Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Geschmack von Glück (German Edition)

Der Geschmack von Glück (German Edition)

Titel: Der Geschmack von Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
Vom Netzwerk:
sie eine Geschichte aufwärmte, die längst eingeschlafen war, die von seiner politischen Botschaft ablenkte, die seinem Wahlkampf schadete?
    Seufzend startete sie eine neue Suche, und sechs neue Meldungen über Graham Larkin erschienen auf der Liste. Sie schluckte und sah wieder aus dem Fenster – der Himmel wurde an den Rändern heller. In der Ferne schrien ein paar Möwen, und am Ende des Flurs ächzte der Boiler, als Mom die Dusche aufdrehte.
    Es wäre der völlige Wahnsinn: Sie müsste sich irgendwie das Auto nehmen, ohne es ihrer Mutter zu erzählen. Sie müsste dafür sorgen, dass niemand sie beim Stadtfest vermisste. Sie musste herausfinden, wo genau ihr Vater wohnte, und den Mut aufbringen, ihn um Geld zu bitten. Sie musste hoffen, dass die Graham-Story nicht schneller war als sie und dass alles mitspielen würde, wenn sie vor ihm stand – ihre Beine, die Stimme und die Nerven.
    Und wenn sie das wirklich durchziehen wollte – diese völlig verrückte Unternehmung, diesen verzweifelten Versuch, alles zu richten –, dann musste sie es jetzt tun.

  
----
Von:            [email protected]
Gesendet:   Mittwoch, 3. Juli 2013 23:01
An:              [email protected]
Betreff:       Re: (kein Betreff)
Es ist noch nicht zu spät. Du bringst die Kräcker mit. Ich meinen falschen Schnurrbart.

achtzehn
    Es hätte Graham nicht überraschen dürfen. Doch als er seine Hotelzimmertür öffnete und Harry im Sessel am Fenster sitzen sah, zuckte seine Hand an die Brust, als müsse sie ein heftig klopfendes Herz beruhigen.
    »Herrje«, sagte er und stieß dabei Luft aus. Harry hob einen Finger zum Zeichen, dass er gerade telefonierte, und warf ihm einen finsteren Blick zu. Graham ließ sich aufs Bett sinken und rieb sich mit den Handballen die Augen.
    Aus Harrys Gesprächsbeiträgen war nicht viel zu entnehmen, und als er das Telefon endlich sinken ließ, schwiegen sie beide. Grahams Blick wanderte über das Meer schmutziger Socken und verstreuter Kleider, Pizzakartons und Hoteltabletts zu seinem Manager. Dessen dünnes Haar war zerwühlt, und er trug eine Brille statt der üblichen Kontaktlinsen. Auf dem Tisch neben ihm stand ein Laptop, und Graham wusste, ohne auf den Bildschirm zu schauen, wonach er gesucht hatte, auch wenn er sich kaum vorstellen konnte, wie die Information so schnell zu ihm gelangt war.
    Doch Harry wusste ganz offensichtlich Bescheid über das, was vor nicht mal einer Stunde geschehen war. Und wenn er es schon wusste, dachte Graham, dann wusste es womöglich auch der Rest der Welt.
    »Wie bist du überhaupt hier reingekommen?«
    Harry kniff sich in die Nasenwurzel. »Ich habe am Empfang gesagt, du wärst wahrscheinlich besoffen und bewusstlos.«
    Graham runzelte die Stirn. »Wieso erzählst du so was?«
    »Weil ich mir nicht anders erklären kann, wieso du sonst Fotografen k.o. schlägst.« Das war zwar eindeutig ein Witz, doch in seinem Blick lag auch Ärger über das, was unweigerlich kommen musste: ein ausgewachsener Medien-Tsunami.
    »Wie du siehst, bin ich nicht besoffen.« Graham deutete mit dem Kopf auf den Computer. »Ist es schon im Netz?«
    »Noch nicht«, antwortete Harry.
    »Und woher weißt du –?«
    »Mitchell hat mich angerufen.«
    Graham sah ihn verständnislos an.
    »Der Produktionsassistent, der immer mit den Fotografen rumhängt«, erklärte er. »Das wird schnell rumgehen.«
    Das Telefon in Harrys Hand klingelte, er schaute auf die Nummer und legte es dann weg. Im Korridor hörte man die Familie aus dem Nebenzimmer treten. Sie waren vor ein paar Tagen angekommen, und als Graham ihnen zum ersten Mal im Gang begegnete, blieben alle unwillkürlich stehen. Der Vater kam als Erster wieder zu sich und schob seine Familie weiter, während eine seiner jungen Töchter die Hand vor den Mund schlug und ungläubig »Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott« murmelte. Selbst als sie in den Aufzug gestiegen waren, hörte Graham noch das helle Quietschen der beiden Mädchen und musste die ganze Zeit lächeln.
    Jetzt versuchte er, nicht daran zu denken, was sie wohl davon hielten, wenn sie sein Gesicht auf der Titelseite einer der Lokalzeitungen sahen, die immer im Foyer verstreut lagen. Wenn es morgen noch nicht passierte, dann mit Sicherheit übermorgen, das Foto wäre dunkel und körnig, darunter eine albern dramatische Titelzeile wie Larkin knipst das Licht aus .
    »Hat es nicht gereicht, seine Kamera zu zerstören?«, fragte Harry, und Graham

Weitere Kostenlose Bücher