Der gläserne Drache
sein, euch auch einzeln gegen ihn verteidigen zu können. Doch das erfordert ein hartes Studium.
Seid ihr dazu bereit?“
Die Zwillinge nickten, aber man sah Anina und Tamira an, dass sie etwas bedrückte.
„Wie lange wird das dauern?“ fragte Anina bekümmert. „Wir hatten gehofft, dass wir bald nachhause zurückkehren könnten.“
„Nun, einige Monate werden schon vergehen, selbst wenn ihr sehr fleißig seid“, sagte Aelianos. „Ich beschäftige mich seit meiner Jugend mit dem Studium der Magie, und doch gibt es noch viel, was ich nicht kann oder weiß.“
Der König lächelte in die traurigen Gesichter der Mädchen. „Ihr solltet nicht gar so betrübt sein, denn ich verspreche euch, Botschaft an euren Vater zu senden, dass es euch gut geht. Und ich werde ihm auch das von Romando versprochene Geld schicken, damit ihr euch keine Sorgen um eure Familie machen müsst.“
Dann wandte er sich an die Jungen. „Auch an eure Eltern werde ich einen Boten senden, damit wir Gewissheit über eure Herkunft bekommen. Vielleicht werdet ihr dann euren Vater in einigen Wochen wiedersehen, denn ich möchte eure Geschichte aus seinem eigenen Mund hören.
In der Zwischenzeit werdet ihr nicht viel Zeit haben, Trübsal zu blasen, denn solltet ihr wirklich die Söhne von Prios sein, müsst ihr alles lernen, was ihr als Fürsten und zukünftige Landesherren können und wissen müsst.
Herward wird euch in den ritterlichen Tugenden unterrichten, mein Haushofmeister euch die höfischen Umgangsformen lehren, und wenn dann noch Zeit bleibt, werde ich euch auch in den Wissenschaften unterrichten lassen.
Und Tamira und Anina werde ich in die Obhut meiner Gemahlin geben, damit sie lernen, wie sie sich am Hof benehmen müssen, damit niemand Grund hat, sie geringschätzig anzusehen.
Nun, was sagt ihr dazu?“
Die Zwillinge tauschten kurz Gedankenbilder aus. Dann sagte Tanis:
„Wir danken Euch, Herr, dass Ihr uns diese Möglichkeiten bietet! Wir alle sind begierig zu lernen, besonders die Mädchen, die nicht wie wir die Möglichkeit hatten, aus Romandos Bibliothek vieles zu erfahren.
Aber es macht uns immer noch Sorge, dass wir nicht wissen, wo dieser Unhold abgeblieben ist.“
„Das lasst nur meine Sorge sein! “ sagte Aelianos. „Ich werde Botschaft an alle Magier in unserem und in den Nachbarländern senden, dass man nach ihm Ausschau hält.
Und ich werde das Schloss mit einem Bann umgeben, der es ihm unmöglich macht, unbemerkt hier einzudringen und dem König zu schaden.
Ihr Vier und Herward seid ja noch durch das Ritual geschützt, so dass ihr euch auch unbesorgt frei in der Stadt bewegen könnt.“
„Nun, mehr können wir im Augenblick nicht tun“, sagte Mendor. „Daher solltet ihr schlafen gehen, denn ab morgen gibt es für euch viel zu tun.“
15. Ein Abschied
Die nächsten Wochen vergingen für die Zwillinge wie im Flug. Ihre Tage waren angefüllt mit Unterricht jeglicher Art.
Doch im Gegensatz zu ihrem Aufenthalt in Romandos Haus ließ man ihnen ausreichend freie Zeit, in denen sie ihren Neigungen nachgehen konnten.
Herward erwies sich als strenger, aber heiterer Lehrmeister, und Tanis und Wigo genossen seinen morgendlichen Unterricht, zumal beide ein natürliches Talent zur Waffenführung hatten.
Am Nachmittag wurden die Zwillinge dann gemeinsam von Aelianos unterrichtet. Der Magier war ein milder Lehrer, doch wenn die jungen Leute unkonzentriert waren, sah er sie so enttäuscht an, dass sie sich sofort wieder zusammen rissen, um den gütigen alten Mann nicht zu kränken.
Eines Nachmittags sagte Aelianos: „
Es ist an der Zeit, dass ihr lernt, wie man sich mit einem Zauber einer Gefahrensituation entzieht, indem man sich an einen anderen Ort versetzt. Das jedoch muss jeder von euch zunächst für sich allein üben, denn um eine ganze Gruppe zu transportieren, braucht es ein langes Studium.
Aber da ein so schwacher Magier wie Romando diese Kunst beherrscht, dürfte es für keinen von euch ein Problem darstellen, schnell soweit zu kommen, dass ihr euch zumindest auf eine kurze Distanz entfernen könnt. Romando brauchte dazu zur Verstärkung seiner Energie einen Zauberspruch, doch ich denke, dass die euch innewohnende Macht auch ohne einen Spruch groß genug ist.
Ihr alle seid mittlerweile in der Lage, jeden beliebigen Gegenstand von seinem Platz zu verrücken. Im Grunde ist es der gleiche Zauber, nur dass ihr eben euch selbst und kein
Weitere Kostenlose Bücher