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Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz der Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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sich über die Verzögerung ärgerte, war Amber es zufrieden, mit großen Augen die Menschen zu beobachten, die sie aus den Zeitungen und Gesellschaftsblättern kannte, Menschen wie Emerald Cunard, die ein Kleid von Schiaparelli trug, wie Amber sofort erkannte, weißer Satin mit einem schwarzen Satincape. Schließlich war ihr Wagen so nah an dem Eingang des Hauses, dass sie aussteigen konnten, und Lady Rutlands Kleid aus braunrotem Satin raschelte steif, als sie die Stufen hinaufgingen.
    Innen bot ein Dienstmädchen ihnen lächelnd an, ihnen ihre Umhänge abzunehmen.
    Amber machte große Augen, als sie sah, wie tief ausgeschnitten Louises rosenrotes Kleid war, deutlich tiefer als bei den Anproben.
    In dem eleganten Empfangszimmer im ersten Stock drängten sich so viele Menschen, dass über dem Stimmengewirr das Quartett, das im Vorzimmer musizierte, kaum zu hören war.
    Ein Kellner kam mit einem Tablett voller Gläser auf sie zu. »Cocktail, Madam?«
    Amber betrachtete unsicher die hellgrüne Flüssigkeit, doch Louise griff bereits nach einem Glas, während ihre Mutter ins Gespräch mit einer anderen Anstandsdame vertieft war und ihr den Rücken zugekehrt hatte. Sie hatte ihr Glas geleert und griff bereits nach einem zweiten, als Lady Rutland sich ihnen wieder zuwandte.
    Amber war erleichtert, als sie Beth entdeckte, doch ihre Erleichterung verwandelte sich in Erstaunen und Entzücken, als sie sah, wer neben der Gräfin stand.
    Lord Robert!
    Verwirrenderweise fragte die Gräfin Lady Rutland jedoch, ob sie ihr ihren Patensohn vorstellen dürfe, und Amber wusste schier nicht, was sie sagen sollte, als die vertraute Hand, heute Abend natürlich in weißem Handschuh, nach ihrer Hand griff.
    »Amber, meine Liebe, erlauben Sie mir, dass ich Ihnen meinen Patensohn vorstelle, Lord Robert Devenish, Earl of Montclare. Teddy, Miss Amber Vrontsky.«
    Amber hielt die Luft an und betete, dass Lady Rutland in Lord Robert Devenish den Professor nicht wiedererkannte, der am Cadogan Place erschienen war, während sie taumelnd den Schock verarbeitete, dass »ihr« Lord Robert Beths »Teddy« war.
    Lord Robert lächelte sie an. »Miss Vrontsky, darf ich mich auf das Vergnügen freuen, später mit Ihnen zu tanzen?«
    Er hatte das schalkhafte Funkeln in den Augen, das Amber inzwischen so gut kannte. Ihr Herz klopfte schwindelerregend schnell.
    Bevor sie jedoch antworten konnte, sagte die Gräfin rasch: »Du kannst mit Amber tanzen, Teddy, aber du wirst ihr nicht deine ausschweifenden Freunde vorstellen.«
    »Cecil wäre sehr gekränkt, wenn ihm zu Ohren käme, dass du ihn nur als ausschweifend bezeichnest, Tante Phoebe. Er betrachtet sich gerne als durch und durch zügellos«, erwiderte Robert lachend.
    Die Gräfin warf ihm einen tadelnden Blick zu. »Nun, ich möchte behaupten, dein Großvater würde ihm da zustimmen.«
    Sofort verwandelte sich seine Miene, die Belustigung in seinen Augen wich einer harten Ausdruckslosigkeit, die sein Gesicht wie versteinert wirken ließ. Amber war schockiert. Sie hatte ihn noch nie so in sich gekehrt und dabei so schön erlebt.
     
    »Louises Kleid ist schrecklich tief ausgeschnitten, was?«, flüsterte Beth Amber im Schutz des Gesprächs zwischen ihrer Mutter und »Teddy« zu. »Ich bin überrascht, dass ihre Mutter das erlaubt hat.«
    »Bei den letzten Anproben sah es nicht so aus«, flüsterte Amber zurück.
    »Sie sieht damit ziemlich gewagt aus. Kein Wunder, dass George Ponsonby sich sofort auf sie gestürzt hat.«
    Amber schaute zu Louise hinüber, die mit einem dunkelhaarigen, mittelgroßen Mann sprach. Auch heute war ihr bei Louises Betragen unbehaglich zumute.
    »Schau nur, wie nah sie bei ihm steht.« Beth war schockiert. »Mummy hat letzte Woche noch über George Ponsonby gesprochen. Sie sagt, er ist ein Mitgiftjäger und Abenteurer, und man kann ihm nicht trauen.Vor zwei Jahren gab es einen schrecklichen Skandal, als so ein armes Mädchen allen erzählt hat, sie würden sich verloben, und dann hat er sie fallen lassen. Ihre Familie musste sie ins Ausland schicken. Es wurde gemunkelt, dass sie … du weißt schon …«
    »Was?«, wollte Amber verdutzt wissen.
    Beth beugte sich weiter vor. »Es hieß, sie würde ein Kind bekommen. Deswegen musste sie ins Ausland gehen.«
    Sie schauten beide zu Louise hinüber, die jetzt mit George Ponsonby tanzte. Er mochte ja gut aussehen, doch er war Amber irgendwie zu glatt und zu geschniegelt, sein Lächeln zu aufgesetzt und sein Haar zu stark pomadisiert.

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