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Der Gladiator

Der Gladiator

Titel: Der Gladiator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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fragte Vitellius beim Auseinandergehen.
    »Übermorgen, beim ersten Morgengrauen. Die Wagen werden bereits bepackt. Wir werden fünf Tage unterwegs sein.« Dann faßten sich die beiden an den Unterarmen und verabschiedeten sich. Und an Plinia gewandt, sagte Vitellius: »Solltest du oder der Junge meine Hilfe brauchen, wisse, ich bin immer für dich da.«
    Der Sklavenmarkt auf dem Forum Boarium zog Vitellius magisch an. Obwohl es Hunderttausende gab, waren Sklaven in Rom Mangelware. Sie wurden meist unter der Hand verkauft. Deshalb drängten sich am Tag nach dem Triumph Tausende wohlhabender Römer auf dem Rindermarkt, um einen schönen Jüngling oder eines der dunkelhäutigen Mädchen, die tags zuvor im Triumphzug zu besichtigen waren, zu erwerben.
    Auf den Stufen der Markthallen, vor dem Eingang des Ceres-Tempels, auf eigens errichteten Tribünen standen sie herum, zu Dutzenden aneinandergekettet, wie Schlachtvieh, mit müden, hoffnungslosen Gesichtern. Jetzt, ohne die farbenfrohen Gewänder des Triumphzuges, schienen sie weit weniger schön und exotisch.
    Die Rufe der Marktschreier unterschieden sich kaum von denen gewöhnlicher Markttage, an denen Schlachtvieh veräußert wurde. »Römer, tretet näher! Seht dieses Muskelfleisch, diese strammen Beine. So etwas konntet ihr seit vielen Jahren nicht mehr kaufen. Zweitausendfünfhundert Sesterze für diesen schmucken Sklaven aus dem fernen Judäa!«
    »Spricht er überhaupt unsere Sprache?« rief einer dem Marktschreier zu. Der aber konterte: »Wie sollte er? Schließlich wurde es ihm nicht an der Wiege gesungen, daß er einst in Rom Sklavendienste verrichten würde.« Die Römer schüttelten sich vor Lachen.
    »Aber wie wär's mit diesem liebreizenden Mädchen?« fuhr der Marktschreier fort und stieß ein junges Ding, fast noch ein Kind, nach vorn. Unwillig schlug das Mädchen zurück und traf den Römer an der Wange. Der Marktschreier schlug die Peitsche um die nackten Beine der Sklavin. Ein mühsam unterdrückter Schrei, zorniger Haß funkelte aus ihren Augen. »Ihr seht«, scherzte der Sklavenverkäufer, »sie ist ein wildes Tier und bedarf noch der Zähmung. Aber dafür wird sie euch später aus der Hand fressen!«
    »Zweitausend Sesterze!« – »Zweitausendfünfhundert!« – »Ich biete dreitausend Sesterze!« Die Römer überboten sich gegenseitig, jeder wollte das Mädchen haben. »Männer!« peitschte der Marktschreier die Laune der Käufer an, »sie ist noch viel mehr wert, denn sie ist noch Jungfrau, und wo gibt es das noch in Rom!« Dabei riß er ihr das kurze Gewand vom Leib. Doch anstatt ihre Blößen mit den Händen zu bedecken, machte die Sklavin eine eindeutige Bewegung mit dem Becken und spuckte einem johlenden Gaffer ins Gesicht – was ihren Preis letztendlich um weitere fünfhundert Sesterze erhöhte. Viertausend Sesterze zahlte schließlich der Sekretär eines vornehm gekleideten Römers und führte das Mädchen fort.
    »Wenn ich dir einen Rat geben darf, zum Arbeiten sind die alle nicht geschaffen!« Vitellius drehte sich um. Der kleine, verschmitzt dreinblickende Mann mit dem Aussehen eines Griechen, hielt die Hand vor den Mund und sagte leise: »Die Arbeitssklaven sind nämlich alle schon ausgemustert. Was hier angeboten wird, ist nur zur Repräsentation oder fürs Bett zu verwenden.«
    »Woher weißt du das?« fragte Vitellius erstaunt.
    »Ich bin Eumarus, der Baumeister. Was glaubst du, wer mein Amphitheater baut?« Vitellius sah den Fremden fragend an. »Lauter Juden, die Titus von seinem Beutezug mitgebracht hat, ein paar Christiani hat mir der Kaiser auch noch zur Verfügung gestellt, aber sonst – alles Juden. Die hier verkauft werden, mögen ansehnlich sein, zur Arbeit taugen sie nicht.«
    »Ich bin Vitellius«, stellte sich der Gladiator vor; doch Eumarus unterbrach sofort: »Glaubst du, ich habe dich nicht erkannt? Eben weil du Vitellius bist, habe ich dir den Rat gegeben. Der Kaiser braucht jeden arbeitsfähigen Sklaven, will er die Fertigstellung seines Amphitheaters noch erleben.«
    Während sich die beiden durch den Sklavenmarkt drängten, musterte Vitellius jede Sklavin mit Interesse. »Dein Theater verspricht das größte und schönste im Reich zu werden«, sagte er betont gelangweilt zu Eumarus.
    »Das hoffe ich wohl«, antwortete dieser, »und deshalb brauche ich auch jeden verfügbaren Sklaven. Zwanzigtausend hat mir der Prinzeps zugesichert. Vorläufig muß ich mit zwölftausend auskommen. Sieh mal, diese da!« Er

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