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Der Gladiator

Der Gladiator

Titel: Der Gladiator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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sich um und verschwand.
    Eumolpus ballte die Fäuste. »Wenn mir der Kerl nachts auf dem Forum begegnet, hat er seinen letzten Atemzug getan.«
    »Du wirst Pheroras nicht nachts auf dem Forum begegnen«, wandte Terentius ein, »und wenn, dann nur in Begleitung einer Schar Sklaven und Leibwächter. Das unterscheidet dich von ihm. Pheroras weiß, daß er viele Feinde hat, die ihm nach dem Leben trachten.«
    »Pheroras hat es darauf angelegt, uns zugrundezurichten«, sagte Terentius. Schweiß trat ihm auf die Stirn, er wischte sich mit der Hand über das Gesicht. »Mein Leben ist verwirkt. Die Schande, auf meine alten Tage alles zu verlieren, kann und will ich nicht ertragen. Eher soll Pheroras zugrundegehen.«
    Eumolpus entgegnete: »Sei nicht töricht, Alter. Dieser Halsabschneider ist es nicht wert, daß du deine Finger mit Blut besudelst. Auf dem Forum Boarium lungern tagtäglich Hunderte herum, die bereit sind, für hundert Sesterzen ein Lebenslicht auszulöschen und für immer aus der Stadt zu verschwinden.«
    Pedanius wandte ein: »Einem Fremden wird es nicht gelingen, an Pheroras heranzukommen. Seht euch doch einmal um. Jede Tür ist bewacht, und die freundlich parlierenden Herren in der Ecke jedes Raumes sind keine Gäste, sondern Mitglieder seiner Leibgarde. Nein, an Pheroras kommt nur jemand heran, der sich in seinem Haus auskennt, einer seiner Sklaven. Pheroras hat vierhundert. Ich bin sicher, unter ihnen gibt es einige, die ihm nicht wohlgesonnen sind.«
    »Aber wie willst du gerade jene herausfinden, ohne dich zu verraten?«
    »Nichts einfacher als das! Jeder Herr läßt hin und wieder einen seiner Sklaven auspeitschen, um den anderen ein abschreckendes Beispiel zu geben. Oft genügt ein geringfügiger Anlaß, um diese Demütigung zu erleiden. Und wer einmal vor aller Augen gezüchtigt wurde, nur, weil er vielleicht ein Gefäß zerbrochen oder eine ungeschickte Äußerung getan hat, der wird seinen Herrn hassen.«
    Pedanius winkte einen der Türstehersklaven herbei: »He da, du, sage mir, ist Pheroras mit euch ebenso streng wie mit seinen Schuldnern?«
    »Pheroras ist ein gestrenger, aber gerechter Herr«, antwortete der Gefragte unverbindlich.
    »Hat er noch nie einen von euch auspeitschen lassen?«
    »O doch, erst neulich mußte Marcellus, der Barbier, daran glauben.«
    »Marcellus, der Barbier, sagtest du?«
    »Ja, Herr, er hatte Pheroras beim Rasieren ins Kinn geschnitten. So bestraft unser Herr die Unachtsamkeit.«
    »So, so«, sagte Pedanius und schickte den Wächter zur Tür zurück. »Seht ihr«, meinte er, zu den beiden anderen gewandt. »Ich kann mir vorstellen, daß der Barbier Marcellus auf seinen Herrn Pheroras nicht gerade gut zu sprechen ist. Und er wird nicht der einzige von den vierhundert Sklaven sein.«
    Terentius Ponticus blickte argwöhnisch nach allen Seiten; dann bot er Pedanius und Eumolpus die Hand dar. »Laßt uns den nächstfälligen Zins zusammenlegen. Das dürfte reichen, um Marcellus oder einen anderen Sklaven zu überzeugen, wie sehr er seinen Herrn Pheroras haßt.«
    Zurück in Rom fand Vitellius eine Nachricht vor, Mariamne bat ihn dringend um ein Gespräch. Doch noch ehe ihn sein Weg zu ihr führte, erschien sie selbst aufgeregt in seinem Haus.
    »O du mein Geliebter«, warf sie sich Vitellius an die Brust, »wie sehr hast du mir gefehlt, wie sehr habe ich mich nach dir gesehnt. Hattest du eine gute Reise?«
    Vitellius küßte Mariamne auf die Stirn. »Eine gute Reise hatte ich wohl – was die Überfahrt betrifft; aber glücklich war die Reise nicht. Denn was ich suchte, habe ich nicht gefunden …«
    »Aber war dies denn nicht vorauszusehen? Stelltest du nicht zu hohe Forderungen an die Moiren?«
    Vitellius nickte. »Diese Reise hat all meine Hoffnungen zerstört. Ich habe das Orakel von Delphi befragt. Die Antwort, die mir zuteil wurde, trieb mir die Tränen in die Augen.«
    »Was weissagte dir die Pythia?«
    »Rebecca war angeblich niemals in Griechenland. Sie lebt in einem fernen Land. Ich werde sie noch einmal wiedersehen, werde sie aber nicht wiedererkennen.«
    Mariamne schwieg. Zärtlich nahm sie die Hand des Gladiators, führte sie an ihre Lippen und küßte seine Fingerspitzen. Vitellius blickte ausdruckslos vor sich hin; er fühlte nichts. Erst als Mariamne weitersprach, fand er in die Wirklichkeit zurück.
    »Ich habe mir in deiner Abwesenheit große Sorgen um dich gemacht«, sagte sie. »Ich habe lange überlegt, ob ich es dir überhaupt sagen soll. Erst

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