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Der Gewinner Geht Leer Aus

Der Gewinner Geht Leer Aus

Titel: Der Gewinner Geht Leer Aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Stark
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vier Jahren Geschäfte miteinander gemacht. Griffith war sehr zufrieden gewesen mit diesem großzügigen Kunden, der ein natürliches Flair und als Sammler eine gewisse Kompetenz besaß, und es schmeichelte ihm, dass er, wenn Griffith ihm gelegentlich einen Rat gab, diesen auch befolgte. Doch dann war diese andere Seite ihrer Geschäftsbeziehungen zum erstenmal zur Sprache gekommen. »Es gibt Gemälde, die ich zu gern haben würde«, hatte Marino eines Abends in seiner Londoner Hotelsuite gesagt, nachdem er und Griffith bei einer Sotheby-Auktion gewesen waren. Marino war zweimal überboten worden, doch es war ihm gelungen, drei Bilder zu ersteigern. »Gemälde, die ich so gern haben würde, aber nie besitzen werde, und das ärgert mich.«
    »Warum werden Sie sie nie besitzen?« hatte Griffith gefragt.
    »Weil sie nicht verkauft werden. Entweder sie hängen in einem Museum oder sie sind Teil irgendeiner Sammlung, die nie auf den Markt kommen wird.«
    »Jeder hat einen unerfüllbaren Traum«, hatte Griffith gesagt. Er hatte noch immer gedacht, es handele sich um ein Gespräch über Hypothetisches, und nicht verstanden, worauf Marino hinauswollte.
    Doch das hatte dieser mit dem nächsten Satz erklärt:»Manchmal aber werden solche Gemälde gestohlen, und nie sieht sie irgend jemand wieder. Außer natürlich der Dieb und derjenige, dem er die Bilder verkauft.«
    »Das kommt vor«, hatte Griffith ihm zugestimmt und an den spektakulärsten Fall gedacht: den Raub der Mona Lisa und die noch jetzt, viele Jahre nach der Rückgabe, bestehenden Zweifel, ob im Louvre tatsächlich das Original hing.
    »Wenn ein Dieb mir einen solchen Schatz verkaufen würde«, hatte Marino gesagt, »würde ich schweigen wie ein Grab.« Und lachend hatte er fortgefahren: »Nicht dass ich je mit einem Dieb Geschäfte machen würde, nicht direkt jedenfalls, aber mal angenommen, Sie würden mir so ein Angebot machen, dann würde ich Ihnen natürlich vertrauen.«
    Und so hatte es begonnen. Griffith besaß bereits Kontakte zu dieser anderen, anrüchigen Welt, hatte für zwielichtige Leute zwielichtige Geschäfte eingefädelt und ein paarmal als Vermittler zwischen Dieben und Versicherungsgesellschaften agiert, und Marino hatte, wie sich herausstellte, tatsächlich einen Wunschzettel. In den vergangenen Jahren hatten sie zwar nicht alles, was darauf stand, abgehakt, waren aber doch sehr gut vorangekommen.
    Und auch Griffith war – vor allem finanziell – sehr gut vorangekommen, wenn auch in dem Wissen, dass er mit diesem Arrangement einen unwiderruflichen Schritt tiefer in diese dunklen Regionen hinabgestiegen war als je zuvor. Bis dahin hatte er wissentlich gestohlene Kunstwerke verkauft, er hatte wissentlich Fälschungen angeboten, aber er hatte noch nie einen Diebstahl bestellt . Doch genau das war es, was er in Paxton Marinos Auftrag getan hatte. Es war riskant gewesen, es hatte ihn Nerven gekostet, es hatte ihm schlaflose Nächte bereitet, doch genau das war es, was er getan hatte.
    Und jetzt sollte es irgendwie rückgängig gemacht werden. Griffith fühlte sich mit einemmal sehr müde, als hätte er sein Leben damit verbracht, einen Felsbrocken auf einen Berg zu rollen, nur um – viel zu spät – zu merken, dass es der falsche Felsbrocken war. Er sagte: »Pax, Sie können diese Bilder nicht einfach so verkaufen.«
    »Das weiß ich.« Marino, ohnehin schon der rastlose Typ, bewegte sich in seinem Drehstuhl hin und her. »Vor ein paar Monaten«, sagte er, »ist in der Jagdhütte eingebrochen worden. Sie haben Gott sei Dank nichts mitgenommen, und wir haben sie geschnappt, jedenfalls einige von ihnen, aber sie haben die Galerie entdeckt .«
    Diese Neuigkeit ließ Griffith frösteln. Er hatte sich auf Marinos kriminelle Wünsche nur unter der Bedingung eingelassen, dass die Bilder für immer verschwinden und in der normalen Welt nie mehr zu sehen sein würden. Er sagte: »Dann wissen die also Bescheid? Die Polizei aber nicht.« Womit er sagen wollte: Sonst wären wir beide schon im Gefängnis.
    »Nein«, sagte Marino, »die Diebe scheinen gar nicht zu ahnen, auf was sie da gestoßen sind. Man hat sie sehr gründlich verhört. Es sind Leute, die einen Rembrandt nicht von einem auf Samt gemalten Elvis unterscheiden können. Aber worauf ich hinauswill: Nachdem die Schäden, die sie beim Einbrechen angerichtet hatten, repariert und neue Sicherheitssysteme – teure Sicherheitssysteme übrigens – installiert waren, kam diese andere Sache daher,

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