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Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz der Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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Er sah auf das Mädchen, das im Bett neben ihm lag. Dünn war sie, mit stumpfem Haar und leeren Augen, und kratzte sich am Arm.
    Greg hatte keine Ahnung, wie er hier gelandet war, offensichtlich in einem der eher zweifelhaften Bordelle Hongkongs. Er konnte sich an nichts mehr erinnern, nachdem er seine gesamte Zuwendung für die nächsten drei Monate gesetzt und verloren hatte. Der Gestank, der von dem offenen Abwasserkanal draußen auf der Straße durchs Fenster wehte, verpestete die ohnehin schon stickige Luft in dem Zimmerchen. Zwei Kinder, zwei Knaben, denen der üble Geruch anscheinend nichts ausmachte, spielten auf der anderen Straßenseite vor einer offen stehenden Tür. Ein Mann, ein Europäer im Tropenanzug, kam die Straße entlang, mit rotem Gesicht und Schweißflecken unter den Achseln. Er blieb stehen, sah sich um und strebte dann der offenen Tür zu. Eine Frau kam heraus, deutete auf die beiden Jungen und hielt die Finger hoch, um den Preis anzuzeigen. Der Mann nickte und verschwand im Gebäude, und die Frau folgte ihm, den Jungen, den er ausgewählt hatte, im Schlepptau.
    Gelangweilt wandte Greg den Blick ab. Moralischer Verfall aller Art war ihm inzwischen vollkommen gleichgültig. Außerdem habe ich eigene Sorgen, dachte er voller Selbstmitleid.
    Er befand sich in einer höllisch verfahrenen Lage, an der allein Lionel die Schuld trug.
    Das Mädchen streckte die Hand mit den abgekauten und schmutzigen Fingernägeln nach ihm aus. Ihr Gesicht war teilnahmslos, als ihre Finger sich um ihn schlossen. Fluchend schob Greg sie weg.
    »Gib mir Geld«, heulte sie. »Du hast es versprochen.«
    Der Raum mit allem, was sich darin befand – auch das Mädchen -, verströmte einen Gestank, bei dem es ihn würgte. Wie war er nur hierhergeraten?
    »Dann verdien es dir«, sagte er brutal, rollte sich auf den Rücken und öffnete die Hose.
     
    »Und Otto hat mir ein paar ganz besondere Bonbons gekauft, aber Vater hat gesagt, ich soll sie nicht alle auf einmal essen, damit mir nicht schlecht wird.«
    Es war acht Uhr abends, in einer halben Stunde mussten sie zu einer Gesellschaft aufbrechen, welche die französische Witwe eines indischen Maharadschas für tout le Paris gab, wie Beth sich ausdrückte, aber Luc war immer noch so aufgeregt von dem Vormittag, den er mit Robert verbracht hatte, dass er Amber immer und immer wieder davon berichten wollte.
    Als Robert angerufen hatte, um anzukündigen, dass er vorbeikommen und Luc abholen werde, war sie froh und erleichtert gewesen. Allerdings waren diese Gefühle in Bestürzung und Angst umgeschlagen, als Robert gemeinsam mit Otto vor der Tür gestanden hatte. Ursprünglich hatte sie darauf gehofft, Robert und Luc begleiten zu können, um ihrem Mann wieder ein wenig näherzukommen. Der selbstgefällige Blick, mit dem Otto sie bedachte, weckte in ihr den Verdacht, dass er ihre Absicht erraten hatte und sich nun über sie lustig machte, weil er es ihr verdorben hatte. Doch dann sagte sie sich, das sei albern. Schließlich hatte Otto keinen Grund, sie wie eine Rivalin zu behandeln oder ihr immer wieder unter die Nase zu reiben, welche Rolle er in Roberts Leben spielte.
    Sie war bestimmt nicht eifersüchtig auf den Platz, den Otto in Roberts Herzen einnahm, aber sie war auch nicht gerade begeistert, als Luc ihr aufgeregt erzählte, Otto habe mit ihm Ball gespielt und ihm Bonbons gekauft. Noch weniger erbaut war sie, als Otto nach dem Ausflug mit Luc auf den Armen in die Eingangshalle kam.
    »Wie schade, dass er deine dunklen Farben hat und nicht die helleren seiner Mutter«, hatte Otto erklärt. »Aber bei deinem Stammbaum kann man sich wenigstens sicher sein, dass er kein jüdisches Blut in sich trägt.«
    Amber erstarrte jetzt noch, wenn sie an Ottos widerwärtige Bemerkung dachte. Es hatte sie verärgert, dass Robert Otto deswegen nicht sofort zur Rede gestellt hatte, zumal Otto sich mehrfach auf Tom Mosley bezogen hatte, wie Oswald von Freunden und Anhängern genannt wurde, dessen Politik Robert früher mehrfach entschieden verurteilt hatte. Sie wollte einfach nicht glauben, dass Robert seine politischen Überzeugungen ändern könnte, sosehr er auch in Otto verliebt war.
    »Zeit für dich, ins Bett zu gehen, Schatz«, befahl sie Luc.
    Die Gesellschaft der Maharani fand im Bois de Boulogne statt, auf einer Insel in einem See. Die Gäste waren gebeten worden, in Kostümen aus der Ära Napoleons zu erscheinen.
    Ambers Kleid aus hellgrüner Seide war im Empire-Stil geschnitten,

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