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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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gespreizten Beinen auf dem Bug, summte vor sich hin, klopfte den Rhythmus dazu auf das Holz des Bugspriets und ließ die Füße über Bord baumeln.
    Madison hatte sich hinter ihm auf die Deckplanken gesetzt, den Rücken an die Kabinenwand gelehnt, die Knie umschlungen, betrachtete sie die vorüberziehende Landschaft rechts und links des breiten Flusses. Sie hatte die anderen auf dem Achterdeck verlassen, um ihren ersten Eindruck dieser Landschaft ohne Ablenkung zu genießen. Zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, das wirkliche Guyana zu sehen. Obwohl es nicht das tiefe Innere des Landes war, das Gwen in ihrem Buch beschrieben hatte, bekam sie bereits den Geschmack, den Geruch und das Gefühl dafür.
    Der breite, rötlichbraune Fluss schwappte gegen das geheimnisvolle, schattige Gewirr des Unterholzes, das sich als undurchsichtige Wand an beiden Ufern erhob. Sie sehnte sich danach, hinter diesen verlockenden grünen Mauern auf Entdeckungstour zu gehen, stellte sich kleine Siedlungen und Dörfer entlang schmaler Trampelpfade vor. Und weiter im Inland, meinte sie, müssten Bäche und Flüsse sein, die sich durch den nahezu undurchdringlichen Dschungel schlängelten, verborgene Wasserfälle und Stromschnellen, überragt von nebelverhangenen Bergen.
    Das dichte tropische Grün zog sich lange Strecken am Ufer entlang, und wenn sie dann um eine weite Biegung des Flusses kamen, tauchten hier und da kleine Ansammlungen von Booten auf, ein grob gezimmerter Landungssteg, eine Lichtung, auf der palmgedeckte Hütten standen. In der Nähe eines dieser Dörfer hielt ein Junge in einem kleinen Kanu sein Paddel still, um die Luxusjacht aus Georgetown vorbeirauschen zu sehen. Madi winkte und war entzückt, als der Junge ihren Gruß mit dem Paddel erwiderte.
     
    Der Oberst ließ von Kevin eine Kühlbox öffnen, die gefüllt war mit Eis und Flaschen, die selbstgemachten Rumpunsch enthielten. »Spezialität des Hauses«, verkündete er großspurig. Plastikbecher mit Punsch wurden herumgereicht, der Fruchtsaft überdeckte kaum die kräftige Rumbeimischung. Madi schloss sich ihnen wieder an, sie hielt sich am Handlauf fest, während sie sich vorsichtig an der Bordwand entlang tastete. Connor half ihr und bot ihr einen Drink an. »Na, ich kann mir weniger angenehme Möglichkeiten vorstellen, den Samstagmorgen zu verbringen. Wie gefällt Ihnen die Landschaft?«
    »Wunderbar. Absolut hinreißend. Aufregend, genau wie Gwen es in dem Buch beschrieben hat, von dem ich Ihnen erzählt habe. Aber lieber Himmel, ist das heiß hier in der Sonne.«
    »Ha, erinnern Sie sich daran, was Noel Coward sang? Nur Verrückte und Engländer wagen sich in die Mittagssonne.«
    »Genau!«, rief der Oberst und übergab das Steuer an Sharee. »Folgen Sie einfach dem Fluss, Herzchen, Sie können nichts falsch machen … fahren Sie nur nicht zu nahe ans Ufer.« Er ließ die Schiffssirene ertönen, und der immer noch auf dem Bug hockende Andy schreckte auf. »He, Andy, Handy Andy. Komm her und pass ein bisschen auf die Lady hier auf.«
    »Auf das gute Leben«, sagte Kevin, und alle erhoben ihre Plastikbecher. »Der hat es aber in sich!«, keuchte er, als er nach einem großen Schluck wieder zu Atem kam. »Schätze, den könnte Guyana Airways glatt als Treibstoff verwenden.«
    »Ich arbeite daran.« Olivera lachte schallend. »Ja, es ist ein gutes Leben, Kevin, wenn man sich auf der richtigen Seite befindet.« Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, und er wurde ernst, als er sich auf einem breiten Deckstuhl niederließ, auf dem in großen Buchstaben
El Capitan
stand. »Manche Leute in Guyana reden von der guten alten Zeit und meinen damit die Zeit, als die Engländer hier noch das Sagen hatten. Selbst heute sehnen sich viele der Älteren noch danach zurück. Sie sahen es nicht als koloniale Unterdrückung, glaubten einfach, es wäre gut, zum Empire zu gehören, weil dieses Empire britisch war. Gott hatte es einfach so bestimmt.«
    »Das Gleiche könnte man auch über den Einfluss der Briten auf Australien sagen, bis noch vor ein paar Jahrzehnten«, sagte Matthew.
    Der Oberst nahm einen Schluck von seinem Rumpunsch. »Ich bin portugiesischer Abstammung mit ein bisschen indischer Beimischung. Wir schauen auf die Afrikaner herab, weil sie Nachfahren von Sklaven sind, dabei wurden die Portugiesen und Inder als Vertragsarbeiter hergebracht, was nur wenig besser war als Sklaverei, glauben Sie mir. Die Portugiesen arbeiteten sich rasch von den Zuckerrohfeldern hoch und

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