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Der gläserne Schrein (German Edition)

Der gläserne Schrein (German Edition)

Titel: Der gläserne Schrein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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spröde.
    Christophorus’ Augenbrauen zogen sich zusammen. «Nur ein paar Minuten, Frau Marysa. Immerhin konnte ich mit Bruder Eldrad über unseren Verdacht sprechen. Er hat versprochen, darüber nachzudenken.»
    «Nachzudenken.» Marysa starrte ihn an. «Nachzudenken?» Sie schnaubte bitter. «Was, bitte, soll uns das nützen?»
    «Marysa?» Irritiert blickte Jolánda zwischen ihrer Tochter und dem Dominikaner hin und her. «Warum bist du so unfreundlich zu Bruder Christophorus? Ich bin sicher, er wollte nur helfen …»
    «O ja, ganz sicher.» Giftig blickte Marysa Christophorus an und verließ dann mit eiligen Schritten die Stube.
    Christophorus sah ihr nicht nach, sondern setzte sich auf den Platz, den Marysa zuvor belegt hatte.
    «So kenne ich Marysa gar nicht. Seit Tagen ist sie schlechter Laune», sagte Jolánda. Sie musterte Christophorus neugierig. «Hattet ihr einen Streit?»
    Christophorus faltete die Hände auf dem Tisch und blickte in die Ferne. «Nein, Frau Jolánda, einen Streit hatten wir nicht.»
    «Was dann?», wollte sie wissen. Als er nicht antwortete, kräuselte sie die Lippen, bohrte jedoch nicht weiter nach. Sie nahm sich vor, so bald wie möglich noch einmal mit ihrer Tochter zu reden.

28. KAPITEL
    «Hast du etwas herausgefunden?», fragte Ansem seinen Gesellen, der eifrig die Werkstatt kehrte.
    Ludwig schüttelte den Kopf. «Ich glaube, der Dominikaner weiß auch nicht mehr als wir. Er läuft bloß immer in der Stadt herum und redet mit allen möglichen Leuten.»
    «Mit welchen Leuten?»
    Ludwig hob die Schultern. «Mit dem alten Amalrich zum Beispiel, aber auch mit einem der Malergesellen aus der Chorhalle. Heute war er gemeinsam mit der Witwe Markwardt bei Johann Scheiffart und im Dom. Da hab ich übrigens auch noch andere Dominikaner gesehen. Diesen Inquisitor, der jetzt in der St.-Jakob-Straße wohnt.»
    Ansem verzog besorgt die Lippen. «Die stecken doch alle unter einer Decke!», knurrte er. «Das passt mir gar nicht. Und es macht den Leopold auch nicht wieder lebendig.» Er ballte die Hände zu Fäusten. «Ich werde schon rausbekommen, wer ihn umgebracht hat und was die Pfaffen damit zu tun haben!»
    Ludwig starrte ihn erstaunt an. «Aber Meister, ich dachte, Ihr hättet …»
    «Halt den Mund!», brüllte Ansem zornig. «Erledige deine Arbeit und überlass das Denken Leuten, die nicht nur Stroh im Kopf haben.»

29. KAPITEL
    Ein heftiger Schneeregenschauer ging über Aachen nieder, deshalb liefen die beiden Kirchenmänner im Laufschritt über den Kaxhof. Schließlich stellten sie sich im Eingang der Acht unter.
    «Einen interessanten Besuch hatten wir da im Dom, nicht wahr?», fragte der eine von ihnen mit kaltem Lächeln.
    Auch der andere verzog die Lippen zu einem Lächeln. Sein Mund wirkte dabei wie ein dünner Strich. «In der Tat, die beiden werden mir langsam ein wenig zu aufdringlich.»
    «Und zu klug», fügte der Erste grimmig hinzu.
    «Ich könnte Barnabas auf sie ansetzen», sagte der Zweite. «Er wird sie nicht aus den Augen lassen.»
    «Du willst riskieren, dass Bruder Christophorus ihn ebenso bemerkt wie diesen tölpelhaften Goldschmiedegesellen?»
    «Barnabas ist kein Tölpel», protestierte der zweite Geistliche.
    Der erste schnaubte abfällig. «Wir müssen uns etwas anderes überlegen.»

30. KAPITEL
    Marysa wusste, dass ihr Benehmen kindisch war, deshalb ging sie nicht in ihre Kammer hinauf, sondern in die Küche, wo sie Balbina auftrug, für das Abendessen Heidnische Kuchen und Apfelkompott für die Familie und das Gesinde zuzubereiten. «Bei diesem Wetter können alle eine gute Mahlzeit vertragen», sagte sie und half der Köchin höchstpersönlich, die Äpfel für die Süßspeise auszusuchen. «Gib etwas Wein daran», sagte sie, als sie die Früchte in einen Korb gelegt hatten. Anschließend ging sie zurück in die Stube.
    Kurz zuvor hatte sie gehört, wie die Stubentür bewegt wurde. Sie nahm an, dass Bruder Christophorus sich nach oben zurückgezogen hatte. Als sie die Stube betrat, hielt sie erschrocken inne, da er mitten im Raum stand und ihr entgegenblickte.
    «Wo …» Sie schloss die Tür hinter sich, damit die Wärme, die durch den gut bestückten Hinterladeofen in der Stube herrschte, nicht nach draußen entwich. «Wo ist meine Mutter?»
    Christophorus sah sie unverwandt an. «Sie hat sich kurz entschuldigt. Ich vermute, sie sucht den Abort auf.»
    «Ach.» Unschlüssig, wie sie sich verhalten sollte, ging Marysa zu dem Wandregal, in dem das

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