Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz der Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
Vom Netzwerk:
und Greg machte einen seiner immer häufigeren Besuche in Manchester. Er behauptete, er habe Freunde in der Stadt, in der es eine kleine chinesische Gemeinde gab, aber Amber glaubte eher, dass er dort hinfuhr, um sich die Droge zu besorgen, von der er abhängig war.
    Sie hatte ihre Sorge um den Gesundheitszustand ihres Cousins mit Dr. Brookes besprochen, doch der Arzt hatte nichts Tröstliches zu sagen gewusst.
    »Ich vermute, dass seine Abhängigkeit so stark ist, dass es eines rechten Kraftaktes bedürfte, um mit den Drogen aufzuhören. Und ich fürchte, dass ich mir diesen Kraftakt bei ihm nicht vorstellen kann«, hatte der Arzt gesagt und ruhig hinzugefügt: »Nachdem allerdings die Syphilis, die er sich in Hongkong zugezogen hat, inzwischen ausgebrochen ist, muss ich sagen, dass ihm das Opium zumindest über einige der Symptome hinweghelfen wird.«
    »Syphilis? Greg hat Syphilis?«
    Zu seinem Entsetzen hatte Dr. Brookes erkennen müssen, dass sie nichts von Gregs Krankheit gewusst hatte, dass ihre Großmutter ihr diese Neuigkeit vorenthalten hatte. Mit schlechtem Gewissen rief er aus, er hätte nie etwas gesagt, wenn er das geahnt hätte.
    Amber versicherte ihm, er müsse sich keine Vorwürfe machen. Schließlich half ihr das Wissen nun, Greg besser zu verstehen und mehr Mitgefühl für ihn zu empfinden.
    Als sie ihre Großmutter damit konfrontierte, dass diese ihr Gregs Krankheit verschwiegen hatte, zeigte Blanche natürlich keinerlei Reue. Stattdessen heizte sie Ambers Zorn noch an, indem sie ihr eröffnete, Jay habe sie es erzählt.
    Auch wenn Amber jetzt mehr Verständnis für Greg aufbrachte, gab es doch einiges, was sie ihm nicht verzeihen konnte. Amber hatte entdeckt, dass Geld aus ihrer Börse verschwunden war, und hatte Greg in Verdacht, denn er war zu Beginn der Woche fuchsteufelswild gewesen, weil sie ihm keine fünfzig Pfund hatte leihen wollen.
    Als sie Bruno auf eine letzte Runde im Hof hinausließ, sah Amber, dass es angefangen hatte zu schneien. Luc hatte Schnee geliebt und Robert geplagt, mit ihm in die Alpen zu fahren, um dort Ski fahren zu lernen.
    Luc. An manchen Tagen hörte sie seine Stimme so deutlich, dass sie beinahe glaubte, wenn sie sich umdrehte, wäre er da. Nicht körperlich, aber geistig, in ihrem Herzen, war er immer bei ihr, und manchmal führte sie im Geiste so viele Gespräche mit ihm, dass sie den Verstand zu verlieren drohte. Sie redete dauernd mit ihm, erzählte ihm Dinge, von denen sie annahm, sie könnten ihn interessieren – und wenn sie sich dann zu ihm umdrehte, erkannte sie, dass er gar nicht da war. Am schlimmsten waren die Augenblicke, wenn sie seinen Namen laut aussprach und sah, wie Bruno die Ohren aufstellte und zur Tür blickte. Sie konnte sich nur sagen, dass Luc so lange bei ihr war, wie sie ihn im Herzen behielt, also für immer, und darin ein wenig Trost suchen.
     
    Es war Weihnachten, die Geschenke waren ausgepackt, und die Bewohner von Denham Place stapften durch den Schnee in die Kirche, um dort die vertrauten Weihnachtslieder zu singen und den Nachbarn ein frohes Fest zu wünschen. Die Kirche war voll, überall waren Uniformen zu sehen.
    Die Männer, die im September mit dem britischen Expeditionskorps nach Frankreich gezogen waren, erzählten, es sei dort genauso kalt wie hier in England. Was den Ausgang des Kriegs anging, waren sie guten Mutes, sie witzelten miteinander, und ihre Kameradschaft und ihr Gelächter verliehen der weihnachtlichen Stimmung einen besonderen Glanz.
    Amber hatte sich nach Kräften bemüht, sich zu beteiligen und das Glück der anderen Familien, die ihre Liebsten über Weihnachten zu Hause hatten, nicht mit ihrer Trauer zu überschatten.
    Diejenigen jungen Männer, die gerade erst ihre Uniform bekommen hatten und noch in der Ausbildung steckten, waren natürlich eifrig darauf bedacht, mit den erfahreneren Kameraden zu sprechen. Jay beteiligte sich ebenfalls daran, auch wenn er noch keine Uniform trug.
    Die Familie de Vries diente traditionell im Cheshire-Regiment, und Barrant de Vries’ Sohn und Erbe hatte mit ihnen im Krieg von 1914 gekämpft.
    Bald würden sie sich von ihren Nachbarn verabschieden und nach Denham Place zurückkehren, während Jay und seine Töchter sich den Fitton Leghs und Jays Großvater zugesellten, der nun bei seiner Enkelin Cassandra wohnte, nachdem Fitton Hall requiriert worden war. Die Landmädchen, die an diesem Vormittag freihatten, hatten den Gottesdienst besucht, und Amber war nicht überrascht,

Weitere Kostenlose Bücher