Der gläserne Drache
Höhlendecke. Stumm und ergriffen schauten die Freunde ihm nach.
Dann jedoch löste sich ihre aufgestaute Spannung in lautem Jubel. Sie fielen sich gegenseitig in die Arme, lachten und tanzten und konnten sich kaum beruhigen.
„Ich kann es noch gar nicht glauben“, jauchzte Anina, „das nun wirklich alles vorbei ist und wir noch leben.
Der Drache ist erlöst, und für uns ist die Bedrohung vorbei. Endlich können wir wieder wie normale Menschen leben!“
Doch Malux mischte einen Wermutstropfen in die Freude der Zwillinge.
„Der Drache ist erlöst, das ist richtig! Aber ob die Bedrohung durch Romando für uns für alle Zeit vorbei ist, wage ich zu bezweifeln, da er sich meinem Todesstoß durch Zauber entzog. Wenn er die schweren Verwundungen, die ich ihm zufügte, überleben sollte, wird er auf Rache sinnen.
Und ob ihr mit euren magischen Begabungen wie normale Menschen leben könnt, wage ich zu bezweifeln, wenn ihr sie nicht vor jedermann geheim haltet.
Und einem Menschen werdet ihr euch auf jeden Fall offenbaren müssen: Der König muss über Romandos Treiben unterrichtet werden, und er wird Beweise verlangen!
Aber lasst uns jetzt noch nicht so weit vorausschauen, denn wir haben ja noch eine lange Rückreise vor uns.
Wenden wir uns den naheliegendsten Dingen zu. Holt unsere Sachen und das restliche Holz herein, damit wir etwas zu essen machen können, denn ihr müsst eure verausgabten Kräfte rasch wiederbekommen. Wir wollen ja so schnell wie möglich wieder vom Berg herunter, und der Abstieg wird kaum weniger anstrengend als der Aufstieg sein.
Ich denke nicht, dass Romando zu den Pferden geflüchtet ist, denn bei Porgan würde er kaum die Hilfe finden, die er in seinem Zustand braucht. Somit werden wir dort alles vorfinden, was wir für den Rückweg brauchen.“
„Was meinst du, wohin er geflüchtet ist, Malux?“ fragte Wigo.
„Nicht Malux – Herward!“ sagte Tanis dazwischen. „Nicht wahr, Malux, das ist dein richtiger Name?“
„Ja, ich heiße Herward, aber da wir alle an Malux gewöhnt sind, wollen wir es zunächst einmal dabei belassen.
Aber nun zu deiner Frage, Wigo: Ich denke, dass Romando, wenn er die nötige Zauberkraft dafür hat aufbringen können, zurück in sein Haus geflüchtet ist. Magritta ist die einzige, der er vertraut, und nur dort findet er die nötige Pflege für seine Verwundungen.
Das Gesinde im Anwesen ist gewöhnt, sich nicht um die Belange Romandos zu kümmern, weil ihnen jede Einmischung in der Vergangenheit strenge Strafen eingebracht hat.
So könnte er nur dort im Geheimen genesen, wenn er seine Verletzungen überlebt.
Dass ich ihn überhaupt verletzen konnte, lag wahrscheinlich daran, dass er, um euch zu bannen, eine Menge Energie verschwendet hatte, die ihm dann zu seinem eigenen Schutz fehlte.
Zumindest jedoch werden wir für eine längere Zeit vor ihm Ruhe haben, bis er wieder zu Kräften gekommen ist. Doch dann werden wir umso mehr auf der Hut sein müssen, denn er hat ja erfahren, dass seine schwache Magie nicht ausreicht, um euch zu besiegen. Somit wird er versuchen, sie auf jede erdenkliche Art zu steigern.
Aber um alles das zu besprechen, haben wir auf dem Rückweg noch genug Zeit.“
Kurze Zeit später machten sich alle ausgehungert über das Essen her. Von dem mitgenommenen Proviant war nicht mehr viel übrig, doch sie hofften, bis zum nächsten Abend das Lager wieder erreichen zu können.
Dann rollten sie sich in einem Winkel der Drachenhöhle in ihre Decken und schliefen erschöpft ein.
14. Der Rückweg und neue Pläne
Am nächsten Abend erreichten sie bei Beginn der Dämmerung den Lagerplatz. Porgan kamen ihnen freudig entgegengehumpelt.
„Seht, ich kann schon fast wieder richtig laufen!“ rief er fröhlich. „Und die Schmerzen sind kaum noch zu spüren. Die Kräuter, die ihr mir aufgelegt habt, sind ein Wunder der Götter. Noch nie habe ich erlebt, dass eine Verstauchung so schnell heilt.
Doch wo ist der Herr?“ fragte er verwundert und sah sich um.
Die Freunde waren erstaunt, nicht nur darüber, dass Porgan schon wieder gehen konnte, sondern dass anscheinend auch der Bann von ihm genommen war. Romando musste alle seine Kräfte abgezogen haben, um seinen letzten Zauber ausführen zu können.
„Romando ist nicht mehr da“, antwortete Malux. „Ich denke, auch du hast vermutet, dass er ein Magier ist. Er ist ganz plötzlich verschwunden, und wir wissen nicht, wohin.
Wir
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