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Der gläserne Schrein (German Edition)

Der gläserne Schrein (German Edition)

Titel: Der gläserne Schrein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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liefern.»
    «Das werdet Ihr nicht», antwortete Christophorus.
    Bardolf hob beinahe amüsiert die Brauen. «Werden wir nicht?»
    «Nein.» Christophorus zuckte mit den Achseln. «Das hoffe ich zumindest. Nicht, wenn Marysa mich auch liebt.»
    «Tut sie das?», fragte Bernát mit barscher Stimme.
    «O Gott, Vater!» Jolánda schlug die Hände vors Gesicht. «Natürlich.» Sie schluchzte leise und blickte dann Christophorus verstört an. «Bitte sagt mir, dass Ihr das nicht von Anfang an geplant habt.»
    Christophorus erwiderte ihren Blick schweigend. «Nein, Frau Jolánda», antwortete er schließlich. «Bei allem, was mir heilig ist – das hatte ich nicht geplant.»

38. KAPITEL
    Es war später Vormittag, als Grimold Marysa einen Besucher meldete. Sie hatte nicht gut geschlafen, denn Christophorus war die ganze Nacht nicht nach Hause gekommen. Sie machte sich nun sowohl Sorgen als auch Vorwürfe, weil sie ihn am Vortag so unfreundlich behandelt hatte. Er hatte ja mit seinen Worten nicht unrecht gehabt; sie hingegen hatte gewiss überreagiert. Doch das war jetzt nicht mehr zu ändern.
    «Guten Tag, Herr van Weyms», begrüßte sie den jungen Kanoniker, als sie die Werkstatt betrat. «Was kann ich für Euch tun? Möchtet Ihr die Fortschritte an dem bestellten Schrein ansehen?»
    «Nein, Frau Marysa. Deshalb bin ich nicht hier», antwortete er. Sein Lächeln schwand und machte einer ernsten Miene Platz. «Ich möchte Euch bitten, mich zum Marienstift zu begleiten. Johann Scheiffart bat darum, weil er mit Euch und Bruder Christophorus über die Vorfälle in der Chorhalle sprechen möchte.»
    «Bruder Christophorus ist nicht hier», antwortete sie. «Aber ich kann gerne einstweilen mit Euch gehen.»
    «Das wäre sehr freundlich von Euch.»
    «Ich sage nur rasch dem Gesinde Bescheid.» Marysa eilte in die Küche und trug Balbina auf, ihr etwas vom Abendessen zurückzustellen, falls es später werden würde. «Es wird sicher nicht lange dauern», sagte sie und warf sich ihren Mantel über. Dann rief sie nach Milo, der daraufhin eilfertig aus dem Hof herbeigerannt kam. «Ich muss zum Marienstift», erklärte sie ihm. «Herr van Weyms begleitet mich dorthin. Ich möchte, dass du in einer halben Stunde nachkommst, damit ich später nicht allein nach Hause gehen muss.»
    «Ich kann auch gleich mitkommen», schlug Milo vor. «Bin gerade mit dem Stallausmisten fertig.»
    Marysa nickte. «Also gut, dann komm.»
***
    Der Kanoniker war mit einer Sänfte zum Büchel gekommen, in der gerade zwei Personen Platz fanden. Milo lief bereitwillig hinter den Trägern her bis zum Haus des Domherrn Scheiffart. Dort stellte er sich in einer windgeschützten Nische unter und wartete. Das Wetter hatte sich wieder etwas aufgeklart, aber es war so kalt geworden, dass Schneematsch und Schlamm auf den Gassen zu einer harten, unebenen Kruste gefroren waren. Um sich abzulenken, beobachtete er ein paar Kinder, die ein Stück entfernt Steine mit Stöcken über den Parvisch trieben und dabei einen Höllenlärm machten. Ein struppiger Hund rannte zwischen ihnen umher und schien das Spiel ebenso zu genießen wie die Buben.
    Milo war so sehr in die Beobachtung der Kinder vertieft, dass er den Mann, der sich ihm von der Seite näherte, zu spät bemerkte. Aus den Augenwinkeln sah er noch einen zerlumpten Mantel aufblitzen, dann traf ihn auch schon ein harter Schlag an der Schläfe, und er sackte in sich zusammen.
***
    An der Tür zu Scheiffarts Haus ließ van Weyms Marysa höflich den Vortritt. Sie betrat die kleine Eingangshalle und wollte sich gerade zu ihrem Begleiter umdrehen, als die Tür mit einem lauten Klappen zufiel.
    «Ergreift sie», sagte eine Stimme. Ehe sie reagieren konnte, wurde Marysa von hinten gepackt. Eine Hand legte sich schwer auf ihren Mund, sodass sie nicht um Hilfe rufen konnte.
    «Bringt sie hinaus», befahl die Stimme. «Ich komme später nach.»
    Marysa versuchte sich zu wehren und spürte gleichzeitig ihr Herz vor Schreck und Angst heftig gegen ihre Rippen pochen. Der Mann, der sie festhielt, schien Bärenkräfte zu besitzen, denn ihre Gegenwehr machte ihm offensichtlich nichts aus. Ohne seine Hand von ihrem Mund zu nehmen, drehte er ihr einen Arm auf den Rücken, schob sie unsanft von der Eingangshalle in einen weiteren Raum und dort zu einer Hintertür wieder hinaus.
    «Binde ihr die Hände zusammen», forderte der Angreifer einen zweiten Mann auf, und im nächsten Moment spürte sie, wie jemand einen Strick um ihre

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