Der Gesang des Wasserfalls
geplantes Machtspiel handelte, arrangiert von Xavier, Pieter und Kate. Einen Moment lang fühlte sie sich schuldig, dass auch sie unwissentlich dazu beigetragen hatte, Connor in diese Situation zu bringen.
Dann kam, fast wie auf ein Stichwort, eine von Kate angeführte Gruppe Indios den Pfad hinauf, einige mit Körben voller Pflanzen beladen. Kate versammelte sie in einem Halbkreis am Rande des Hofs, und Amelia kam mit einem Tablett voller Erfrischungsgetränke für sie heraus. Kate rief Pieter zu: »Ihre Exemplare sind eingetroffen, Doktor. Zeit, an die Arbeit zu gehen.«
»Vielleicht möchten Sie meine Arbeit ein bisschen näher kennen lernen?«, fragte Pieter. »Ich glaube, manche der von den Indios gesammelten Pflanzen könnten höchst interessante Eigenschaften haben.«
»Natürlich«, erwiderte Connor, und sie gingen gutgelaunt auf die Indiogruppe zu.
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Achtzehntes Kapitel
A ntonio Destra parkte auf dem Hof des Indiohospizes in Georgetown, zündete sich gemächlich eine Zigarette an und schlenderte zwischen den Indios herum, die Webereien und Gebrauchsgegenstände für den am Wochenende stattfindenden Markt herstellten. Dass er zu der Verabredung mit Xavier bereits zu spät kam, kümmerte ihn nicht im Geringsten. Es konnte nicht schaden, den Indio ein bisschen schmoren zu lassen.
Er drückte die Zigarette mit der Schuhspitze aus, ging hinein und wurde sofort zu Xaviers Büro geführt. Eine Sekretärin mit einem Stenoblock verschwand auf ein Nicken Xaviers.
»Guten Morgen, Xavier«, sagte Antonio jovial. »Treffen Sie noch letzte Vorbereitungen für Ihre Kundgebung? Ich muss sagen, es überrascht mich ein wenig, wie viel Unterstützung Sie bei den Eingeborenen zusammengetrommelt haben. Aber es ist gut, diese Revolte gegen die Marginalisierung von Minderheiten zu erleben. Passt ausgezeichnet in die neunziger Jahre, macht viele Politiker unruhig.«
»Ich halte es eher für ein gutes Zeichen, wenn Politiker unruhig werden, Sie nicht auch?«, sagte Xavier ruhig, blieb aber auf der Hut, weil er Destra für einen Mann hielt, dem nicht zu trauen war. Bei einem früheren Treffen im Hospiz hatte er den Eindruck gewonnen, Antonio Destra sympathisiere mit der Sache der Indios, weil er sich davon einen wie auch immer gearteten persönlichen Vorteil versprach.
»So ist es, Hombre. Ich schätze, einige der Jungs im Büro des Premierministers zerbrechen sich ganz schön den Kopf darüber, worauf Sie wirklich hinauswollen, Xavier, und was Sie sich von alldem versprechen?«
»Unser Volk fordert nur seine Rechte, seine Würde. Wenn die Zeit es verlangt, dass wir dafür auf Konfrontationskurs gehen müssen, dann lässt sich das nicht ändern. Es gibt viele andere Minderheitsgruppen in Guyana, die sich an uns orientieren.«
Destra öffnete seinen Aktenkoffer, nahm einen großen, braunen Umschlag heraus und warf ihn vor Xavier auf den Tisch. Es war nichts Einschüchterndes an seinem Verhalten, aber Xavier wusste instinktiv, dass der Umschlag nichts Gutes enthielt. Er machte keine Anstalten, ihn zu öffnen.
»Traurig, dieses Leck in der Goldmine«, bemerkte Destra und wechselte damit plötzlich das Thema, ohne den Umschlag weiter zu beachten. »Sollte als Warnung für alle Minenunternehmen im Lande dienen, nicht wahr?«
»Ja, es war wirklich ein Unglück. Der Schaden für den Lebensraum und die Lebensgewohnheiten meines Volkes wird noch lange nicht behoben sein. Es dient, wie Sie sagen, als Warnung. Die rücksichtslose Ausbeutung unseres Landes kann nicht in dieser Weise fortgesetzt werden.«
Destras Gesichtsausdruck blieb neutral. »Aber es war auch ein gottgesandter Vorfall für diejenigen, die gegen die multinationalen Minenkonzerne Front machen.«
Xavier fragte sich, worauf Destra hinauswollte. Er wusste, dass das große Leck im Damm ein politisches Geschenk gewesen war, aber das würde er Destra gegenüber nicht zugeben. »Wir hätten es vorgezogen, wenn das Unglück nie passiert wäre. Wir haben auch ohne solche Katastrophen genügend gute Argumente für unsere Sache.«
»Allerdings. In der Tat. Und aus eben diesem Grund denke ich, Sie sollten einen Blick auf gewisse Unterlagen werfen, die mir in die Hände gekommen sind.« Er beugte sich vor, tippte mit dem Zeigefinger auf den Umschlag und sah Xavier durchdringend an.
Xavier öffnete den Umschlag, zog einen Stapel Fotos heraus und sah sie langsam durch, ohne sich irgendeine Reaktion anmerken zu lassen. Als er fertig war, steckte er sie in den Umschlag
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