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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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auf meine Anwesenheit vorbereitet sei.
    »Marhaba, Du sollst willkommen sein!« sprach er, meine Absicht errathend. »Du bist mein Freund, mein Sohn!«
    Er hatte deutlich gesprochen. Daß er das Mädchen nicht erwähnte, belehrte mich, daß er mir Gastfreundschaft im vollsten Umfange gewähre, aber alle weitere Verantwortung von sich weise. Ich öffnete mein Portefeuille und winkte den Kapitän herbei:
    »Wem gehört dieses Schiff?«
    »Dem Herrn gehört’s, Effendi!«
    Es war Eigenthum der Regierung, ein glücklicher Umstand für mich. Ich hielt ihm meinen Firmahn entgegen.
    »Kennst Du diese Schrift?«
    »Ich kenne sie, Effendina!« antwortete er mit einer dreimaligen und so tiefen Verneigung, als stehe er vor seiner Unüberwindlichkeit, dem Großherrn selbst.
    »So wisse: Wenn ich mit Dir zufrieden bin, wird meine Gnade über Euch leuchten; thut Ihr aber gegen meinen Willen, so werden Eure Füße den Zorn der Peitsche fühlen.«
    Ich kannte diese Leute und wußte mit ihnen umzugehen. Wie sehr Omar-Arha in dieser Beziehung mit mir sympathisirte, bewies er mir sehr deutlich, indem er jetzt, kaum zwei Minuten nach unserer Ankunft, schon vollständig bewaffnet und mit der Nilpeitsche in der Hand auf dem Decke umherstolzirte.
    Der Morgenwind lag voll in den großen dreieckigen Segeln, so daß das Fahrzeug eine recht gute Fahrt machte. Wir waren schon eine ansehnliche Strecke stromabwärts getrieben, trotzdem aber bemerkte ich mit Hülfe meines guten Glases, daß an dem einsamen Hause mehrere Personen an der Stelle beschäftigt waren, wo Omar das Boot Abrahims in das Wasser gesenkt hatte. Man war also doch Willens gewesen, uns auf das Schiff zu folgen, hatte aber in Folge unserer Maßregel diesen Vorsatz glücklicher Weise nicht ausführen können.
    So sehr mich dies befriedigte, mußte doch ein anderer Umstand die lebhafteste Besorgniß in mir erregen. In nicht großer Entfernung hinter uns segelte nämlich ein Sandal, eine jener langgebauten und starkbemannten Barken mit großen Segeln, welche fast mit einem Dampfer um die Wette gehen. Man hatte sie angerufen und ich sah deutlich, daß sie ihre Leinwand fallen ließ, um dem Rufe Gehör zu schenken. Wurde Abrahim mit dem Besitzer des Schiffes einig, so konnten wir ihm zu Wasser nicht entkommen und die jetzt so günstig scheinenden Umstände mußten sich für uns in höchst bedrohliche verwandeln.
     
    Der Tag war vergangen. Wir hatten der Windstille wegen einlegen müssen und verfolgten nun am andern Morgen mit vollgeblähten Segeln unsern Weg weiter.
    Wenn man die Art und Weise, mit welcher der überschwängliche und geräuschvolle Südländer seine Geschäfte betreibt, abrechnet, so konnten wir von einer recht ruhigen und angenehmen Fahrt reden. Die ganze Bemannung des Schiffes mit sammt dem Kapitän hielt sich in durchaus respectvoller Entfernung von uns und ließen uns mit einer Freiheit schalten und walten, welche wir jedenfalls meinem Firmahn und dem Umstande zu verdanken hatten, daß ich ein Franke war. Der Reïs wußte recht wohl, daß die abendländischen Consuls nicht spaßen, wenn es gilt, einen unter ihre Protection Gehörigen in nachdrücklichen Schutz zu nehmen. Die besondere Freundschaft des Hassan trug natürlich das Ihrige ebenfalls bei, uns die wünschenswertheste Rücksicht zu verschaffen.
    Mit Leïlet hatte ich nur die nothwendigsten Worte gewechselt. Ich wollte ihr Zeit zur Sammlung und Einkehr geben und durfte die Vortheile meiner Stellung zu ihr nicht geltend machen. Es kam mir nicht in den Sinn, ihr gegenüber mit orientalische Forderungen aufzutreten; die Zeit mußte die gewünschten Blüthen entwickeln, und was ihre sonstigen Verhältnisse betraf, so sah ich einer darauf bezüglichen Mittheilung zwar mit unleugbarer Spannung entgegen, wollte aber die Zeit und den Umfang dieser Eröffnungen ihrem eigenen Ermessen überlassen.
    Ich stand neben dem Mustahmel, dem Steuermann, auf dem Dache der Kajüte, von wo aus mir ein freier Blick über den ganzen Horizont gestattet war. Abrahim war nicht der Mann, von einer Verfolgung abzusehen, vielmehr hatte ich die feste Ueberzeugung, daß er alles Mögliche und Unmögliche aufbieten werde, mir meinen schönen Raub wieder abzujagen und seiner Rache den größten Vorschub zu leisten. Nach den Gesetzen des Landes hatte ich ein todeswürdiges Verbrechen begangen, und der an seinem besten Eigenthume, in seinen heiligsten Rechten Beschädigte konnte mich einfach niederschießen, wo und wie er mich nur immer

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