Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)
mit hoher Taille, es war mit Silberspitze aufgeputzt und mit winzigen tropfenförmigen Pailletten bestickt. Im Haar hatte sie ebenfalls Silberspitze, und ihre Fuchsstola war mit Silberlamé gefüttert.
Beths Kleid war rosa und mit Schwanendaunen besetzt; und während Beth und Amber sich bei ihren Roben für mehrere Schichten feinen Seidenstoffs entschieden hatten, ahmten manche Frauen auch die Mode der damaligen Zeit nach und hatten ihre Kleider angefeuchtet, um ihre Figur deutlich zur Schau zu stellen.
»Aber wie weit wir auch gehen mögen«, meinte Daisy Fellowes zu Amber, als sie auf ein Ruderboot warteten, das sie zur Insel hinüberbringen würde, »die Männer können wir einfach nicht übertrumpfen. So viele verschiedene Uniformen habe ich noch nie gesehen.«
In diesem Punkt musste Amber ihr recht geben.
Die Maharani, die als Kaiserin Josephine ging, hatte den französischen Innenarchitekten Monsieur le Baron beauftragt, das Restaurant auf der Insel, Le Pavillon des Iles, für ihre Gesellschaft zu dekorieren, und natürlich sah Amber sich ganz genau an, wie er vorgegangen war.
Der Pfad, der vom Landungssteg zum Pavillon führte, war mit einem Läufer aus weißem Samt bedeckt, und zu beiden Seiten standen hohe Kerzen, um den Weg auszuleuchten. Jenseits des Pfades standen weitere Kerzen und Laternen, um den Rest der Insel zu illuminieren. Im Restaurant selbst waren die Wände und Stühle mit weißem Samt verhängt, der mit goldenen und silbernen Girlanden verziert war.
Ein Orchester spielte zum Walzer auf.
Unter den Gästen entdeckte Amber Prinz Nikolaus von Griechenland und seine Gattin, die Großfürstin Helena von Russland. Ihre Tochter, Prinzessin Marina, und deren Gatten, Prinz George, Herzog von Kent, hatte Amber bereits in London kennengelernt.
Lady Diana Cooper, die mit ihrer Freundin Elsa Maxwell gekommen war, trug ein herrliches Gewand aus amethystfarbener Seide.
»Da ist die arme Mimi Pecci-Blunt«, sagte Beth zu Amber, während sie auf Alistair warteten, der gerade mit dem britischen Botschafter plauderte. »Ihr Ehemann ist vollkommen vernarrt in den Lakaien, mit dem er sich eingelassen hat.«
Amber schwieg. Sie hatte gehört, dass Graf Pecci-Blunt, ein Bekannter Roberts, seinem neuen Liebhaber in der Nähe von Monte Carlo eine Villa eingerichtet hatte, doch die Gräfin, die selbst sehr reich war, schien sich mehr für ihre wohltätigen Werke zu interessieren, für die sie weithin bekannt war, als für das Benehmen ihres Gatten.
Es amüsierte und erstaunte Amber, dass Beth einerseits vollkommen naiv auf die Gegebenheiten reagieren konnte, wenn es ihr gerade in den Kram passte, je nach Bedarf aber auch eifrig darüber klatschte.
»Wie schade, dass Robert schon eine andere Verabredung getroffen hatte und erst später nachkommt«, meinte Beth und fügte dann pointiert hinzu: »Ich finde es wirklich betrüblich, dass du und Robert keine Kinder mehr bekommen habt, Amber.«
Amber unterdrückte einen leisen Seufzer. Beth hatte sich schon öfter dazu geäußert, dass sie und Robert nur Luc hatten. Natürlich kam es nicht in Frage, Beth ins Vertrauen zu ziehen, und das bedeutete, dass Amber die Neugier ihrer Freundin so taktvoll und entschieden wie möglich abwehren musste, ohne Verdacht zu erregen.
»Ja, das wäre wunderbar gewesen«, stimmte sie leichthin zu.
»Na, ihr habt ja noch Zeit«, meinte Beth. »Allerdings geht ihr auch furchtbar oft aus; ihr habt beide so viel zu tun, ganz anders als Alistair und ich. Im Vergleich zu euch sind wir ziemliche Langweiler.«
Amber lächelte. Beths selbstgefälliger Ton ließ darauf schließen, dass sie vielleicht langweilig sein mochte, aber nachdem diese Langeweile vier Kinder hervorgebracht hatte, sollte Amber es vielleicht auch mal damit probieren.
Im Laufe des Abends tauchte auch Robert auf. Er hatte sich einer Gruppe um den deutschen Botschafter angeschlossen, zu der natürlich auch Otto gehörte. Der junge Deutsche sah äußerst apart aus in der Uniform eines preußischen Offiziers zu Napoleons Zeiten, und mit seinem blonden Haar und seiner selbstsicheren und gesunden Ausstrahlung obendrein sehr arisch, fand Amber. Robert dagegen, der sich als Dandy des Regency verkleidet hatte, wirkte ziemlich abgespannt. Während er sich am Rand der Gruppe bewegte, stand Otto ziemlich im Mittelpunkt. Amber war versucht, sich zu Robert zu gesellen, nur um sich davon zu überzeugen, dass es ihm gut ging. Sie hatte noch nie erlebt, dass ihn eine Affäre so
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