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Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz der Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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allen klarzumachen, welches seine Position war?, überlegte Amber, als er eine Schachtel Sobranie aus der Tasche nahm, sie ihr anbot und ihr dann eine Zigarette anzündete. Oder war das schlicht ihr normales Betragen?
    Sie sog den Rauch tief in ihre Lunge und fuhr fort: »Aber ich bin in Österreich geboren, da er starb, bevor ich zur Welt kam, und meine Mutter bei seinem Tod nach Österreich zu ihrer Familie zurückgekehrt ist. Mein verstorbener Mann war auch Österreicher.« Sie blies eine Rauchwolke aus. »Und ein großer Kunstkenner.«
    »Während du, meine liebe Irene, dich mehr für den Künstler interessierst«, konterte jemand, und alle lachten. Alle außer Amber und Jean-Phi lippe.
    Amber wäre gerne gegangen, doch Robert war ins Gespräch mit Otto vertieft und hatte ihr den Rücken zugewandt, sodass sie ihm ihren Wunsch nicht zu verstehen geben konnte.
     
    Jean-Philippe beobachtete Ambers Unruhe mit Neugier und überlegte, was der Grund dafür sein mochte. Hinter dieser ruhigen Maske war eine Quelle tiefer Gefühle verborgen. Ihr Gesicht jedoch, besonders ihre Augen, verrieten sie immer – zumindest ihm.
    Jean-Philippe hatte gewusst, dass er und Amber sich wiedersehen würden. Er hatte aufgehorcht, als Beth ihm erzählt hatte, Amber und ihr Mann seien auf dem Weg nach Südfrankreich. Gespannt hatte er sich gefragt, wie die Jahre sie wohl verändert haben mochten, und er war, wie er zugeben musste, beeindruckt. Er hatte natürlich gewusst, dass sie immer noch schön sein würde, als Künstler hatte er das gewusst. Ihr Knochenbau allein war Garantie dafür, doch Amber besaß mehr als Schönheit, selbst wenn sie sich dessen nicht bewusst war.
    Wie köstlich aufregend und unwiderstehlich, dass sie sich ihrer Reize immer noch nicht bewusst war – daran erinnerte er sich nur zu gut von früher. Es verlieh ihr eine Aura der Unschuld, die für Männer, die sie nicht so gut kannten wie er, mangelnde Leidenschaft suggerieren mochte, doch ihm flüsterte sie erotisch von einer Frau, deren Leidenschaft seit sehr langer Zeit nicht mehr geweckt worden war, gewiss nicht von diesem lächerlichen Engländer, der versuchte, ihr nachzustellen, und dessen Avancen ihr heute noch genauso zuwider waren wie damals.
    Der Sommer, der ihn – genau wie die Frau, mit der er ihn verbrachte – allmählich langweilte, war plötzlich wieder verlockend und voller Möglichkeiten. Jean-Phi lippe hatte Irene glauben lassen, sie habe in ihrer Beziehung die Zügel in der Hand, denn das war ihm entgegengekommen. Ein Künstler mit teurem Geschmack konnte nicht allein von Verkaufsprovisionen leben. Ein solcher Künstler brauchte einen wohlhabenden Gönner, und da es keine modernen Medici gab, musste er sich mit Gräfin Irene zufriedengeben, die sich gerne in dem gesellschaftlichen Prestige sonnte, von einem jüngeren Liebhaber umworben zu werden, doch, sehr zu Jean-Philippes Amüsement, ohne von ihm die sexuellen Dienstleistungen zu fordern, die sie normalerweise dafür hätte erwarten können, dass sie ihn aushielt.
    »Ich glaube, deine Frau möchte gehen, Robert«, verkündete Otto, der Ambers – eigentlich Robert geltenden – Blick aufgefangen hatte. Ottos Lächeln war breit und charmant, das Lächeln eines offenen jungen Mannes, der nichts anderes wollte, als zu gefallen. Man konnte sich nur schwer vorstellen, dass er Robert einmal so verletzt hatte. Tat sie ihm Unrecht mit ihrem Misstrauen? War sie unfair? Menschen konnten sich ändern.
    »Darf ich Ihnen ein Kompliment über Ihre Erscheinung machen?«, fragte er Amber.
    »Das Kleid hat Robert ausgesucht«, erklärte Amber leichthin, »vielleicht sollten Sie das Kompliment ihm machen.«
    »Ich mache ihm ein Kompliment«, antwortete Otto mit einem weiteren Lächeln. »Für sein Glück, eine so schöne Frau zu haben.«
    Er schlug die Hacken zusammen und beugte sich über ihre Hand. Ein junger Deutscher, der – zumindest oberflächlich – alles verkörperte, was Hitler von jungen deutschen Männern erwartete.
    »Du Breveonet spielt also immer noch das alte Spiel«, bemerkte Robert, als sie in ihr wartendes Automobil stiegen.
    Amber stimmte ihm leichthin zu, um ihn wissen zu lassen, dass sie seine Andeutung verstand. »Aber mit einer anderen Patentante.«
    »Ich habe Otto versprochen, ihm die Jacht zu zeigen«, wechselte Robert schnell das Thema.
    Amber sah ihn an, doch er hatte sich abgewandt und schaute aus dem Fenster. Mit Absicht? Sie wollte ihn bitten, vorsichtig zu sein und kein

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