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Der gläserne Schrein (German Edition)

Der gläserne Schrein (German Edition)

Titel: Der gläserne Schrein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Christophorus und die Witwe Markwardt», antwortete Barnabas. «Ich habe sie den ganzen Tag nicht aus den Augen gelassen. Einmal hätten sie mich fast bemerkt. Sie sind wegen des schlechten Wetters dort eingekehrt.» Er deutete auf die Herberge, die der Geistliche soeben verlassen hatte.
    Dieser wurde blass und packte Barnabas am Kragen. «Verfluchter Bastard, warum hast du uns nicht gewarnt?»
    Barnabas blieb unbeeindruckt. «Ich wusste doch nicht, dass Ihr auch hier seid. Erst als ich Eure Sänfte sah …»
    «Haben sie uns gesehen?»
    Barnabas zuckte mit den Schultern. «Das weiß ich nicht. Sie haben zuerst in der Taverne etwas gegessen und sind anschließend rauf in ihre Kammern.»
    Der Geistliche kniff die Augen zusammen. «Bist du sicher?» Er schüttelte den Kopf. «Das gefällt mir nicht. Wenn Sie etwas mitbekommen haben, könnte das gefährlich für uns werden.»
    «Ich kann mich um sie kümmern, wenn Ihr wollt», schlug Barnabas vor. Seine Augen glitzerten gierig.
    «Nein, nicht sofort», wehrte der Geistliche ab. «Zuerst müssen wir erfahren, was sie wissen und ob sie bereits jemanden eingeweiht haben. Ich will kein Risiko eingehen.»
    Barnabas verbeugte sich knapp. «Ich kümmere mich darum, Herr.»

36. KAPITEL
    Christophorus war eingenickt und schrak hoch, als er ein Klirren von draußen vernahm. Seine Kammer ging zum Hinterhof hinaus, deshalb war sofort seine Neugier geweckt. Rasch stand er auf, ging zum Fenster und öffnete den Laden einen Spalt weit. Der Sturm wehte ihm Schneeflocken entgegen. Zunächst konnte er gar nichts sehen, doch nachdem sich seine Augen an die Dunkelheit und das Schneetreiben gewöhnt hatten, erkannte er, dass die Sänfte verschwunden war. Neben dem Pferd, welches noch immer an einem der Pfosten angebunden war, stand eine Gestalt. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte Christophorus zu erkennen, um wen es sich handelte.
    Die Gestalt trug eine Fackel bei sich und schien dem Tier den Schnee von Rücken und Sattel zu klopfen. Gebannt starrte Christophorus hinab, bis er kurz einen Blick auf das Profil des Mannes erhaschen konnte.
    Erschrocken fuhr er zurück, als die Gestalt sich umsah und an der Fassade der Herberge emporblickte. Gleichzeitig fuhr eine heftige Sturmböe durch den Hof und zerrte am Mantel des Mannes.
    Christophorus knallte den Fensterladen wieder zu und verriegelte ihn. Irritiert fuhr er sich durch die Haare. Im ersten Moment hatte er gedacht, den Mann dort unten an seiner langen gebogenen Nase erkannt zu haben. Doch er musste sich getäuscht haben. Der Mann hatte unter seinem Mantel das Habit der Dominikaner getragen, nicht das der Augustiner.
    Auf das heftige Klopfen an seiner Kammertür hin wandte sich Christophorus endgültig vom Fenster ab. Ohne darüber nachzudenken, dass er nur spärlich bekleidet war, ging er zur Tür und entriegelte sie. «Marysa? Was …?»
    Er schreckte überrascht zurück, als sie die Tür aufstieß und mit zorniger Miene eintrat. «Ihr!» Sie starrte ihn an, und ihre Augen sprühten geradezu Funken. «Ihr Heuchler! Wie konntet Ihr es wagen …»
    Christophorus warf rasch die Tür wieder zu und sah sie verblüfft an.
    «Die ganze Zeit habt Ihr mich hinters Licht geführt, nicht wahr?», zischte sie. «Mich und die Familie – ganz Aachen!»
    Christophorus fuhr sich durch die Haare. «Wovon sprecht Ihr?» Im gleichen Augenblick sah er das Pergament in ihren Händen und begann zu ahnen, was geschehen war. Tatsächlich hielt sie ihm den Brief nun wutentbrannt unter die Nase.
    Wortlos nahm er ihn und überflog die Zeilen seines Freundes. Die Erinnerungen schmerzten, die dabei in ihm hochstiegen. Schließlich hob er den Kopf und blickte Marysa verwundert an. «Ihr habt den Brief erst jetzt gelesen? Warum?»
    Marysa schluckte. «Weil … ich damals nicht …» Sie stockte, und ihre Miene verdüsterte sich erneut. Zornig entriss sie ihm den Brief wieder. «Das geht Euch nichts an, Bruder Christophorus – oder wer auch immer Ihr sein mögt. Ihr seid gar kein Ablasskrämer, oder?»
    «Nein.» Christophorus seufzte. Auf diese Weise hätte Marysa es nicht erfahren sollen, aber nun war sein Geheimnis gelüftet. Vielleicht war es ganz gut so. «Ich bin kein Ablasskrämer, Marysa.» Er zögerte, dann gab er sich einen Ruck. «Ich bin auch kein Dominikaner.»
    «Wie bitte?»
    Christophorus hob die Schultern. «Ich habe nie ein Gelübde abgelegt. Nennt mich meinetwegen einen Betrüger; ich werde Euch nicht widersprechen.»
    «Großer Gott!

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