Der Geschmack der Liebe
Personalbüro Ihre Unterlagen abholen und gehen. Sie sind entlassen.“ Drohend blickte er sich um. „Ich dulde weder Widerspruch noch Faulheit!“
„Entschuldigen Sie, Herr Hansen“, mischte sich Hubertus Braun sichtlich verärgert ein. „Aber …“
„Wenn ich möchte, dass Sie Ihre Meinung kundtun, dann sage ich Ihnen das“, unterbrach Daniel ihn rüde. „Und jetzt raus hier! Außer, Sie wollen Ihrer kleinen Kollegin folgen. Sie werden schließlich nicht dafür bezahlt, Kaffee zu trinken. Sie sollen dafür sorgen, dass wir Kaffee verkaufen.“ Während ihre Kollegen bedrückt den Raum verließen, starrte Luisa noch immer geschockt den neuen Geschäftsführer an, der sich mit einem süffisanten Grinsen noch einmal zu ihr wandte, um sie hinauszukomplimentieren.
„Wenn ich jetzt bitten dürfte. Unbefugte haben hier nichts verloren!“
„Du musst das positiv sehen“, fand Molly zum x-ten Mal und goss Luisa eine Tasse Tee ein. Luisa nahm einen Schluck und verzog das Gesicht. Was war das denn?
„Was bitte ist positiv daran, dass mich dieser schnöselige Volldepp rausgeworfen hat, und kann ich bitte einen Kaffee haben?“
Molly blickte ihre beste Freundin an und zuckte bedauernd mit den Schultern.
„Tut mir leid, Kaffeeböhnchen, auf dein Allround-Hilfsmittel musst du verzichten. Meine Chefin ist eine Wald-und-Wiesen-Fee, außer Kräutertee kommt der nichts in den Laden.“
„Dass euch die Kunden nicht reihenweise abspringen …“
„Die kommen ja schließlich auch nicht, um sich hier gesund zu trinken, sondern um wahnsinnig schön zu werden. Und jetzt zurück zu dir. Vielleicht ist es ja ganz gut, dass du dich … na ja, nach was anderem umschauen musst. Vielleicht kannst du jetzt noch mal über ein eigenes Café nachdenken. Der Junior ruiniert Hansen Kaffee doch sowieso. Was du von dem erzählt hast, klingt danach, als könne der ja nicht mal eine Röstmaschine anstellen.“
Stumm nickte Luisa vor sich hin. Vielleicht waren Mollys Überlegungen gar nicht so verkehrt. Doch allein der Gedanke daran, dass Daniel Hansen nun in der Position war, seine „Modernisierungsmaßnahmen“ auf Kosten der Tradition von Hansen Kaffee durchzuführen, machte sie fuchsteufelswild. Aber was konnte sie schon dagegen tun? Sie war nur eine Rösterin. Eine arbeitslose noch dazu. Wahrscheinlich hatte Molly recht, und sie tat gut daran, sich so schnell wie möglich um eine neue Stelle zu kümmern. Luisa seufzte tief, Tränen stiegen ihr in die Augen. Dann konnte sie morgen also gleich Abschied von allem nehmen, was ihr lieb und teuer war: Maximilian Hansen, der Firma, einer Karriere, die sie sich dort erträumt hatte, ihren Kollegen, der fundierten Erfahrung, die sie früher oder später einmal zu einem eigenen Café hätte bringen sollen … eben ihrer ganzen Zukunft!
„Ach, Luisa, lass dich nicht hängen. Ich habe eine gute Idee, um dich auf andere Gedanken zu bringen! Wie wäre es mit einem coolen Haarschnitt?“
Luisa versuchte ein Lächeln zustande zu bekommen, während sie den Kopf schüttelte. Molly war ihre beste Freundin und ein prima Kumpel, aber ihre Vorstellung von „cool“ war von Luisas so weit entfernt wie die Venus vom Mars. Ein einziges Mal hatte sie sich auf Mollys Angebot, sie zu frisieren, eingelassen, und als sie hinterher in den Spiegel geguckt hatte … uah!
„Oder ein paar pinke Strähnchen? Pink macht fröhlich!“
Dazu musste nun gar nichts mehr gesagt werden. Luisa fischte in ihrer Handtasche nach einem Haargummi und band sich schnell die blonden Locken zum Zopf. Sicher war sicher.
„Keine Angst“, grinste Molly und schüttelte frech eine Flasche Directions Crazy Rasperry vor Luisas Nase, „ich zwinge niemand zu seinem Glück, auch wenn ich davon überzeugt bin, dass Blond und Pink eine hervorragende Kombination ergeben würden.“
„Klar, und ich gehe morgen mit pinken Locken zu der Beerdigung, oder wie?“ Luisa ließ den Kopf auf den Tisch sinken. Die Beerdigung! Seit fünf Jahren war sie nicht mehr auf einem Friedhof gewesen. Kein einziges Mal hatte sie das Grab ihres Vaters besucht, weil allein der Gedanke an den Tag seiner Beerdigung ihr wieder die Tränen in die Augen steigen ließ. Aber sie glaubte daran, dass ihr Vater, egal wo er jetzt war, auch so wusste, wie sehr sie ihn vermisste.
„Ich hasse Friedhöfe!“ Luisas Stimme klang dumpf.
„Ich weiß.“ Molly ließ die Haarfarbe Haarfarbe sein und streichelte beruhigend über Luisas Kopf.
„Ich glaub, ich geh da
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