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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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    Madi faszinierte ihn mehr als die meisten, und er fragte sich unwillkürlich, was wohl aus ihr werden würde. Würde sie als gestrenge Hoteldirektorin enden, bis spät in die Nacht arbeiten, um dann in ihre einsame Wohnung zurückzukehren? Oder würde sie das alles über Bord werfen, wenn sie den richtigen Mann fand, sich niederlassen und eine Familie gründen? Ihm wurde plötzlich bewusst, dass sie eine gute Ehefrau und Mutter abgeben würde – humorvoll, gut zu haben und warmherzig, genau wie Matthew seine Schwester beschrieben hatte. Er und Madi schienen aus einer behüteten und liebevollen Mittelschichtsfamilie zu kommen.
    Connor maß Madis Bemerkung, sowohl Beruf als auch Familie haben zu wollen, wenig Gewicht bei. Frauen, bei denen er das erlebt hatte, waren am Ende erschöpft und frustriert, weil sie nie genug Zeit zu haben schienen, entweder das eine oder das andere richtig zu machen. Und für die Ehefrauen von Männern, die wie er ständig von Land zu Land zogen, war das mit Sicherheit ganz unmöglich.
    Als sie den Club verließen, bemerkte Madison, dass Antonio Destra jetzt inmitten einer Gruppe teuer gekleideter Frauen verschiedener Hautfarben saß, die alle fröhlich durcheinander schnatterten und lachten. »Da ist Antonio«, flüsterte sie und stieß Connor an.
    »Versprüht seinen Charme, wie gewöhnlich. Der Mann ist unermüdlich. Das sind alles Ehefrauen von hohen Tieren hier in der Stadt. Sie können also davon ausgehen, dass er nicht nur locker mit ihnen plaudert. Aus all dem Klatsch und Tratsch, den sie da austauschen, zieht er seine Vorteile. Wenn auch nur Gott allein weiß, welche das sind.«
    »Vielleicht mag er Frauen einfach, obwohl er glücklich verheiratet zu sein scheint.«
    »Praktisch jeder Mann in Südamerika mag Frauen. Das ist hier so was wie eine allgemeine Leidenschaft.«
    »Das sind doch Klischees.« Sie versetzte ihm einen Rippenstoß.
    Connor schickte sie mit dem Taxi nach Hause, da er noch einen Termin in der Stadt hatte, und Madi beschloss, sich den Nachmittag über auszuruhen, um für den Empfang frisch zu sein. Sie fand die schwülheiße Luft dieses Landes ziemlich strapaziös und freute sich für gewöhnlich auf ihre Nachmittagssiesta. Doch heute war sie zu aufgedreht nach dem Lunch und beschloss, ihr Buch aus der Bibliothek mit in die Hängematte auf der Veranda zu nehmen. Sie war froh darüber, etwas Zeit zu haben, sich in die Geschichte der pistolenschwingenden Gwen Richardson zu vertiefen.
    Sie schlug das Buch auf und sah sich erst mal die Fotos an. Gwen und ihre Pistole nahmen die Titelseite ein. Danach war sie kaum mehr auf den Bildern zu sehen, da sie selbst die Fotos gemacht hatte, die sie zur Illustration ihren Beschreibungen beigefügt hatte, darunter waren Ansichten von Georgetown, dem Fluss und den Bootsleuten, die ihr kleines Boot um die Stromschnellen herumtrugen. Madi war entzückt zu lesen, dass Gwen ein Dienstmädchen aus Georgetown eingestellt hatte, um mit ihr zu reisen. Gwen beschrieb Leonora als
»… ein junges Mädchen vom Demerara … ihre Mutter war reinblütige Indianerin, aber Leonora konnte Englisch sprechen … war aber so hölzern und gleichmütig, dass ich zuerst dachte, sie würde sich als dumm erweisen, was sie jedoch bei weitem nicht war … ihr teilnahmsloses Verhalten war eine Maske, hinter der sie sich oft verbarg, um ihre fröhliche Natur nicht zu zeigen.«
    Dann fiel Madi die Aufnahme eines schmucken Mannes in Uniform ins Auge. Trotz seines strengen Gesichtsausdrucks war er ein echter Errol-Flynn-Typ, mit Schnurrbart und allem. Die Bildunterschrift lautete nur Major Maurice B. Blake. Ob Gwen den wohl mit in den Dschungel genommen hat, dachte Madi. Gott, nur allein sein Aussehen würde mich dazu bringen, ihm bis zu den Quellen des Amazonas zu folgen. Ich glaube, an Gwens Abenteuer ist mehr dran, als der Titel des Buches ahnen lässt.
    Sie blätterte zu einem anderen Foto, diesmal von einem Dschungelcamp, in dessen Einsamkeit sich Gwen ganz zu Hause zu fühlen schien. Auf der gegenüberliegenden Seite war es beschrieben:
    »Nachdem ich nun meine eigene Anlegestelle und so viel gutes Material hatte, mit dem ich arbeiten konnte, setzte ich alles daran, mein Lager so hübsch wie möglich zu gestalten. Keiner der Bäume oder Büsche am Ufer wurde abgeschlagen, und sie sahen vor dem Hintergrund des dunklen, glitzernden Wassers sehr dekorativ aus. Von meinem Zelteingang auf der Kuppe des Hügels aus konnte ich über die Baumwipfel

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