Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)
Schwanz gewedelt. Dann war er gestorben, während Jay ihn gestreichelt hatte.
Es war nicht sein Hund gewesen, doch das hatte keine Rolle gespielt, sie hatten die letzten Monate zusammen verbracht, und der Hund, der ein höfliches Tier gewesen war, hatte auf ihn gewartet, um ihm Lebewohl zu sagen.
Dafür konnte Jay ihm nur denselben Respekt zollen. Er hatte ihn an einem geschützten Fleck zwischen anderen seiner Art begraben, und er würde seinen Namen in einen Stein meißeln lassen, um die Stelle zu markieren. Er würde seine Gesellschaft vermissen, gestand Jay sich ein, als er zum Haus zurückging.
In der Zwischenzeit war die Post gekommen, und Jays Herz machte einen freudigen Satz, als er Ambers Handschrift sah. Allein ihr Anblick nach einer solchen Aufgabe war fast so tröstlich wie die mitfühlenden Worte, die sie für ihn gehabt hätte, wenn sie da gewesen wäre.
Nur in Augenblicken der Schwäche, so wie diesem, erlaubte er sich den emotionalen Luxus, so persönlich an sie zu denken, als Mann, der sie liebte und immer lieben würde. Er hatte von Anfang an gewusst, dass seine Liebe zu ihr keine Zukunft hatte. Wie sehr Blanche ihn auch als Gutsverwalter schätzte, würde sie ihm doch niemals erlauben, um Amber zu werben. Eher würde sie ihn auf der Stelle entlassen. Jay wusste das, zudem wäre er nie in der Lage, Amber das zu bieten, was sie verdiente, und so achtete er streng darauf, nichts zu sagen oder zu tun, was sie ermutigen würde, ihn als etwas anderes zu sehen denn als Freund.
Er war nicht so eitel, sich einzubilden, Amber hätte sich in ihn verliebt, nur weil er sie liebte, doch sie war jung und verletzlich, und sie hatte sich Trost suchend an ihn gewandt. Ein manipulativer Mann hätte eine junge Frau wie sie leicht davon überzeugen können, dass das, was sie für ihn empfand, Liebe war. Doch das wäre ihr gegenüber nicht fair gewesen, selbst wenn Blanche ihm erlaubt hätte, um sie zu werben. Amber war noch jung und wusste noch wenig über das Leben und sich selbst. Jay hoffte, wenn die Zeit kam, würde er stark genug sein, um zurückzutreten und sich für sie zu freuen. Bis dahin blieb ihm das bittersüße Vergnügen ihrer Briefe und ihres Vertrauens, und sein hungriges Herz labte sich daran.
Er öffnete den Brief und setzte sich, um ihn zu lesen.
»Lieber Jay, ich schreibe Dir, um Dir zu erzählen, dass ich Lord Robert heiraten werde.«
Der Schock über diese Worte, so unerwartet und unwillkommen, traf ihn wie ein Schlag. Bevor er merkte, was er tat, zerknüllte er den Brief. Dann schaute er auf den Papierball, legte ihn auf den Tisch und strich ihn mit zitternden Händen glatt.
Er las ihn noch einmal, und vor Schmerz stieg Übelkeit in ihm auf, als er sah, was er zuvor überlesen hatte: Ambers Brief enthielt einen Hinweis auf den Grund ihrer Hochzeit, ohne ihn deutlich zu formulieren. Sie hatte sich in einen anderen Mann verliebt und war von diesem betrogen worden, und Lord Robert rettete sie vor den Folgen. Er war ihr Retter, und sie war ihm dankbar. Ein Satz, der sich auf Lady Fitton Legh, deren Schande und Tod bezog, verriet ihm, was Amber befürchtete.
Ich weiß, wie schockiert Du sein musst. Ich schäme mich sehr und würde es verstehen, wenn Du denkst, dass ich tief gesunken bin. Ich kann mich sehr glücklich schätzen, dass Lord Robert bereit ist, mich vor den Folgen meiner Dummheit zu bewahren. Ich würde es verstehen, wenn Du nichts mehr mit mir zu tun haben wolltest, Jay, denn ich habe mich wirklich sehr schlecht benommen.
Jay litt Qualen um sie. Sein liebes, liebes Mädchen. Er verstand sehr wohl, warum sie Lord Robert dankbar war. Und er wusste, dass er alles gegeben hätte, wenn er derjenige hätte sein können, der sich um sie kümmern durfte.
Er stand auf, ging zum offenen Kamin und warf Ambers Brief in die Flammen, schaute zu, wie er Feuer fing, während der Schmerz seiner Liebe zu ihr sich den Weg durch sein Herz brannte.
Blanche kam ins Zimmer, als Jay sich gerade wieder dem Schreibtisch zuwandte.
Der Hundekorb, fiel ihr beim Eintreten auf, war verschwunden.
»Amber wird heiraten«, sagte sie unvermittelt.
Jay nickte. Er wagte nicht, etwas zu sagen.
»Lord Robert hat mir geschrieben, dass sie sofort in der britischen Botschaft in Paris heiraten möchten. Ich habe keine Zeit, eine Reise vorzubereiten, um an der Hochzeit teilzunehmen. Ich möchte mich jedoch davon überzeugen, dass Lord Roberts Referenzen so ausgezeichnet sind, wie die Empfehlungen, die er
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