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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Bibermütze, welche mein Haupt bedeckte, hatte einen guten Theil ihrer Haare verloren und schien zu ihrem Nachtheile mit den verschiedenen Lagerfeuern intime Bekanntschaft gepflogen zu haben.
    Aber ich befand mich ja nicht im Parkete eines Opernhauses, sondern zwischen den Black-Hills und dem Felsengebirge und hatte auch gar keine Zeit, mich zu ärgern, denn, noch war ich mit meiner Selbstinspektion nicht fertig, so hielt die Reiterin schon vor mir, hob den Griff ihrer Reitpeitsche grüßend in die Höhe und rief mit tiefer, reiner und sondrer Stimme:
    »
Good day,
Sir! Was wollt Ihr finden, daß Ihr so an Euch herumsucht?«
    »
Your servant,
Mistreß! Ich knöpfte mein Panzerhemd zu, um unter dem forschendem Blicke Eures schönen Auges nicht etwa Schaden zu leiden.«
    »So darf man Euch wohl nicht ansehen?«
    »Doch, doch, wenn mir die Erlaubniß zur Gegenbetrachtung wird.«
    »Die sollt Ihr haben.«
    »Danke; so wollen wir uns denn einmal nach Herzenslust begucken, wobei ich natürlich besser wegkomme als Ihr.« Und meinen Mustang auf den Hinterbeinen herumdrehend, setzte ich hinzu: »So, da habt Ihr mich von allen Seiten, zu Pferde und in Lebensgröße! Wie gefalle ich Euch?«
    »Wartet ein Wenig und seht auch mich erst an!« erwiederte sie lachend, zog ihre Stute vorn in die Höhe und präsentirte sich durch eine kühe Wendung in derselben Weise, wie ich es gethan hatte. »Jetzt ist die Vorstellung eine vollständige, und nun sagt erst Ihr, wie ich Euch gefalle.«
    »Hm, nicht übel, wenigstens scheint Ihr mir gut genug für diesen Ort hier. Und ich?«
    »So la la! An dem ganzen Manne ist das Pferd das Beste.«
    »Ihr seid eine Dame, folglich habt Ihr Recht. Ueberhaupt hat mich Eure Gegenwart hier mitten in der Prairie so perplex gemacht, daß ich nicht die nöthigen Worte finde, um Euch einen bessern Begriff von meiner Schönheit beizubringen.«
    »Mitten in der Prairie? So seid Ihr wohl fremd hier?«
    »Welche Frage – in der Wildniß!«
    »Folgt mir, so sollt Ihr sehen, wie groß diese Wildniß ist.«
    Sie wandte sich der Richtung zu, welche ich verfolgt hatte und ließ ihr Pferd vom langsamen Schritt durch alle Gangarten bis zum gestreckten Galoppe übergehen. Swallow folgte mit Leichtigkeit, trotzdem wir vom grauenden Morgen an unterwegs gewesen waren. Ja, das brave Thier schien zu bemerken, daß es sich hier um eine kleine Probe handle und griff ganz freiwillig in der Weise aus, daß die Reiterin zuletzt nicht mehr zu folgen vermochte, und mit einem Ausrufe der Bewunderung ihr Thier parirte.
    »Ihr seid außerordentlich gut beritten, Sir. Ist Euch der Hengst feil?«
    »Um keinen Preis, Mistreß.«
    »Laßt das ›Mistreß‹ fort.«
    »Dann Miß, ganz wie es Euch beliebt. Das Pferd hat mich aus so mancher Gefahr hinweggetragen, so daß ich ihm mehr als einmal mein Leben verdanke und es mir also unmöglich feil sein kann.«
    »Es hat indianische Dressur,« sagte sie mit scharfen Kennerblicke. »Wo habt Ihr es her?«
    »Ich erhielt es von Winnetou, einem Apachenhäuptling, mit welchem ich am Rio Suanca ein Weniges zusammenkam, zum Geschenke.«
    »Von Winnetou? Das ist ja der berühmteste und gefürchtetste Indianer zwischen Sonora und Columbien! Ihr seht gar nicht nach einer solchen Bekanntschaft aus, Sir?«
    »Warum, Miß?« fragte ich mit offenem Lächeln.
    »Ich hielt Euch für einen Surveyor (Feldmesser) oder etwas Derartiges, und diese Leute sind zwar oft recht gute Schützen, aber sich mitten zwischen Apachen, Nijoras und Navajoas hineinzuwagen, dazu gehört schon ein Wenig mehr. Eure blanken Revolver, das zierliche Messer da im Gürtel und die Weihnachtsbüchse dort am Sattelriemen oder gar noch Eure Paradehaltung auf dem Pferde stimmen wenig mit Dem überein, was man an einem ächten und rechten Trapper oder Scatter zu bemerken pflegt.«
    »Ihr sollt wieder Recht haben, und ich gestehe offen, daß ich auch nur so eine Art Sonntagsjäger bin; aber die Waffen sind nicht ganz schlecht. Ich habe sie in Front-Street, St. Louis gekauft, und wenn Ihr auf diesem Felde so zu Hause seid, wie es scheint, so müßt Ihr auch wissen, daß man dort für gute Preise auch gute Waare bekommt.«
    »Diese Waare aber zeigt ihre Güte erst beim rechten Gebrauche. Was sagt Ihr zur dieser Pistole?«
    Sie zog bei diesen Worten ein altes, verrostetes Schießinstrument aus der Satteltasche und hielt es mir zur Besichtigung hin.
    »Hm, das Ding stammt jedenfalls noch von Anno Poccahontas her; aber es kann doch gut sein. Ich

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