Der gläserne Drache Band II (German Edition)
eingeholt hatte.
So hatten die beiden Mädchen doppelten Grund, glücklich zu sein, denn sie würden bei der Hochzeit auch den Vater und die Brüder wiedersehen, die von Gondar zu den Feierlichkeiten eingeladen worden waren.
Aber sie ließen es sich nicht nehmen, einige besondere Dinge selbst zu fertigen.
Schon wurden die Vorbereitungen für die Reise nach Torgard getroffen, zu der diesmal auch die Königin mitkommen würde. Der einzige Wermutstropfen war, dass Aelianos bei der Doppelhochzeit und der Krönung von Tanis zum Fürsten von Torgard nicht dabei sein konnte, denn Mendor hatte die Verwaltung des Reiches während seiner Abwesenheit in dessen Hände gelegt.
Da die Suche nach Romando immer noch erfolglos geblieben war, wollte der König das Schloss nicht ungeschützt zurücklassen.
Einige Tage vor der Abreise ließ Mendor Wigo zu sich rufen.
„Nun, Waco von Torgard, es verwundert mich, dass Ihr nicht um Erlaubnis fragt, uns auf der Reise begleiten zu dürfen“, sagte er. „Ist der Zwist zwischen Euch und Euren Bruder so tief, dass ihr nicht einmal zu seiner Hochzeit und zu seiner Krönung gehen wollt? Ich hoffe nicht, dass es Neid ist, der Euch davon abhält, da ihm das zuteil wird, was ich Euch noch versage.“
Wigo war freudig überrascht. Er hatte angenommen, dass der König ihm zur Strafe die Reise verwehren würde, und hatte sich daher nicht getraut, danach zu fragen. Doch nun zog ein glückliches Lächeln über sein Gesicht.
„Herr, Eure Güte ist groß!“ rief er und sank vor dem König aufs Knie. „Ich hatte geglaubt, Ihr würdet mir nicht gestatten, Euch zu begleiten, da ich so tief gefehlt habe. Doch es schmerzte mich sehr, am glücklichsten Tag im Leben meines Bruders nicht teilhaben zu dürfen.
Wie gern würde ich mit nach Torgard gehen, wenn Ihr mir die Erlaubnis erteilt!“
„Wie könnte ich Euch verwehren, uns zu begleiten!“ lächelte Mendor ein wenig entrüstet. „Ihr habt ja kein schweres Verbrechen begangen und seid nicht in Kerkerhaft. Und ich hatte bestimmt, dass Ihr die Bewährungszeit unter meiner Aufsicht zu absolvieren habt. Doch wie soll ich Euch beaufsichtigen, wenn Ihr hier zurückbleibt?
Also geht und trefft Eure Vorbereitungen für die Reise!“
„Ich danke Euch, Herr!“ Wigo verbeugte sich tief. Dann rannte er so schnell davon, dass die Tür ihm aus der Hand glitt und krachend ins Schloss flog. Belustigt und zufrieden lächelte Mendor hinter ihm her. Die Reaktion des jungen Mannes schien Aelianos‘ Einschätzung von ihm zu bestätigen.
Er hätte Wigo auf jeden Fall auch gegen seinen Willen mit nach Torgard genommen, denn seine Fortschritte als Magier waren nach Auskunft von Aelianos so groß, dass er die Reisenden vor eventuellen magischen Angriffen wohl würde schützen können.
Dass Wigo jedoch der Reise so glücklich zugestimmt hatte, erfreute den König sehr. Es schien, als stünde einer Versöhnung der Brüder nichts mehr im Wege.
Wigo wollte seine Neuigkeiten sofort den beiden Mädchen mitteilen. Auf seiner Suche nach den beiden stieß er auf Maya, die mittlerweile vom Haushofmeister auf ihre Bitte hin zur persönlichen Zofe der Zwillinge bestimmt worden war. Das einst so schüchterne und unscheinbare Mädchen hatte sich unter der Obhut von Anina und Tamira zu einer jungen Frau entwickelt, die genau wusste, was sie wollte. Auch sie sollte mit nach Torgard gehen, um dort als Zofe der neuen Fürstin ihren Platz zu finden.
So rannte sie in aufgeregter Geschäftigkeit Wigo fast um, als dieser in den Gang einbog, der zu den Räumen der Beiden führte. Sie knickste und wollte schon weitereilen, als Wigo sie am Arm zurückhielt.
„Halt, halt, Maya! Wohin so eilig?“ grinste er. „Wir brechen doch erst in drei Tagen auf.“
„Erst?“ fragte Maya außer Atem zurück. „ Schon , meint Ihr wohl! Was glaubt Ihr, warum ich es so eilig habe? Es gibt noch so viel zu tun, dass ich gar nicht weiß, wo mir der Kopf steht.“
„Nun, aber du wirst doch wohl die Zeit haben, mir zu sagen, ob die beiden Mädchen in ihren Zimmern sind“, spöttelte Wigo.
„Ja, ja, geht nur zu!“ Maya knickste noch einmal flüchtig, dann riss sie sich von Wigo los und hastete weiter.
Wigo klopfte an die Tür der Mädchen. „Komm herein, Maya!“ hörte er Tamiras Stimme durch die Tür. „Wie oft sollen wir dir noch sagen, dass du die dumme Klopferei lassen sollst, wenn du zehnmal hin und her
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