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Der gewagte Antrag

Der gewagte Antrag

Titel: Der gewagte Antrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
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unbehaglich.
    “Nun, mit seinem Vater war er stets zerstritten, doch im allgemeinen hat man von ihm eine hohe Meinung”, antwortete Cully ruhig. “Ich habe mich diskret erkundigt und herausgefunden, dass die Bediensteten des Earl of Clermont große Stücke auf Lord Halstead halten, desgleichen dessen Freunde. Und als Offizier genießt er den Ruf eines außerordentlich befähigten und mutigen Mannes. Sogar Seine Gnaden, der Duke of Wellington, soll sich lobend über ihn ausgesprochen und es sehr bedauert haben, dass Seine Lordschaft nach dem Tode des ältesten Bruders Frederick auf Wunsch des Vaters die Armee verließ. Der Viscount soll scharfsinnig, umsichtig und ungemein großzügig sein. Lediglich bei Frauen scheint er kein Glück zu haben.”
    “Was mich betrifft, so hat dieser von Ihnen als Musterknabe hingestellte Mensch sich zu einer höchst peinlichen und erniedrigenden Wette verstiegen!”, warf Elinor frostig ein.
    “Auch das ist mir mittlerweile geläufig”, bestätigte Cully. “Ich will die Angelegenheit nicht verharmlosen, meine indes, dass er keineswegs der Anstifter des Mordanschlages ist. Ich habe zwar keinen Beweis, möchte Ihnen aber dennoch dringend empfehlen, vor Ihrem Vetter auf der Hut zu sein. Außerdem schlage ich vor, sich bezüglich der Flinte mit Lord Halstead in Verbindung zu setzen und ihn zu bitten, sich zum Verbleib seines Gewehres zu äußern. Ich bin sicher, es wurde ihm irgendwann gestohlen.”
    “Gut, Newcome kann Halstead schreiben”, willigte Elinor ein. “Das bringt uns vielleicht einen Schritt weiter. Veranlassen Sie, Mr. Jackson, dass mein Cousin beobachtet wird. Im Übrigen werden Sie Ihre Nachforschungen doch nicht abbrechen, nicht wahr?”
    “Nein, selbstverständlich nicht. Ich werde Sie ständig auf dem Laufenden halten, Madam.” Cully hielt inne und fügte nach kurzer Pause zögernd hinzu: “Gestatten Sie mir eine freimütige Bemerkung, Madam. Ihr Vetter redet in sehr abfälligem Ton über Sie. Mir scheint, er hasst sie und ist so dumm, das auch unumwunden zu erkennen zu geben. Man könnte daraus schließen, auch er sei nicht derjenige, der Langton gedungen hat, aber vom Gefühl her bin ich überzeugt, dass er der Drahtzieher ist. Wenn Sie erlauben, Madam, ziehe ich mich jetzt zurück.” Cully verneigte sich vor der Countess of Malplaquet, nickte den Herren zu und verließ die Bibliothek.
    Nachdem er gegangen war, bemerkte John kopfschüttelnd: “Es ist schrecklich, annehmen zu müssen, dass jemand Sie töten will, Madam, ob nun Mr. Tallboys oder Lord Halstead.”
    “Ich möchte das Thema nicht fortsetzen”, entgegnete sie beklommen. “Mr. Newcome, Sie werden noch heute an Halstead schreiben! Wenn wir Glück haben, ist das Rätsel, wie das Gewehr in Langtons Hände gelangt ist, schnell gelöst.”
    “Wie Sie wünschen, Madam.”
    Seit einer Weile hatte sie ein Gespür dafür entwickelt, wann Chad beunruhigt war, und merkte, dass er sich jetzt große Sorgen machte. Sobald der Verwalter und der Stallmeister sich entfernt hatten und der Bibliothekar an dem vor dem Kamin stehenden Bureau saß, bedeutete sie Chad, ihr in ihr Arbeitszimmer zu folgen. Dort angekommen, sah sie die Tante eingeschlummert im Sessel sitzen, die Stickarbeit auf dem Schoß, drehte sich zu Chad um und fragte ernst: “Was bedrückt dich?”
    “Ich weiß es nicht”, antwortete er ehrlich. “Manchmal habe ich den Eindruck, dass bestimmte Dinge aus meiner Vergangenheit mir wieder ins Gedächtnis zurückkommen könnten. Beim Besuch des Konstablers ist etwas Seltsames mit mir vorgegangen. Ich war irgendwie benommen, beinahe schwindlig, und hatte das Gefühl, kurz vor einer Erkenntnis zu stehen, ein Erlebnis, das furchtbar ist.”
    Er wirkte so angegriffen, dass Elinor nicht mehr an sich dachte und rasch erwiderte: “Möchtest du heute von deinen Pflichten entbunden werden, damit du dich ausruhen kannst?”
    “Nein, danke”, antwortete er beklommen. “Das Unwohlsein geht gleich vorbei.”
    “Ich hoffe, du lässt es mich wissen, falls du krank bist”, sagte sie weich. “Für Campions und mich musst du in der besten Verfassung sein.” Impulsiv streckte sie die Hand aus, legte sie Chad auf die Stirn und merkte, dass er kein Fieber zu haben schien. Er drückte ihr einen Kuss auf die Handfläche und raunte ihr zärtlich zu: “Wie mitfühlend du bist, mein Schatz!”
    “Ich muss dich so bald wie möglich allein sehen, ganz gleich, ob du dich wohlfühlst oder nicht. Hast du mich

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