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Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz der Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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dein einziges Kind ein Junge ist. Es wäre schrecklich gewesen für Robert, keinen Sohn und Erben zu haben, aber das muss ich dir natürlich nicht sagen.«
    Nein, das war nicht nötig. Einen Sohn und Erben. Eine in ihren Kreisen oft benutzte Floskel, die einem leicht über die Lippen kam und die doch für die Unvorsichtigen so viele Fallgruben bereithielt und so viele Geheimnisse verbarg.Vielleicht war es Südfrankreich, das sie an die Vergangenheit denken ließ. Niemand, am wenigsten Luc selbst, durfte je erfahren, dass er nicht Roberts leibliches Kind war. Es würde Luc das Vertrauen in alles rauben, was er zu sein glaubte. Keine liebende Mutter würde je zulassen, dass ihrem Kind so etwas widerfuhr.
     
    »Gute Nacht, Luc, Schatz.« Amber gab ihrem müden Sohn einen Kuss und strich ihm das dunkle Haar aus der Stirn.
    Als Amber gesagt hatte, sie halte es um Lucs willen für besser, während ihres Aufenthalts ein Quartier an Land zu haben, hatte Robert wenige Gehminuten vom Ankerplatz der Jacht entfernt eine elegante Villa gemietet.
    Robert hatte Luc schon gute Nacht gesagt und wartete an der Tür auf sie, um zu Daisy Fellowes’ Galaparty aufzubrechen, während Gladys bereitstand, um Luc, wenn sie weg waren, richtig zuzudecken und dafür zu sorgen, dass er gut schlief.
    »Beth hat mir heute Nachmittag erzählt, dass Henry bei ihnen zu Gast ist«, erzählte Amber, als Robert sie zur Treppe führte. Der Seidentaft ihres meergrünen Abendkleids raschelte beim Gehen sinnlich auf ihrer Haut.
    Sie hätte lieber etwas Schlichtes und Unaufdringliches getragen, doch in dem Augenblick, da ihre Zofe das Kleid, das sie ausgewählt hatte, an den Schrank gehängt hatte, war Robert in ihr Zimmer gekommen und hatte sich beschwert, dass es viel zu langweilig sei. Sie solle doch lieber das meergrüne Kleid anziehen.
    Das Seidenkleid von Mainbocher, das mit winzigen Kristallen besetzt war, die das Licht einfingen, wenn sie sich bewegte, war diagonal geschnitten und betonte ihre schlanke, zierliche Figur. Während der Ausschnitt vorn hoch war, war er hinten sehr tief, es wirkte zumindest so, denn in Wirklichkeit war die nackte Haut bedeckt von einem feinen Gewebe, auf das mit Seidenfäden und Kristallen eine meergrüne Seeschlange gestickt war, die sich ihre Wirbelsäule hinunterschlängelte. Amber hatte das Kleid viel zu gewagt gefunden, doch Robert hatte sich durchgesetzt. Wie viele homosexuelle Männer besaß er ein ausgezeichnetes Auge für Stil und Design und suchte oft Kleider für sie aus.
    »Ich weiß, dass du ihn nicht magst, aber angesichts seiner Besessenheit, einen Erben zu zeugen, bezweifle ich, dass du noch etwas von ihm zu befürchten hast. Alistair hat es heute Nachmittag en passant erwähnt. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass er die Haltung seines Schwagers nicht ganz teilt.«
    »Also, ich glaube nicht, dass Beth das begreift. Sie hat mir erzählt, der arme Henry müsse aufgemuntert werden. Aber ich mache mir nicht nur wegen Henry Sorgen, Robert.« Amber hielt kurz inne. »Jean-Phi lippe ist auch hier.«
    Sie hatten die Halle erreicht, und bei der Erwähnung von Jean-Philippe blieb Robert abrupt stehen. »Was bereitet dir daran Sorgen?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete sie, nicht ganz wahrheitsgemäß. »Wahrscheinlich ist es irrational, aber die Tatsache, dass sowohl Henry als auch Jean-Phi lippe hier sind, bereitet mir Unbehagen … ich fühle mich verletzlich.«
    »Henry hat schon einmal versucht, dich zu erpressen, und hat nichts damit erreicht. Er wird es nicht wieder tun.«
    »Aber er weiß es, Robert, und wenn ihm einfällt, es zu erwähnen …«
    »Wenn er das tut, werde ich einfach sagen, dass Henry sich täuscht und dass ich damals mit dir zusammen war. Dann steht sein Wort gegen meines.«
    »Ich wünschte, wir wären nicht hergekommen. Wenn ich es gewusst hätte, bevor wir England verlassen haben …«
    »Du machst dir unnötig Sorgen, Amber. Henry wird viel wahrscheinlicher darüber brüten, warum er keinen Erben zustande bringt, statt an Vorfälle zu denken, die vor Ewigkeiten passiert sind.«
    Amber nickte, sie spürte, dass Robert allmählich die Geduld mit ihr verlor. Doch sie war besorgt, und nicht nur um ihretwillen. Schließlich hatten sie Luc dabei, und Luc war Jean-Philippes Kind. Amber hatte im Laufe der Jahre ihre Erinnerungen durchforstet, voller Angst, eine Ähnlichkeit zwischen ihnen zu finden, und sie war dankbar, dass Robert, genau wie Jean-Philippe, groß und dunkelhaarig

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