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Der gläserne Drache

Der gläserne Drache

Titel: Der gläserne Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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so weit kommen, dass ihr in der Lage seid, eure Übungen in meiner Abwesenheit zu vervollkommnen.
    Doch ein es sollte euch von vornherein klar sein: Ich werde keinerlei Verweigerung dulden!
    Spüre ich auch nur den geringsten Anflug von Ung ehorsam, werdet ihr mich kennenlernen!
    Ich habe euch bisher mit Nachsicht und Freundlichkeit behandelt – gebt mir keinen Grund, das zu ändern!“ Er richtete seinen durchbohrenden Blick drohend auf die erbleichenden Freunde. „Ich habe mehr als eine Möglichkeit, euch zum Gehorsam zu zwingen, und keine davon dürfte für euch angenehm sein. Also seid gewarnt!
    Tamira, du bist von euch der stärkste Sender“, fuhr er dann in normalem Tonfall fort, „und du, Tanis, bist ein besserer Empfänger als dein Bruder.
    Also wird Tamira nun versuchen, ob es ihr gelingt, Tanis ein Bild zu senden – gehe nach nebenan, Tanis!“
     
    Nachdem Tanis den Raum verlassen hatte, deutete Romando auf ein Vergrößerungsglas mit verschnörkeltem Rahmen, das auf einem Tischchen lag. „Sende dieses Bild an Tanis!“ befahl er.
     
    „Aber ich weiß gar nicht, was das ist!“ sagte Tamira verstört.
     
    „Das ist nicht wichtig“, antwortete Romando ungehalten, „du sollst ja nur übermitteln, was du siehst, nicht wie es heißt!“
     
    Tamira rief sich Tanis‘ Gesicht vor Augen. Dann blickte sie auf das seltsame Gerät und versuchte, wie sie es stets bei ihrer Schwester tat, dem jungen Mann das Bild dessen, was sie sah, zu übermitteln.
    Sie spürte Tanis, war sich aber nicht sicher, ob er den Gegenstand durch ihre Augen sehen konnte. Die geistige Anstrengung trieb ihr feine Schweißperlen auf die Stirn. Dann begannen ihre Schläfen zu pochen und ein scharfer Schmerz durchzuckte ihr Gehirn. Mit einem Wehlaut brach sie ab und fasste sich an den schmerzenden Kopf.
    Ungerührt sah Romando ihr zu. Dann rief er nach Tanis.
     
    „Und?“ drängte er. „Hast du etwas wahrgenommen?“
     
    Tanis zuckte die Achseln. „Ich spürte Tamira“, sagte er, „aber ich konnte nicht erkennen, was sie mir zeigen wollte. Es war unklar und verschwommen. Aber es könnte dieses Ding da gewesen sein.“ Er deutete auf die Lupe.
     
    Um Romandos‘ Lippen zuckte ein triumphierendes Lächeln auf. „Na also! Es geht doch! Man muss euch wohl nur richtig unter Druck setzen, damit ihr funktioniert, wie ihr sollt.
    Ab sofort geht das immer so, oder ihr könnt etwas erleben!“ drohte er. „Sofort noch einmal, Tamira!“
     
    „Ich kann nicht!“ stöhnte Tamira. „Mein Kopf schmerzt fürchterlich. Ich kann mich nicht konzentrieren.“
     
    „Nun, dann muss ich deiner Konzentration ein wenig nachhelfen!“ Ein böses Lächeln zog über die Lippen des Magiers.
    „Anina, geh mit Tanis nach nebenan!“ befahl er. „Tamira wird euch nun beiden gleichzeitig etwas übermitteln.“
     
    Anina zögerte. Es widerstrebte ihr, die Schwester jetzt zu verlassen und der Willkür des Zauberers auszuliefern.
    Romando sah es, und zwischen seinen Brauen bildete sich eine steile Falte.
     
    „Raus!“ brüllte er. „Und komm t nicht eher wieder, bis ich euch rufe!“
     
    Anina eilte erschrocken mit Tanis hinaus, und der Magier wandte sich wieder Tamira zu. Er nahm eine Schreibfeder vom Tisch und hielt sie dem Mädchen hin.
     
    „Los! Schau her!“ herrschte er Tamira an. „Lass‘ sie das hier sehen!“
     
    Tamira hob den Kopf und schaute auf. Doch die Feder verschwamm vor ihren Augen, und vor ihrem Blick lag ein Schleier.
     
    „Ich kann nichts sehen, der Schmerz im Kopf trübt meine Augen“, flüsterte sie ängstlich.
     
    Romando gab einen Knurrlaut von sich. Er streckte die Hand gegen das Mädchen aus und murmelte einige Worte. Wie aus dem Nichts erschien plötzlich ein dickes Seil, das sich wie eine Schlange um Tamiras Fußknöchel wand.
    Tamira stieß einen Schrei aus, denn sie wurde auf einmal mit einem Ruck von dem Seil an den Füßen in die Höhe gezogen, ohne dass man hätte feststellen können, wo das andere Ende des Seils befestigt war. Hilflos baumelte sie mit dem Kopf nach unten in der Luft.
     
    „Dann müssen wir wohl ein wenig Blut in dein Gehirn strömen lassen“, lächelte Romando grausam. „Vielleicht kannst du dann wieder besser sehen.“
     
    Das Ganze war so schnell abgelaufen, dass Wigo nur mit Entsetzen auf das Geschehen hatte starren können. Doch jetzt sprang er auf.
     
    Mit einem Zornesschrei stürzte er zu Tamira hin und versuchte, sie von dem Seil zu befreien. Als es ihm nicht gelang,

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