Der gläserne Drache Band II (German Edition)
meiner Einschätzung nach stärker als dein Bruder. Willst du diese Gabe verschwenden oder brachliegen lassen?
Wenn du erkannt hast, dass d er Weg der schwarzen Magie der falsche ist, bin ich gern bereit, deine Fähigkeiten weiter zu fördern und dich alles zu lehren, was ich weiß. Dann wirst du in jedem Land und an jedem Hof willkommen sein, denn jeder Herrscher versichert sich gern der Hilfe und des Schutzes eines starken Magiers, von denen es nicht sehr viele gibt.
Und wenn du dann doch nach Ablauf deiner Bewährungszeit das Fürstentum Candrien übernehmen möchtest, so ist es bestimmt nicht von Schad en, wenn du dein Land selbst vor magischen Angriffen schützen kannst.
Nun, was sagst du dazu?“
Wigo schaute Aelianos erfreut an. „Das würdet Ihr tun?“ fragte er erstaunt. „Und das, obwohl ich Euch erzählte, dass ich schon einmal bereit war, meine magischen Kräfte für einen Betrug einzusetzen?“
„Ich glaube, jeder von uns Magiern hat in seiner Jugend mit diesen Versuchungen zu kämpfen gehabt“, lächelte Aelianos versonnen. „Und ich denke, dass nicht alle diesen Kampf immer gewonnen haben, ich kann mich davon nicht einmal ausschließen.
Nicht jeder von uns hat Gondars Charakterstärke, nicht hier und da ein bisschen Magie für die eigene Bequemlichkeit einzusetzen.“ Er grinste ein wenig verlegen. „Ich muss gestehen, dass auch ich meine Magie nicht nur in Not und Gefahr anwende, sondern mir gelegentlich die Unbequemlichkeiten des Alltags mit ein bisschen Zauber erträglicher mache.
Doch solange ich niemanden damit schade, sehe ich darin auch keinen Verstoß gegen die Regeln. Und jemanden mit Magie von bösen Taten abzuhalten, ist eine unserer Aufgaben.
Darum hat sogar Gondar dich mit Magie daran gehindert, dir zum Schaden der anderen einen Vorteil beim Turnier zu verschaffen.
Du hast aus deinem Betrugsversuch Lehren gezogen, und niemand wird dich darum bis an dein Lebensende verdammen. Einer Zukunft als Magier steht daher nichts im Wege.
Außerdem hat die Sache mit Romando die Aufmerksamkeit aller Magier wachgerüttelt, und du kannst sicher sein, dass man dir sehr schnell das Handwerk legen würde, wenn man bei dir auf schwarze Magie stoßen würde, die ein gefährliches Maß annehmen könnte.“
„Dann nehme ich euer Angebot mit Freuden an“, sagte Wigo. „Und ich verspreche, dass ich Euch ein aufmerksamer und gehorsamer Schüler sein werde!“
„Gut, dann erwarte ich dich morgen zur gewohnten Stunde“, sagte Aelianos zufrieden. „Und bring die Mädchen mit, denn auch ihnen kann es nicht schaden, noch etwas dazu zu lernen, bis ich sie aus meiner Obhut nach Torgard entlassen muss.“
Wigo machte sich auf die Suche nach Anina und Tamira. Er fand sie in einem der kleinen Pavillons, in denen sie damals immer zu viert gesessen hatten. Sie waren in ein angeregtes Gespräch vertieft und bemerkten Wigo erst, als er nur noch ein paar Schritte entfernt war.
So bekam er noch mit, dass die B eiden von einer Doppelhochzeit sprachen, ehe sie ihr Gespräch bei seinem Anblick abrupt abbrachen. Durch Wigos Herz ging ein Stich, denn es war ihm klar, dass er keiner der Beteiligten sein würde.
Er tat so, als habe er von ihrer Unterhaltung nichts mitbekommen und berichtete ihnen, dass Aelianos sie am nächsten Tag alle drei zum Unterricht erwartete. Doch er merkte den Mädchen an, dass sie seine Anwesenheit verlegen machte, und so ließ er sie nach ein paar belanglosen Bemerkungen wieder allein.
*****
Die nächsten Monate vergingen für die jungen Leute wie im Flug. Wigo beschäftigte sich ernsthaft mit dem Studium der Magie, was Aelianos mit Freude, der König jedoch mit Skepsis vermerkte. Er befürchtete, dass Wigos Magie umso gefährlicher wurde, je mehr Wissen er erlangte.
Doch der alte Magier beruhigte Mendor. Wigo würde nie mehr versuchen, seine Kräfte eigennützig zum Schaden anderer einzusetzen, da war sich Aelianos gewiss.
Da Wigo auch in seinem sonstigen Verhalten völlig verändert schien, ließ sich der König überzeugen.
Die beiden Mädchen waren fieberhaft damit beschäftigt, an Teilen ihrer Aussteuer zu arbeiten, obwohl für beide bereits alles in Auftrag gegeben worden war.
Einige Wochen nach ihrer Rückkehr an den Hof zu Hallfurt war nämlich ein Bote von Gondar gekommen. Tamira war außer sich vor Freude, denn der Bote verkündete, dass Amaro offiziell bei Gondar um ihre Hand angehalten und auch bei Goren das Einverständnis
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