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Der Gladiator

Der Gladiator

Titel: Der Gladiator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Zukunft fünfzehn Prozent zahlen …«
    »Tod dem Wucherer Pheroras!« schrien nun die Schuldner. »Er soll an seinem Geld ersticken!« Sie warfen mit Früchten, Fisch und Hühnerbeinen nach Pheroras, der breit lächelnd dastand und immer wieder sagte: »Aber meine Kinder!«
    Drei Männer an einem der hinteren Tische steckten die Köpfe zusammen. Im Gegensatz zu den anderen, die ihrem Zorn laut Luft machten, sprachen sie leise, mißtrauisch nach allen Seiten blickend. Eumolpus, ein Mann mit schwarzen Locken und buschigen Augenbrauen, trank seinen Becher in einem Zug aus, knallte ihn auf die marmorne Tischplatte und zischte verächtlich: »Die Bäume in seinem Park gießt er mit Wein, seine Hunde fressen aus Silbergeschirr und Mariamne, seine Frau, trägt jedes Kleid nur einmal. Und wer finanziert ihm diesen Lebenswandel? – Wir, Freunde, nur wir!«
    »Sein Lebenswandel ist ein einziger Frevel gegen die Götter«, stimmte Terentius Ponticus zu, ein grauhaariger Alter mit hagerem Gesicht; gewiß hatte er schon bessere Tage gesehen. »Oder ist es etwa kein Frevel, den Zinsfuß um die Hälfte zu erhöhen? Möge Merkur ihn strafen!«
    »Da wirst du lange warten, bis Merkur dich erhört!« meinte der Dritte, Pedanius mit Namen. Er genoß als Tuchhändler hohes Ansehen, weil er den Römern die schönsten Stoffe verkaufte, die auf dem Weltmarkt zu haben waren. Pheroras zählte ihn zu seinen besten Kunden, und praktisch gehörte sein Geschäft ihm, er hatte es allein mit Schulden aufgebaut – nur wußte das niemand. »Ich weiß nicht einmal, wie ich die hohen Zinsen aufbringen soll«, lamentierte er, »geschweige denn die Rückzahlung meiner Schulden. Erhöhe ich die Preise für meine phönizischen Tuche um ein Drittel, geht der Umsatz um mehr als die Hälfte zurück, mir bleibt nur, mich in den Tiber zu stürzen.«
    Terentius Ponticus sagte ernst: »In den siebzig Jahren meines Lebens habe ich die Erfahrung gemacht: Aus hundert Sesterzen zweihundert zu machen erfordert eine ganze Menge Arbeit, aber aus hunderttausend Sesterzen zweihunderttausend zu machen, das ist nahezu unvermeidlich. Leider kenne ich so hohe Zahlen nur von meinem Schuldenkonto, und das wird von Tag zu Tag größer. Auch ich weiß mir keinen Rat mehr. Die letzte Ernte meines Weinberges war beklagenswert, das umliegende Land ist verpfändet …«
    Der Alte verstummte jäh, als Pheroras sich ihnen näherte. »Was steckt ihr die Köpfe zusammen?« fragte er mit gespielter Freundlichkeit. »Schimpft etwa auch ihr über euren Pheroras?«
    »Herr!« sagte Terentius Ponticus, und seine Stimme klang flehentlich, »Herr, ich kann meinen Kredit nicht zurückzahlen. Stundet mir eure Forderung bis zur nächsten Ernte, sonst muß ich diese Schuld mit neuen Schulden begleichen.«
    Pedanius griff nach Pheroras' Hand. »Bei mir ist es das gleiche. Ich will mich bemühen, den höheren Zins aufzubringen; aber es übersteigt meine Kräfte, zudem ein Zehntel meiner Schuld zurückzuzahlen. Erhöhe ich meinen Preis, dann laufen mir viele Kunden davon. Meine Konkurrenten warten doch nur darauf. So wirst du mich zugrunderichten …«
    Pheroras nestelte mit Daumen und Zeigefinger an der Tunika des Tuchhändlers. »Solange du noch so teure phönizische Stoffe tragen kannst, kann es dir doch noch nicht so schlecht gehen …«
    »Bei allen Göttern!« wandte Pedanius ein, »soll ich als Händler ärmlich wie ein Sklave in grobes Leinen gekleidet gehen? Das wäre schlechte Werbung für mein Geschäft!«
    »Wenn du mich fragst, ja. Wem es schlecht geht, der muß sich einschränken, das gilt auch für sein Geschäftsgebaren. Im übrigen will ich doch nur euer Bestes. Ich will, daß euch die Zinsen nicht auffressen. Viele von euch arbeiten doch nur noch für ihren Schuldzins. Sie hoffen, daß sie eines Tages der Tod von ihrer Schuldenlast erlöst, und ihre Gläubiger haben dann das Nachsehen.«
    »Zeige deine Großmut«, bat Terentius, »dein Vermögen ist so groß, daß unsere Schulden nur Tropfen im Ozean deines Reichtums sind.«
    »Genug mit dem Gejammer!« unterbrach Pheroras den Bittsteller. »Mache ich bei dir eine Ausnahme, kommt Pedanius und fragt, warum ausgerechnet bei ihm, warum nicht bei mir. Einer erzählt es dem anderen, jeder nennt einen anderen Grund. Am Ende zahlt keiner mehr. Nein, es gibt keine Ausnahme. Jedem, der nicht pünktlich zahlt, ziehe ich das Fell über die Ohren. Auch dir, Terentius, dir, Pedanius, und Eumolpus, dir auch!« Mit diesen Worten drehte er

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