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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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zurück und schob ihn zu Destra. Er sagte nichts.
    Destra schwieg ebenfalls. Es war ein Messen der Willenskraft. Der Kolumbianer gab als erster nach.
    »Allmächtiger, Xavier, die Fotos sind Dynamit«, rief er. Verärgert über die stoische Miene des Indios, nahm er die Fotos aus dem Umschlag und breitete sie auf dem Tisch aus. »Sehen Sie sich das an, Mann. Jedes Foto zeigt Sie, wie Sie da beim Leck der Kolumbus-Goldmine herumschleichen – kurz bevor der Damm bricht.«
    Xavier hatte sofort erkannt, dass die mit Teleobjektiv aufgenommenen Fotos ihn verdächtig aussehen ließen. Sie waren aufgenommen worden, als er heimlich die Goldmine besuchte, nachdem er durch die Dorfbewohner von den vergifteten Fischen gehört hatte.
    »Wer hat die Fotos gemacht?«, fragte er ruhig und verbarg die Wut, die in ihm aufstieg. Er wusste, dass die Fotos, wenn sie in die falschen Hände gerieten, politischer Sprengstoff wären.
    »Natürlich kann ich meine Quelle nicht preisgeben, und es besteht noch die Möglichkeit, dass weitere Abzüge kursieren.« Destra machte eine kurze Pause. »Wie Sie wissen, habe ich die Sache der Indios und Ihre eigene Karriere stets unterstützt.« Xavier nickte zustimmend. »Ich bin bereit, meine Kontakte zu nutzen und ohne viel Aufsehen die Negative und alle Abzüge zu erstehen. Der Besitzer droht, sie an die Zeitungen zu verkaufen. Ich habe ihm ein besseres Angebot gemacht.«
    Xavier atmete tief durch. »Vielen Dank, Antonio. Sie haben unserer Sache sehr geholfen, und ich bin sicher, dass wir eines Tages Möglichkeiten finden werden, uns dafür erkenntlich zu zeigen.«
    »Gewiss doch. Das werden Sie bestimmt.« Dann schlug Destra einen weniger ernsthaften Ton an. »Na gut, ich muss jetzt gehen. Freut mich, dass ich Ihnen von Nutzen sein konnte. Es zahlt sich aus, wenn Freunde zusammenhalten, finden Sie nicht auch? Besonders in diesen schwierigen Zeiten.«
    Xavier schwieg einen Moment. »Ja, da haben Sie wohl Recht. Übrigens, Antonio, machen Sie Geschäfte mit der Kolumbus-Goldmine?«
    Destra lächelte. »Ja, allerdings. Ich habe ihnen Pumpen und andere Maschinen geliefert, um die entstandenen Schäden zu reparieren. Sie sind ausgezeichnete Kunden, sie wissen, wann und wie man einen guten Handel abschließt.«
    Ihre Blicke trafen sich für ein paar Sekunden, und sie nickten einander wissend zu. Destra sammelte die Fotos ein und steckte sie zurück in den Umschlag. Sie schüttelten sich die Hand, dann verließ Destra das Büro und winkte Xavier von der Tür aus noch einmal freundlich zu.
     
    Nach Georgetown zurückgekehrt, musste Madi den ›Kulturschock‹ überwinden und sich erst wieder an das Stadtleben gewöhnen. Sie versuchte, Matthew die Schönheit der Rupununi zu vermitteln und den starken Eindruck, den sie auf sie gemacht hatte, die wunderbare Natur, die faszinierenden Menschen und Kate McGrath. Er lächelte und goss ihr einen Willkommensdrink ein. »Und, hat es Connor auch so gut gefallen?«
    »Ich glaube schon. Aber er betrachtet die Dinge aus einer anderen Perspektive. Das ist manchmal etwas entnervend.«
    »Was meinst du damit?« Matthew streckte sich aus und legte die Füße aufs Sofa.
    »Geldmenschen sind schwer zu knacken.«
    »Persönlich oder beruflich?« Matthew hob fragend die Augenbrauen.
    »Beruflich. Pieter erschien in Caraboo, auf Veranlassung von Xavier, wie sich herausstellte. Sie haben meinen Vorschlag aufgegriffen, sich an Connor und die IFO zu wenden, damit sie ein pharmazeutisches Projekt unterstützen, das für die Indios aufgebaut wird.«
    »Ist so was denn realistisch? Klingt für mich sehr langwierig und riskant.«
    »Nicht, wenn es richtig gemacht wird.«
    »Das ist nicht mein Gebiet. Ich habe genug damit zu tun, mit den täglichen Dramen in einer einzigen kleinen Bauxitmine fertig zu werden.«
    »Aber mich interessiert es, Matt. Ich möchte daran beteiligt sein, etwas Konstruktives in Bewegung zu setzen.« Ihre Augen funkelten, und ihre Stimme war von einer neuen Leidenschaft erfüllt.
    »Himmel, Madi, seit wann denn das? Du bist immer nur eine ziemlich laue Grüne gewesen. Worauf fußt denn dein plötzliches Engagement? Auf einem Abo der
Greenpeace
-Zeitschrift? Wie oft hast du zu Hause in Australien an Demonstrationen teilgenommen oder irgendwas getan, um Umweltschützern oder Naturschutzgruppen zu helfen? Du warst nur verbal eine Grüne, hast alles geschluckt, was die Radikalen von sich gaben. Hast du überhaupt wahrgenommen, wie sich die Einstellung der

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