Der gläserne Drache
werden uns also allein auf den Rückweg machen müssen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du darüber sehr traurig bist.“
„Nun, er war mir immer schon unheimlich, und so denke ich, dass du wohl Recht hast“, sagte Porgan nachdenklich. „Aber da er mich nie freundlich behandelt hat, werde ich ihn nicht vermissen.“
*****
Drei Tage später erreichten sie das Haus von Serina. Sie war von ihren kleinen Boten schon längst über ihre Ankunft unterrichtet worden und erwartete sie vor der Tür.
„Seid mir tausendmal willkommen!“ rief sie ihnen zu, als der Reitertrupp aus dem Wald auf die Lichtung hinaus kam. „Wie freue ich mich, euch alle unversehrt wiederzusehen!
Wie groß war mein Glück, als ich meinen Bruder heranfliegen sah, frei und voller Lebenskraft!“
Als die Freunde nun aus dem Sattel stiegen, schloss sie jeden von ihnen in ihre Arme.
„Kommt herein!“ sagte sie dann. „Ich wusste ja, dass ihr kommt, und daher wartet bereits ein gutes Mahl auf euch.
Malux, Porgan, tragt bitte wieder die Bank hinein, damit wir in fröhlicher Runde euren Erfolg feiern können.“
Als alle satt waren, brachte Serina einen großen Krug mit frischem Met und goss allen die Becher voll. Dann erhob sie den ihren.
„Wir wollen den Göttern unseren Dank sagen für ihren Beistand und ihre Gnade“, sagte sie, „und wir wollen sie bitten, dass sie auch weiterhin ihre Hand über euch halten mögen!“
Nun erhoben alle ihre Becher und tranken Serina zu.
Dann sprach sie weiter: „In diesem Trunk ist die Heilkraft der Natur. Er wird euch alle stärken, die Angst aus euren Herzen nehmen und sie mit neuem Mut erfüllen. Und“ – sie lächelte Porgan zu – „er wird alle Verletzungen eures Körpers heilen.
Und nun erzählt mir, was in der Höhle geschah, denn Cosmar erwachte erst zum Leben, als Romando schon verschwunden war und konnte mir daher nichts darüber berichten.“
Nun schilderten die Freunde die Begebenheiten in der Höhle. Als sie geendet hatten, sagte Serina ernst:
„Leider hege ich die gleichen Befürchtungen wie Malux. Wenn Romando überlebt, wird sein Wunsch nach Rache genauso groß sein wie seine Machtgier.
Ich kann leider für euch nicht viel tun, denn meine Kräfte entfalten sich nur hier in meinem Wald. Aber ich werde eines meiner Wesen aussenden, um vielleicht in Erfahrung zu bringen, ob Romando wirklich in sein Haus zurückgekehrt ist.
Seht ihr also auf eurem Weg demnächst eines meiner Tiere, dann ist das die Botschaft, dass er sich wirklich dort aufhält.
Und wenn ihr in große Gefahr geratet, könnt ihr Cosmar rufen.
Aber wie ich meinen großen Bruder kenne, hat er nicht daran gedacht, euch zu sagen, wie ihr das machen könnt“, lächelte sie. „Doch bei dem Glück, dass er über seine wiedergewonnene Freiheit empfand, hat er wohl alles andere vergessen.
So hört: Cosmar kann genau wie ihr Gedankenbilder empfangen. Solltet ihr also in Not geraten und keinen Ausweg mehr finden, so sendet ihm eine Botschaft. Er wird euch dann so schnell er kann zur Hilfe eilen – und Drachen fliegen schnell!
Aber ich bin sicher, dass auch unser Vater Fasnar über euch wachen wird, denn die Errettung seines einzigen Sohnes hat ihm eine große Last von der Seele genommen.
Ich habe zwar versucht, für euch von den Göttern eine Voraussage für eure Zukunft zu erhalten. Aber ich bin euch zu nahe verbunden, und so wurde mir eine Weissagung verwehrt. Aber ich denke, dass in euch allen die Kraft liegt, euer Schicksal zu meistern.“
*****
Am nächsten Morgen verabschiedeten sie sich von der freundlichen Seherin, die ihnen noch einen Korb Proviant mitgab.
Dann reichte sie Anina ein irdenes Gefäß.
„Du hast gesehen, welche Kraft die Kräuter haben, die ich dir sandte. Leider wachsen sie nur dort, wo eine Dryade ihr Heim hat. Aber in diesem Gefäß befindet sich eine Salbe aus diesen Kräutern. Ihre große Heilkraft ist jedoch stark konzentriert, und es braucht nur wenig davon, um in kurzer Zeit jede Wunde zu heilen, die nicht ins Leben geht. Hüte sie gut und verwende sie nur, wenn es wirklich nötig ist.“
Anina dankte erfreut und verstaute das Töpfchen in ihrem Gepäck. Dann machten sie sich auf den Weg.
*****
Einen Tag später erreichten sie den Ort. Ihre Vorräte waren fast gänzlich aufgebraucht, und so hielten sie wieder vor dem Haus des Schulzen an.
Der Dicke kann sofort aus dem Haus gestürzt, und auch
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