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Der Glanz des Mondes

Der Glanz des Mondes

Titel: Der Glanz des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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Sie, die ich in angemessenen und vornehmen Umgebungen meist still und beherrscht erlebt hatte, wirkte in dieser unwirtlichen Umgebung fröhlich.
    Kaum dass ich sie erblickte, packte mich heftige Begierde, sie in meinen Armen zu halten. Ich glaubte sterben zu müssen, wenn ich nicht bald mit ihr schliefe. Das Gefühl überkam mich völlig unerwartet und ich schämte mich dafür. Meine Gedanken hätten besser Kaedes Sicherheit gegolten, und überdies war ich der Anführer einer Armee und hatte mich um tausend Mann zu sorgen. Das brennende Verlangen gegenüber meiner Frau beschämte mich so sehr, dass ich in ihrer Gegenwart fast Schüchternheit empfand.
    Sie sah mich und kam herangeritten. Die beiden Pferde wieherten sich zu. Unsere Knie berührten sich. Als unsere Gesichter sich einander näherten, nahm ich ihren Jasminduft wahr.
    »Die Straße ist nun frei«, sagte ich. »Wir können weiterreiten.«
    »Wer waren sie?«
    »Banditen wahrscheinlich«, antwortete ich knapp, um all das Blut und Sterben von ihr fern zu halten. »Kahei ist vorausgeritten, um für dich ein Nachtquartier zu finden.«
    »Ich werde unter freiem Himmel schlafen, wenn ich neben dir liegen darf«, sagte sie leise. »Ich habe nie zuvor Freiheit empfunden, doch heute, auf der Reise, im Regen, trotz all dieser Widrigkeiten, da habe ich mich frei gefühlt.«
    Unsere Hände berührten sich flüchtig, dann ritt ich mit Amano weiter und unterhielt mich dabei mit ihm über Shun. Meine Augen brannten und ich zwang mich, meine Gefühle zu verbergen.
    »Ich habe noch nie ein solches Pferd geritten. Es ist, als könnte es meine Gedanken lesen.«
    Um Amanos Augen bildeten sich winzige Fältchen, als er lächelte. »Ich habe mich gefragt, ob Sie es mögen würden. Jemand brachte ihn mir vor einigen Wochen. Ich vermute, man hat ihn entweder gestohlen oder aufgelesen, nachdem sein Eigentümer getötet wurde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihn irgendwer freiwillig hergeben würde. Es ist das klügste Pferd, das mir je untergekommen ist. Der Schwarze macht mehr her, gut, um Eindruck zu schinden, aber ich weiß, auf wessen Rücken ich in einem Kampf lieber säße.« Er grinste mich an. »Lord Otori hat Glück mit den Pferden. Manche haben das. Es ist wie eine Gabe: Die guten Tiere kommen zu Ihnen.«
    »Hoffen wir, dass es ein gutes Omen ist«, erwiderte ich.
    Wir passierten die Hütte. Die Toten lagen in Reihen am Erdwall aufgebahrt. Ich erwog gerade, einige Männer zurückzulassen, die die Leichen begraben oder verbrennen sollten, als weiter vorne ein Tumult entstand und einer von Kaheis Männern auf seinem Pferd durch die Menge brach. Er schrie die Soldaten an, ihn durchzulassen, und rief meinen Namen.
    »Lord Otori!«, sagte er und brachte sein Pferd direkt vor uns zum Stehen. »Weiter vorn verlangt man nach Ihnen. Ein paar Bauern sind gekommen und wollen mit Ihnen sprechen.«
    Seit der Überquerung des Flusses hatte ich mich die ganze Zeit gefragt, wo sich die Ansässigen befanden. Auch wenn die Reisfelder schon geflutet waren, gab es keinerlei Anzeichen dafür, dass man sie bepflanzt hatte. Unkraut verstopfte die Bewässerungskanäle, und obwohl ich in der Ferne die spitzen Reetdächer von Bauernhäusern erkennen konnte, stieg kein Rauch von ihnen auf und es gab keinerlei Anzeichen oder Geräusche menschlicher Betriebsamkeit. Die Landschaft wirkte verwaist und wie mit einem Bann belegt. Ich stellte mir vor, dass Jin-emon und seine Leute die Bauern und Dorfbewohner eingeschüchtert, vertrieben oder ermordet hatten. Nun, da sich die Nachricht von seinem Tod offenbar wie ein Lauffeuer verbreitet hatte, waren einige aus ihrem Versteck hervorgekommen.
    Ich ritt in langsamem Galopp durch die Truppen nach vorn. Die Männer riefen nach mir und wirkten ausgelassen, einige sangen sogar. Offensichtlich sorgte sich niemand von ihnen um die bevorstehende Nacht; alle setzten vollstes Vertrauen in mich, dass ich ihnen Essen und Unterkünfte beschaffen konnte.
    An der Spitze der Armee hatte Makoto anhalten lassen. Ein paar Bauern kauerten auf ihren Fersen im Schlamm. Als ich die Stelle erreichte und absaß, warfen sie sich vornüber auf den Boden.
    »Sie sind gekommen, um sich zu bedanken«, sagte Makoto. »Die Banditen hatten diese Gegend hier schon fast seit einem Jahr in ihrer Gewalt. Dieses Frühjahr konnten sie nicht aussäen, vor lauter Angst. Der Hüne hat viele ihrer Söhne und Brüder getötet und viele ihrer Frauen wurden verschleppt.«
    »Setzt euch auf«, sagte

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