Der Gesang des Wasserfalls
ihm einen Blick zu, wie er da im Dunkeln saß, die Hände auf dem Lenkrad. »Du meinst, du hast nie eine Frau gefragt, ob sie bei dir einziehen möchte … selbst nicht in deiner Tänzerzeit?«
»Meiner was?«
»So viel ich gehört habe, betrachtet ihr ungebundenen, herumreisenden Männer jedes Land als eure Spielwiese. Es gibt immer Frauen zum Spielen, um es mal so zu sagen, und wenn euer Job beendet ist, zieht ihr weiter … das nennt man den Diplomatentanz. Du musst eine Menge gebrochene Herzen zurückgelassen haben. Und bin ich die guyanische Ablenkung?«
»Madi! Ich will nicht leugnen, dass ich früher herumgespielt habe. Aber in letzter Zeit empfinde ich anders. Ich merke, dass ich nach etwas gesucht habe … etwas Besonderem. Ich bin jetzt über Dreißig, ich weiß nicht, was du mit mir gemacht hast, warum ich bei dir so anders empfinde. Vielleicht ist es an der Zeit …«
»Connor!« Sie schnitt ihm das Wort ab. »Schau, ich bin gern mit dir zusammen, wir verstehen uns gut. Aber ich muss sagen, es hat mir ein wenig zu denken gegeben, als mir klar wurde, dass du, Matthew, Kevin, ihr alle, ein so egoistisches Leben führt … keine Bindungen, nicht bereit, euch niederzulassen, immer in Gegenden, wo das Leben hart ist, die perfekte Ausrede, weiterzuziehen. Und dann dachte ich, warte mal, das ist genau das, was mir gefehlt hat. Frei zu sein, die Blumen zu pflücken und dann weiterzuziehen …«
Connor bedachte sie mit einem schiefen Grinsen. »Du meinst, ich bin deine guyanische Ablenkung?«
»Ja. Ich denke, so könnte man es nennen.«
»Madi! Ich bin schockiert«, lachte Connor und ließ den Motor an.
»Was dem einen recht ist …«
»Ist dem anderen billig … in Ordnung, ich habe verstanden. Da gibt es nur ein Problem, Liebste …« Er legte den Gang ein und fuhr los. »Und das ist, dass ich dich liebe. Und nie zuvor jemanden geliebt habe. Da hast du es.«
Madi schwieg. Etwas an seiner Stimme verriet ihr, dass er es ernst meinte, und das berührte eine empfindliche Stelle tief in ihrem Inneren.
Aber sie war entschlossen, ihre Gefühle zurückzuhalten. Sie hatte sich fest vorgenommen, vorsichtig zu sein.
»Lass uns nicht weiter darüber reden. Fahren wir einfach zu deiner Wohnung und verbringen den Rest der Nacht zusammen.«
»Nur diese?«
»Ich werde es mir überlegen.« Sie tätschelte sein Bein. »Und danke, dass du mich gefragt hast.«
Trotz der späten Stunde rief Madi bei Matthew an, um ihm zu sagen, dass sie bei Connor übernachtete, weil sie wusste, dass er besorgt sein würde, wenn sie am Morgen nicht zu Hause wäre. »Matthew macht sich Sorgen um mich«, sagte sie zu Connor. »Meinst du, ich sollte seinen Rat befolgen und nach London gehen?«
»Das ist eine unfaire Frage. Ich will nicht, dass dir etwas passiert, aber, ganz egoistisch gesehen, will ich auch nicht, dass du abreist. Ich kann es immer noch nicht fassen, wie sehr ich dich vermisst habe.« Connor sah reichlich verdattert aus, und wieder bemerkte Madi, dass seine Verwirrung über diese neuen Gefühle echt war.
Sie liebten sich, und als er dann schlafend neben ihr lag, sein Atem gleichmäßig und tief, seine Hand vertrauensvoll mit der ihren verschränkt, überkamen Madi zärtliche Gefühle für diesen sanften Mann. Und sie musste zugeben, dass sie sich, wenn sie nicht aufpasste, ernsthaft in ihn verlieben könnte.
Das Schrillen des Telefons im Wohnzimmer weckte sie beide, und es dauerte eine Weile, bis Connor es erreichte, denn erst musste er die Gittertür am Ende des zu den Schlafzimmern führenden Flurs aufschließen. Nachdem in seiner Abwesenheit bei ihm eingebrochen worden war, hatte Connor, wie viele ausländische Bewohner, den Alkohol, die Stereoanlage, Kamera und persönliche Wertgegenstände hinter Metallgittern verschlossen und auch eine Sicherheitstür zu diesem Teil des Hauses anbringen lassen.
Er sah auf die Uhr, es war noch vor sieben, und als er Matthews Stimme hörte, begann er ihm rasch zu versichern, dass Madi immer noch bei ihm war.
»Ich weiß Bescheid, das ist nicht der Grund meines Anrufs. Johns hat mich gerade angerufen. Offenbar hat es in der Goldmine einen größeren Unfall gegeben, es ist der Teufel los, allerdings haben wir bisher nur wenige Informationen. Aber ich dachte, du solltest es wissen.«
»Was für einen Unfall?«
»Zuerst hieß es, es sei ein großes Leck im Damm entstanden, dann, dass der ganze Damm kurz vor dem Zusammenbruch stehe.«
»Geht es um das, was
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