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Der Geschmack der Gewalt

Der Geschmack der Gewalt

Titel: Der Geschmack der Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Bill
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alles um Wahlmöglichkeiten. Und Sie haben sich für die falsche entschieden.«
    Angus zerbiss den Rauch, drehte sich zu Fu und schnellte nach vorn, lenkte die orangefarben marmorierte Glut in Fus linke Wange. Tabak und Asche stieben hervor. Reifen bellten. Fu zuckte nach vorn, behielt aber eine Hand am Steuer. Angus drehte Oberkörper und Schulter nach oben vom Sitz weg und rammte Fus Kopf mit seinem Schädel. Wieder und wieder. Donnerte ihn gegen das Fenster auf der Fahrerseite. Fu versuchte, ihn mit den Handflächen abzuwehren. Angus kippte nach hinten. Der Sitzgurt blockierte. Er bäumte sich auf. Bekam den Nacken frei. SeinKopf knallte gegen das Fenster. Mit den Händen tastete er am Sitz herum, fand die Schließe des Gurts. Fummelte an dem Knopf. Der Tahoe wurde langsamer, fuhr von der Straße. Der Gurt löste sich.
    Der Wagen stand im Leerlauf halb auf der Straße neben einem Stacheldrahtzaun, der eine Weide mit altem Heu einfasste. Angus drückte den Rücken gegen die Beifahrertür. Zog die Beine an die Brust. Rammte Fu die Stiefel gegen den Kopf. Donnerte ihn durch das Fenster. Glas regnete regenbogenfarben heraus. Aus Fus Kopf rann Blut. Angus trat noch einmal zu. Schaute, wo der Anzünder saß. Drehte dem Armaturenbrett den Rücken zu. Presste sich dagegen. Seine Finger fanden den Anzünder. Drückten ihn herunter.
    Fus Augenlider flatterten. Blut lief ihm aus Nase, Mund und einer klaffenden Wunde an der linken Schädelseite. Seine Brille hing ihm von der Nase, beide Gläser waren zerbrochen.
    Der Anzünder ploppte. Angus fingerte ihn heraus. Bog das Handgelenk, drückte das heiße Ende auf die Kabelbinder. Roch das Verbrannte. Versengte Haut und Plastik. Spürte, wie seine Hände freikamen.
    Fu schüttelte den Kopf. Drehte sich zu Angus, benommen. Angus füllte Fus Sichtfeld mit Knöcheln. Griff über ihn hinweg. Öffnete die Fahrertür. Stieß ihn raus. Fu landete mit dem Gesicht in angewärmtem Gras und versuchte wegzukriechen, zur Besinnung zu kommen. Angus stieg aus, steif. Ging zu ihm hinüber, beugte sich hinunter. Schlug ihm auf den Hinterkopf. Drückte ihm ein Knie auf die Wirbelsäule und nahm ihm die Brieftasche ab. Alte Gewohnheiten lassen sich schwer ablegen.
    Angus wandte sich dem Tahoe zu. Zog ein Bündel Geldscheine aus der Brieftasche. Steckte sie sich in die Hosentasche. Ließ die Brieftasche fallen. Spürte, wie Schmerz seine linke Niere durchschoss. Dann seine Wirbelsäule. Sank auf die Knie. Spürte, wie Hände nach seinen Haaren griffen. Drehte sich nach linksund verpasste Fus linkem Oberschenkel einen rechten Haken. Schoß einen Aufwärtshaken in seine Weichteile ab. Fu machte kleine Trippelschritte rückwärts. Angus stand auf, ein Ellbogen traf ihn. Ein Knie. Er steckte beides weg, spürte den blutigen Schnitt quer über den Schädel. Schickte einen Wirbel kurzer Geraden und Haken zurück, die Fu mit den Armen parierte. Angus machte einen Low Kick. Sein Schienbein traf Fus. Er ließ eine Gerade folgen, von der Fus Gesicht erschlaffte. Die ihn nach hinten fliegen ließ. Dafür sorgte, dass sein Körper zuckte und sich krümmte.
    Angus trat einen Schritt zurück, keuchend, mit erhobenen Armen. Erschöpft. Die Schusswunde schmerzte.
    Er begann zu lachen. Fu war in den Stacheldraht gestürzt und hatte sich verfangen. Bei jeder Bewegung schnitten ihm die Stacheln tiefer ins Fleisch.
    Angus humpelte zu dem leerlaufenden Geländewagen. Stieg ein. Schaltete auf Drive.
    *
    Whalen blieben bis zu seiner Anhörung in Sellersburg weniger als sechsunddreißig Stunden. Weniger als sechsunddreißig Stunden, um diese beiden, Angus und Liz, zu finden. Aber er war zu lange nicht bei der Farm gewesen. Er musste nach seinem Neffen schauen, wie er es alle paar Wochen tat. Er machte einen Umweg, nahm die Straße die Hügel hinab und erinnerte sich an den Notruf, der an jenem Tag vor beinahe fünf Jahren über Funk hereingekommen war. Wie er als Erster am Tatort eingetroffen war, schon von Weitem den alten Ford gesehen hatte, seine fransige Silhouette auf der Straße. Er war aus dem Wagen gehechtet. Hatte Doddy gefunden, ihre Schönheit auf dem Asphalt zerplatzt und verteilt. Der Schädel geborsten. Fliegen summten in der Hitze. Das Ungeborene in ihr, tot oder im Begriff zu ersticken. Gutdrei Meter daneben stand der noch warme Ford. Was von Reese übrig war, war auf der Fahrerseite über den Kotflügel versprengt. Zog sich quer über die Motorhaube. Der Lauf der Kaliber 16 lag über seiner Schulter.

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