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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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schlendern. »Hören Sie, mein Name ist Madison Wright. Vielleicht sollten wir uns einander vorstellen.«
    Wieder lächelte er breit und reichte ihr die Hand. »Das is nett von Ihnen, Miss Wright. Ich bin Lester Styles.«
    Sie bogen in einen anderen Gang voller Körbe mit Obst und Gemüse. Aber es gab keine große Auswahl. »Was ist das da?« Sie deutete auf ein Häufchen braunes Gemüse, das auf einer Grasmatte ausgebreitet lag.
    »Maniok. Das Brot der Indios.« Lester erklärte, dass Maniok sehr stärkehaltig war und deshalb die Grundnahrung der Waldindianer bildete. Es gab keine Kartoffeln, nur Edos und Yamswurzeln und Brotfrüchte und eine große, bleiche Frucht, die Plantain genannt wurde und wie eine Banane aussah. »Die da brät oder kocht man. Manche zerdrücken sie zu Mus. Die Indios tun viel aus Maniok machen, auch ein Getränk, sehr stark, machen Mehl draus oder tun ihn wie Kartoffeln essen.«
    Madison hob ein Bündel langer grüner Schlangenbohnen auf. »Die hier gefallen mir. Was gibt es denn hier für typische Gerichte?«
    »Oh, Pökelfleisch, Pfeffertopf, Blutwurst und Pfeffersoße zu allem.« Er griff nach einer Handvoll roter Chilis. »Die sind für Pfeffersoße. Sehr scharf.«
    »Was kommt außer Chilis sonst noch in den Pfeffertopf?«
    Lester gefiel sich allmählich in der Rolle des Fremdenführers und erwärmte sich mit lächelnder Begeisterung für diese Aufgabe, während sie zum Taxi zurückgingen. »Schweinskopf, Schweinsohren, Schweinsfüße, Kassareep, Kalbsfüße. Riecht sehr stark. Kassareep kommt von Kassave. Das is Maniok. Pfeffertopf is Indioessen.«
    Madison verzog das Gesicht. »Klingt nicht sehr appetitanregend.«
    »Oh, Sie müssen Labba essen und schwarzes Wasser trinken«, fügte Lester aufmunternd hinzu. »Wenn Sie das machen, kommen Sie immer nach Guyana zurück.«
    »Was ist das? Ein Zaubertrank?«
    »Labba is so groß wie 'n kleiner Hund, wie 'ne große Ratte. Schwarzes Wasser is Bachwasser. Wir nennen es schwarz, weil es dunkel is von Mineralien und Wurzeln. Aber is sauber, is süß, gut zum Trinken.«
    Madison sah in zweifelnd an. »Ich weiß nicht, ob ich so wild darauf bin, Ratten zu essen. Aber ich muss eindeutig noch mehr über dieses Land erfahren.«
    Als sie beim Taxi ankamen, öffnete Lester ihr die Tür, und Madi schlüpfte auf den Rücksitz. »Sie wolln was über Guyana lernen, ja?« Er sagte das ganz ernst und lächelte nicht dabei.
    Madison schaute diesen Mann an, den sie erst vor zwei Stunden kennen gelernt hatte und der ihr jetzt bereits wie ein alter Freund vorkam. »Ja, ich glaube schon.«
    »Gut, wir fahrn zur Bibliothek«, verkündete er. »Keine Bange, is nich weit.«
     
    Das Taxi bog um eine Ecke, und Madison japste staunend auf, als sie aus dem Fenster sah. »Da, schauen Sie sich das an!«
    »Was, wo?«
    »Da! Diese Blumen, die Seerosen auf dem Kanal!«
    Der Verkehr wurde durch einen breiten Kanal in der Mitte der Straße geteilt. Er war ganz mit rosa Blüten bedeckt, die sich breit und stolz auf langen Stengeln über ein Meer von flachen grünen Blättern erhoben, die auf der Oberfläche des brackigen Wassers schwammen.
    »Das is Lotos.« Lester fuhr an den Rand der Straße und hielt an.
    »Hat Lotos einen Geruch?«
    »Weiß nich. Mal sehn. Ich zeig Ihnen was.« Ohne auf den vorbeirauschenden Verkehr zu achten, sprang er aus dem Wagen und lief zum Rand der abfallenden Uferböschung, Madison folgte ihm. Lester beugte sich vor, um eine der Blüten greifen zu können, rutschte aus und versank knöcheltief im schwarzen Schlamm.
    »Oh, passen Sie auf.« Madison schleuderte ihre Sandalen von den Füßen. »Warten Sie, ich helfe Ihnen.« Schritt für Schritt tastete sie sich zu Lester vor und hielt ihm ihre Hand hin. »Stecken Sie fest?«
    »Bisschen. Ich wollte an die Knospe ran, sehn Sie, die grüne Kapsel.« Sie hielt ihn am Arm fest, und er lehnte sich weit hinaus und packte die tassenförmige Kapsel, in der die Samen wie eingenäht in aufgeschlitzten grünen Säckchen lagen. Autos hupten, aber sie achteten nicht darauf. »Sehn Sie hier, die Samen …« Er drückte ein dickes Samenkorn aus seinem Loch, pulte die äußere Hülle um einen weißen Kern ab und steckte ihn sich in den Mund. Den nächsten gab er Madison. »Hier, probiern Sie mal.«
    Madison biss in den Samen. »Schmeckt wie eine Nuss, ein bisschen wie Cashewnüsse. Gut. Vielen Dank, Lester, dass Sie sich meinetwegen solche Mühe gemacht haben.«
    Als er wieder hinter dem Steuer saß, zog Lester

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