Der Glanz des Mondes
und ich stehe da wie ein Narr.« Er grinste verzweifelt. »Shigeru hat mich überlistet, mich, den man den Fuchs zu nennen pflegte!«
»Das erklärt das Todesurteil gegen Takeo«, sagte Shizuka. »Ich nahm an, der Grund dafür wäre Ungehorsam. Es erschien mir sehr hart, aber es überraschte mich nicht. Als ich davon hörte, dass er mit Akio zusammenarbeitete, war mir klar, dass es Probleme geben würde.«
»Meine Tochter war derselben Meinung. Sie schickte mir eine Botschaft, als Takeo noch in unserem Haus in Yamagata war. Und es gab einen kleinen Zwischenfall, nichts von Bedeutung: Er schläferte meine Frau ein, entwischte uns in der Nacht, kehrte aber am Morgen wieder zurück. Yuki schrieb damals, dass er und Akio sich wohl irgendwann umbringen würden. Akio wäre tatsächlich um ein Haar umgekommen. Muto Yuzurus Männer zogen ihn halb ertrunken, halb erfroren aus dem Fluss.«
»Takeo hätte ihn erledigen sollen.« Shizuka konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen.
Kenji lächelte finster. »Zugegeben, das war auch meine erste Reaktion. Akio behauptete, er hätte Takeo nur an der Flucht hindern wollen, aber später erfuhr ich von Yuki, dass er bereits den Befehl erhalten hatte, ihn zu töten, sobald man wüsste, wo sich die Aufzeichnungen befänden.«
»Wozu denn?«, fragte Shizuka. »Was haben sie denn von seinem Tod?«
»Die Lage ist nicht einfach. Takeos Auftauchen hat viele Leute beunruhigt, besonders bei den Kikuta. Und sein mangelnder Gehorsam und seine Rücksichtslosigkeit sind ihm auch nicht gerade zuträglich.«
»Das Verhalten der Kikuta wirkt so extrem, während du Takeo offenbar immer sehr viel Spielraum gewährt hast.«
»Es war die einzige Möglichkeit, mit ihm umzugehen. Das merkte ich sehr schnell, als ich nach Hagi kam. Er hat gute Instinkte, er würde alles für einen tun, wenn man seine Treue erringt, aber er lässt sich nicht zwingen. Er zerbricht lieber, als dass er nachgibt.«
»Das muss wohl ein Zug der Kikuta sein«, murmelte Shizuka.
»Vielleicht.« Kenji seufzte tief und sein Blick verlor sich in der Dunkelheit. Er schwieg eine Weile, dann fuhr er fort: »Für die Kikuta gibt es nur Schwarz und Weiß; man gehorcht oder man stirbt, gegen Dummheit hilft nur der Tod, all diese Dinge, die ihnen von Kindheit an beigebracht wurden.«
Wenn die Kikuta je herausfinden, welche Rolle ich in dieser ganzen Angelegenheit spiele, bringen sie mich um, dachte Shizuka. Nicht einmal Kenji kann ich es erzählen. »Das heißt, Takeo ist für den Stamm nicht nur verloren, sondern besitzt Informationen, mit denen er uns vernichten kann?«
»Ja, und mit diesen Informationen wird er sich früher oder später ein Bündnis mit Arai erkaufen.«
»Sie werden ihn nie und nimmer am Leben lassen«, sagte Shizuka und spürte, wie die Traurigkeit sie wieder überkam.
»Bislang hat er überlebt. Ihn loszuwerden scheint schwieriger zu sein, als die Kikuta sich vorgestellt haben.« Shizuka vermeinte einen Anflug von wehmütigem Stolz im Tonfall ihres Onkels wahrzunehmen. »Und er ist geschickt darin, ergebene Gefolgsleute um sich zu scharen. Die Hälfte aller jungen Krieger des Otoriclans haben bereits die Grenze überschritten, um in Terayama zu ihm zu stoßen.«
»Wenn er und Kaede heiraten, und dessen bin ich mir sicher, wird Arai toben«, sagte Shizuka. »Es wird mehr brauchen als Shigerus Aufzeichnungen, um ihn wieder zu besänftigen.«
»Nun, du kennst Arai besser als alle anderen. Und dann stellt sich noch die Frage, was aus seinen Söhnen wird. Und aus dir. Ich habe den Jungen noch nicht gesagt, dass ihr Vater deinen Tod wünscht, aber früher oder später werden sie es sicher erfahren. Taku wird sich nicht groß darüber aufregen, dafür ist er zu sehr Stammesangehöriger, aber Zenko idealisiert seinen Vater. Seine Begabungen werden sich nicht so entwickeln wie die Takus und in vielerlei Hinsicht wäre es besser für ihn, von Arai aufgezogen zu werden. Besteht dazu nicht irgendwie die Möglichkeit?«
»Ich weiß nicht«, sagte Shizuka. »Er wird umso mehr Söhne haben wollen, je mehr Ländereien er erobert, könnte ich mir vorstellen.«
»Wir sollten jemanden zu ihm schicken, um in Erfahrung zu bringen, wie er reagiert - auf Takeos Heirat, auf das Verhalten der Otori - und wie er zu den Jungen steht. Wie wäre es mit Kondo? Soll ich ihn damit beauftragen?«
»Warum nicht?«, erwiderte Shizuka mit einer gewissen Erleichterung.
»Er scheint dich zu mögen. Willst du ihn heiraten?«
»Er möchte
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