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Der gläserne Drache

Der gläserne Drache

Titel: Der gläserne Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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eine Stunde später alle in des Königs Speisezimmer einfanden, sahen sie nicht mehr wie abgerissene Vagabunden aus.
    Mendor sah ihnen lächelnd entgegen.
     
    „Nun, Herward, was ist das für ein Gefühl, den Pferdeknecht Malux nach so langer Zeit auch äußerlich abgelegt zu haben?“ fragte er schmunzelnd. „Und die jungen Damen gefallen mir so auch viel besser als in ihrer zwar praktischen, aber unschönen Reitkleidung.“
     
    Verlegen schauten die beiden Mädchen an sich hinunter. In den edlen Kleidern, die sie trugen, hätte niemand in ihnen zwei einfache Bauernmädchen vermutet.
     
    Auf Mendors Wink ließen sich alle an der Tafel nieder, an der Aelianos schon zur Rechten des Königs saß. Da das Mahl der gemeinsamen Beratung dienen sollte, hatte der König gegen seine sonstige Gewohnheit niemanden aus seinem Gefolge dazu gebeten.
     
    „Greift tapfer zu, denn ihr müsst fast verhungert sein!“ sagte er. „Danach soll uns Aelianos raten, was wir tun sollen.“
     
    Die Freunde ließen sich das nicht zweimal sagen, denn sie hatten seit dem Morgen nichts mehr zu sich genommen.
    Als sich dann alle gesättigt zurücklehnten und die Diener die Tafel abgeräumt hatten, ließ der König noch einmal Wein nachschenken.
     
    „Nun, Aelianos, ist es an Euch, uns Rat für unser weiteres Vorgehen zu geben, denn nur Ihr könnt vielleicht erraten, was Romando plant.“
     
    „Ich kenne Romando zu wenig, um seine Pläne nachvollziehen zu können“, sagte der Magier. „Und ich weiß nicht, wie groß seine magische Kraft ist. Daher sollten mir die jungen Leute zuerst ihre Einschätzung geben, da sie den Stand seiner Kenntnisse besser beurteilen können, denn sie haben sie am eigenen Leib erfahren.
    Danach fällt es mir wohl leichter abzuschätzen, was er aufgrund seiner Fähigkeiten auszuführen in der Lage ist.“
     
    „Romando scheint nicht über große natürliche Magie zu verfügen“, meinte Tanis, „und er besitzt nur die Kenntnisse, die er sich für die Erreichung seines Ziels als seiner Meinung nach notwendig angeeignet hat.
    Wir haben ja mehr als einmal gesehen, dass er unvorhergesehenen Situationen völlig machtlos gegenüberstand. Er musste zum Beispiel erst einen Zauberspruch erlernen, der ihn vor den Angriffen der Mädchen schützte, da er damit nicht gerechnet hatte.
    Er war auch nicht in der Lage, uns oder zumindest nur unser Gepäck auf den Berg hinauf zu befördern. Daraus lässt sich schließen, dass er es nur schafft, sich allein von einem Ort zum anderen zu bewegen.
    Und er verliert mit jedem Zauberspruch so viel Kraft, dass er zu einem weiteren kaum in der Lage ist.
     
    Aber wir sollten bedenken, dass er inzwischen mehr als vier Wochen Zeit hatte, seine Kenntnisse zu erweitern. Zwar wissen wir nicht, wie lange er benötigt hat, um der durch Herward zugefügten Verletzungen Herr zu werden und wieder genug Kraft für neue Magie zu schöpfen, aber wir müssen davon ausgehen, dass er dazugelernt hat.
    Leider können wir Magritta dazu nicht mehr befragen, denn nur sie hätte uns sagen können, wie lange er gebraucht hat, um zu genesen.“
     
    Sie erzählten Aelianos nun alles, was Romando an Zaubern bewirkt hatte, und demonstrierten ihm auf seinen Wunsch hin auch ihre eigenen Kräfte.
     
    Nachdem sie alle wieder saßen, strich der Magier sinnend seinen dünnen grauen Bart. Dann sagte er:
     
    „Natürlich kannte auch ich die Legende des Drachen und die Prophezeiung. Aber aus den Jahrhunderten weiß ich von keinem anderen Magier, der je versucht hätte, sie zu erfüllen.
    Zwar hat es immer wieder den einen oder anderen Zauberer gegeben, der sich an den bösen Künsten versucht hat. Aber die schwarze Magie ist seit jeher bei Todesstrafe verboten, und keiner von uns weißen Magiern würde je nach solch verderblicher Macht streben.
    Die Machtgier Wordans und Romandos muss grenzenlos sein, dass sie dieses gefährliche Unterfangen begonnen hatten.
     
    Aber nun zu den Zwillingen: Wie ich schon sagte, ist die natürliche Magie in euch groß, und sie ist größer als alles, was ich je gesehen habe, wenn ihr miteinander verbunden seid, doch noch könnt ihr nicht richtig damit umgehen.
    Daher schlage ich vor, dass ich euch in der nächsten Zeit unterrichte, damit ihr lernt, diese Kräfte zu beherrschen – natürlich nur, wenn König Mendor es gestattet!“ Der König nickte und Aelianos fuhr fort:
    „Da ihr nicht immer zusammen bleiben könnt, bis wir Romando gefunden haben, solltet ihr in der Lage

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