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Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz der Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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dich nicht um meinetwillen, sondern wegen der Mädchen. Du weißt, was es bedeutet, Waise zu sein. Du bist der einzige Mensch, dem ich zutraue, sie zu verstehen und ihnen zu helfen. Ihnen Liebe zu geben.«
    Sie wollte sich weigern, doch wie konnte sie? Es wäre boshaft und kleinlich. Was zwischen ihr und Jay war, war nicht die Schuld der Mädchen.
    »Du lässt mir keine Wahl«, sagte sie. »Es wäre netter gewesen, wenn du mich vorher gefragt hättest.«
    »Das hätte ich tun sollen, ja, aber es war nicht viel Zeit. Wir werden nach … wir brechen früher auf, als ich ursprünglich erwartet hatte.«
    Sie wurden an die Front geschickt – das sprach er nicht offen aus. Ihr war eiskalt und brennend heiß zugleich.
    »Ich nehme an, ich muss auch unterzeichnen, nicht wahr?«
    »Ja, hier«, sagte er, legte das Dokument auf den Tisch und beugte sich darüber, um ihr die entsprechende Stelle zu zeigen.
    Er roch anders, nicht so, wie sie ihn kannte, sondern nach einem anderen Jay, nach Khaki und Leder, nach militärischer Disziplin und nach Krieg.
    Amber zitterte. Weil er so nah bei ihr stand? Nein, weil sie Robert und Luc betrog, indem sie mit ihm allein war.
    »Jemand wird meine Unterschrift bezeugen müssen«, sagte sie.
    »Ich gehe deine Großmutter holen.«
    »Jay, warte bitte einen Augenblick.« Sie sah ihm an, dass er befürchtete, sie hätte es sich anders überlegt. Schreckliche Traurigkeit überkam sie. Ihre Hand zitterte leicht, als sie die Schreibtischschublade aufzog.
    »Das ist für dich«, sagte sie und holte das kleine Stoffquadrat heraus, das sie vor Wochen dort hineingelegt hatte, als sie erfahren hatte, dass er in den Krieg ziehen würde.
    Sie sah zu, wie er es auseinanderfaltete.
    »Es ist eine unserer seidenen Landkarten für den Notfall«, erklärte sie überflüssigerweise. »Aber du hast natürlich schon eine bekommen …«
    »Nein, habe ich nicht, Amber …«
    »Wir holen jetzt wohl besser jemanden, der uns diese Unterschrift bezeugt, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte er leise. »Ich gehe deine Großmutter suchen.«
    Bis Jay mit ihrer Großmutter zurückkehrte, hatte Amber sich wieder gefangen.
    Ihre Hand zitterte, als sie ihren Namen schrieb, doch dann war es erledigt. Im Falle seines Todes wäre sie der rechtliche Vormund von Jays Töchtern.
    Der Blick ihrer Großmutter verriet Amber, dass sie erwartete, dass sie es sich anders überlegte und mit den anderen zum Bahnhof ging, um Jay zu verabschieden, doch sie konnte nicht.
    »Ich kümmere mich darum, dass Mr Mackenzie die Papiere bekommt«, ließ sie Jay wissen. Mr Mackenzie war der Sekretär des Anwalts ihrer Großmutter.
    Ihre Großmutter war zu den anderen in die Halle gegangen, sie waren allein.
    »Danke.«
    Sie wusste, dass er sie ansah, doch sie konnte seinen Blick nicht erwidern.
    Das angespannte Schweigen im Raum lastete schwer auf ihnen. Sie spürte, dass Jay zögerte, wartete, wollte, dass sie sich umdrehte und ihn anschaute, doch sie tat es nicht. Sie hörte, wie er langsam ausatmete, als bereitete es ihm Schmerzen, und dann ging er zur Tür, öffnete sie und schloss sie leise hinter sich.
    Vom Fenster der Bibliothek sah sie die Automobile zum Bahnhof fahren. Sein Großvater würde nicht da sein. Er war erkältet, und außerdem war es natürlich sowieso schwierig für ihn, irgendwo hinzukommen, aber vielleicht würde Cassandra zum Bahnhof fahren und Bunty natürlich mit ihrem unaufrichtigen Lächeln und ihrer augenfälligen Bewunderung.
    Vor ihrem geistigen Auge hatte Amber plötzlich ein Bild von Robert, der sie ziemlich traurig ansah.
    »Ich gehe wegen dir und Luc nicht hin«, sagte sie energisch. »Das weißt du.«
    Bruno war aus der Küche herbeigetappt, um sich neben sie zu setzen und sich an sie zu lehnen, als spürte er ihren Schmerz und ihr Bedürfnis nach Trost.

51
     
    »Das Fleisch rationieren – ja, was denn noch alles?« Die Köchin schniefte missbilligend, die Hände in die Hüften gestemmt, während sie sich über die neuesten Einfälle der Regierung ausließ, mit denen die gerechte Verteilung der Lebensmittel sichergestellt werden sollte.
    »Wenigstens ist Geflügel nicht rationiert«, sagte Amber, doch die Köchin wollte sich nicht besänftigen lassen.
    »Das mag ja alles gut und schön sein«, erklärte sie, »aber mir ist ein schönes Stück Rindfleisch oder ein walisisches Frühlingslamm jederzeit lieber als ein Huhn.«
    »Ich radle später nach Macclesfield, weil ich auf die Bank und auf die Post will. Und dann schaue

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