genickt und zustimmend gemurmelt, und immer wieder, spürte Madi, rollte eine Woge des Zorns durch die Menge.
    »Sie scheinen beeindruckt von dem, was er sagt«, meinte sie leise zu Pieter.
    »Sie wissen, dass die Zeit gekommen ist, sich zu vereinen und etwas zu unternehmen«, flüstere Pieter zurück. »Sie sind im Allgemeinen nicht materialistisch veranlagt, aber sie wissen, wenn sie nicht bald handeln, sind sie verloren.«
    Als Xavier geendet hatte, unterstützten mehrere Stammesführer eindringlich die Notwendigkeit direkter Aktionen, um die Regierung darauf aufmerksam zu machen, dass die Indios und alle benachteiligten Menschen in Guyana größere Rechte für sich forderten.
    Bald darauf begannen die Indios, begleitet von Trommeln und Rasseln – kleinen Flaschenkürbissen, die mit Steinchen gefüllt waren –, zu singen und zu tanzen. Madi wurde mitgerissen, klatschte und wiegte sich im Rhythmus mit den anderen und beobachtete den stampfenden Tanz.
    »Das is traditionelles Zeug, später kommt Rock 'n' Roll und Gitarren«, sagte Lester grinsend.
     
    Eine Tonkalebasse in Form einer kleinen Schale wurde Madi gereicht, und sie nahm einen Schluck
paiwarri
, fand aber, dass das Maniokbier scharf und unangenehm schmeckte. Sie wischte sich verstohlen den Mund ab. »Keine Konkurrenz für australisches Bier«, meinte sie mit leisem Lachen und reichte die Schale an Lester weiter, der einen genussvollen Schluck nahm.
    Xavier, der getanzt hatte, kam zu ihnen und setzte sich neben Madi.
    Er lächelte sie freundlich an und betrachtete sie näher. »Haben Sie heute viel Neues gelernt?«
    »Ich schätze schon«, sagte Madi. »Ich meine, um ehrlich zu sein, bin ich ja nur zufällig hier. Nicht nur heute Abend, sondern ich bin aus einer plötzlichen Laune heraus in diesem Land. Aber ich lerne. Sogar eine ganze Menge.«
    »Und was werden Sie mit dem von uns Gelernten anfangen?«, fragte Xavier freundlich.
    Madi war sich bewusst, dass Xavier, Lester und Pieter sie aufmerksam beobachteten und auf ihre Antwort warteten. Sie schwang ihre Schultertasche herum und griff hinein.
    »Ich lerne, dass wir alle in Gefahr sein werden, wenn wir nicht auf die Zeichen achten und uns um die kleinen Dinge auf unserer Welt kümmern – wie die kleinen singenden Frösche vom Kaieteur.« Sie öffnete die Hand und zeigte ihnen den kleinen geschnitzten Holzfrosch.
    Xavier lächelte breit und streichelte die Schnitzerei. »Das ist gut. Sie hören auf das Singen der Frösche. Diese kleinen Boten könnten das letzte Lied der Erde singen, wenn sich die Welt selbst zerstört.«
    »Dann müssen wir dafür sorgen, dass sie nicht aufhören zu singen«, erwiderte Madi rasch.
    Xavier griff nach Madisons Hand. »Sie sind jederzeit bei uns willkommen, Miss Wright«, sagte er mit Wärme in der Stimme.
    Madi sah Lesters zufriedenes Grinsen und das beifällige Zwinkern in seinen Augen. Sie zwinkerte zurück.
    Bis spät in die Nacht diskutierten die Männer über Pläne, eine politische Allianz zwischen den neun Indiostämmen von Guyana zu bilden. Madi fragte sich, wie diese Menschen, so zerstreut, so beschützt in der Tiefe des Regenwalds, sich politischer Aktivität und politischem Bewusstsein anpassen würden. Sie dachte an den Mord und die Drogen in
New Spirit
, die Machenschaften der Mächtigen und die bürokratischen und politischen Intrigen der mysteriösen El-Dorado-Gesellschaft.
    Sie betrachtete die Indios, die bei Xavier saßen. Diese Menschen hatten eine Höflichkeit und

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