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Der gläserne Schrein (German Edition)

Der gläserne Schrein (German Edition)

Titel: Der gläserne Schrein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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nicht in den Sinn gekommen. Ich dachte vielmehr, dass alles hätte etwas mit den Kanonikern zu tun. Als ich nämlich gestern Abend hier durchkam … Aber seht selbst!» Er winkte Christophorus, ihm weiter zu folgen, und bog in eine weitere schmale Gasse ein, die zu mehreren halb verfallenen Gebäuden führte. In eines von ihnen trat Amalrich ein und wies dann auf eine Strohschütte, auf der ein Mann in den Gewändern der Kanoniker lag.
    Christophorus starrte ihn erschrocken an. «Das ist Dederich van Weyms.»
    Amalrich trat zu dem jungen Kanoniker und beugte sich prüfend über ihn. «Er lebt noch», sagte er. «Aber es sieht nicht gut aus. Er hat eine sehr schwere Kopfverletzung; offenbar wollte ihm jemand den Schädel einschlagen.»
    «Warum habt Ihr keine Hilfe geholt?»
    Amalrich winkte ab. «Spätabends lassen sie einen wie mich doch nicht mehr in die Stadt. Und hier in Burtscheid schien es mir nicht sicher. Woher sollte ich denn wissen, ob derjenige, der den Mann niedergeschlagen hat, sich nicht noch immer hier aufhält? Es war auch reiner Zufall, dass ich ihn gefunden habe.» Er beugte sich noch einmal über van Weyms, dann richtete er sich wieder auf. «Dies hier ist Stiftsbesitz und einer meiner Schlafplätze. Als ich Wasser holen wollte, um den Kanoniker zu verarzten, sah ich Hyldeshagen die Straße heraufkommen. Allein und zu Fuß. Das kam mir merkwürdig vor, also bin ich ihm gefolgt. Auf diese Weise habe ich Euch gefunden.»
    Christophorus legte den Kopf auf die Seite. «Und habt mich erst heute Morgen befreit.»
    Missbilligend kräuselte der Alte seine Lippen. «Ich musste mich erst um den hier kümmern, nicht wahr? Außerdem wollte ich sichergehen, dass Hyldeshagen fort ist, bevor ich in das Haus hineingehe. Was will er von Euch?»
    «Ich glaube, das weiß er selbst nicht so genau», antwortete Christophorus ratlos. «Er drohte mir und wollte wissen, was ich über die Vorgänge im Marienstift und in der Chorhalle weiß. Anscheinend war er es, der den ersten Unfall dort herbeigeführt hat.»
    «Oha.» Amalrich schnalzte überrascht. «Wisst Ihr denn, was sonst noch in der Chorhalle vor sich geht?»
    Christophorus merkte auf. «Nein», antwortete er. «Aber mir scheint, dass Ihr im Bilde seid.»
***
    Aufatmend ließ Marysa sich gegen die Wand der Getreidekammer sinken. Über Nacht hatte sie es irgendwann geschafft, sich von den Fesseln zu befreien. Danach war sie endlich in der Lage gewesen, sich hinter einer der Mieten zu erleichtern. Der Druck ihrer Blase war zuletzt fast unerträglich gewesen; gleichzeitig war ihre Kehle so trocken, dass das Schlucken wehtat. Der Knebel vom Vortag hatte alle Feuchtigkeit aus ihrem Mundraum aufgesogen. Da man ihr nichts zu trinken gegeben hatte, wurde der Durst nun langsam zur Qual.
    Sie hatte keine Ahnung, wo sie sich befand. Der Hof lag in vollkommener Stille. Es schien, als sei das Anwesen nicht weiter bewohnt. Mehrfach hatte sie bereits versucht, die massive Eichentür zu öffnen, war aber jedes Mal gescheitert. Auch die Lüftungsschlitze unterhalb der Decke brachten sie nicht weiter, denn sie waren erstens viel zu hoch angebracht und zweitens so schmal, dass sie höchstens mit einem Arm hindurchgepasst hätte.
    Trotz ihres Durstes und der schmerzenden Schultermuskeln versuchte sie, ruhig nachzudenken, um einen Ausweg aus ihrer misslichen Lage zu finden. Sie war sicher, dass die Männer bald zurückkehren würden, und ihr graute jetzt schon davor, wieder von ihnen befragt zu werden. Sie wusste, wenn sie ihr weiter Schmerzen zufügten, würde sie nicht mehr lange schweigen können. Sie müsste ihnen dann alles sagen, was sie hören wollten, ob es der Wahrheit entsprach oder nicht. Selbstverständlich wussten die Männer das, und Barnabas schien es regelrecht Freude zu bereiten, sie zu quälen. Aber wen wunderte das schon, schließlich war er der Handlanger eines weithin bekannten Inquisitors.
    Sie schauderte bei dem Gedanken daran und wickelte sich fester in ihren Mantel, den die Männer ihr glücklicherweise gelassen hatten. Zu ihren Schmerzen kam die unangenehme Kälte hinzu, die von draußen hereindrang. Zwischen den Getreidesäcken ließ es sich wenigstens einigermaßen aushalten. Frost jedenfalls schien nicht in die Kammer zu gelangen. Dennoch waren Marysas Hände und Füße natürlich eiskalt, weshalb sie immer wieder aufstand, um sich ein wenig zu bewegen. Sie hauchte in ihre Hände und steckte sie dann unter ihre Achseln.
    Irgendwann musste sie wohl

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