Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)
verlassen hatte. Deirdre zog den Vorhang um Aldo und Elena, dann ging sie. Elena nahm sich einen Stuhl und setzte sich zu ihrem Mann ans Bett, dann nahm sie seine Hand.
»Aldo«, sagte sie. »Ich kümmere mich um dich, keine Sorge. Du wirst wieder gesund.«
Sie wollte ihm Mut zusprechen, auch wenn sie wusste, dass es ein langer Weg zur Genesung sein würde, doch sie war froh, dass er die Augen geschlossen hatte und die Sorge in ihrem Blick nicht sehen konnte.
Eine Weile saß Elena schweigend da, ihre Gedanken drehten sich um die Farm. Wie sollte sie mit all der Arbeit zurechtkommen, während Aldo im Krankenhaus war? Sie konnte unmöglich in der Stadt arbeiten und alles Billy-Ray überlassen, andererseits brauchten sie jetzt mehr denn je das Geld, das sie in Dr. Robinsons Praxis verdiente. Es gab etliche Entscheidungen, die sie treffen musste.
Aldo stöhnte und schlug die Augen auf. Schnell sprang Elena auf und beugte sich über ihn, denn die Halskrause hinderte ihn ja daran, seinen Kopf zu bewegen, um sie anzuschauen.
»Aldo, du bist wach«, sagte Elena. »Hast du Schmerzen?«
Sein Blick verhärtete sich voller Hass. »Marcus … ist der Sohn von … einem anderen, hab ich Recht?«, fragte er heiser.
Entsetzt wich Elena zurück. »Was?«, rief sie. Halluzinierte Aldo?
»Du hast … das ganz genau verstanden, Elena. Du hast … mich belogen … seit dem Tag, an dem ich dich geheiratet habe. Sag mir … die Wahrheit. Marcus … ist nicht mein Sohn, oder?« Aldo atmete schwer. Für einen Moment schloss er die Augen, dann schlug er sie wieder auf und sah Elena an.
»Wie kommst du darauf?«, fragte Elena mit zittriger Stimme.
Sie versuchte, ihre Hand wegzuziehen, aber Aldo ließ sie nicht los. Er drückte sie so fest, dass sie vor Schmerz zusammenzuckte. Sie wandte den Blick ab, um den Abscheu in seinen Augen nicht sehen zu müssen.
»Antworte mir, verdammt!«, keuchte Aldo. »Ich … will die Wahrheit hören … von dir.«
Elena brachte es nicht übers Herz, weiter zu lügen. Aldo lag hilflos in einem Krankenhaus. Seine Verletzungen konnten sein Leben dauerhaft verändern. Sicher erkannte er die Wahrheit in ihren Augen, aber sie wollte ihr nicht über die Lippen kommen.
»Ich hab … immer gewusst, dass etwas anders ist an … Marcus«, sagte Aldo gequält. Es fiel ihm sichtlich schwer zu reden. »Ich hab … immer gespürt, dass da etwas nicht stimmt. Er ist nicht mein Sohn, hab ich Recht? Und … wag jetzt ja nicht, mich noch weiter anzulügen«, fügte er hitzig hinzu.
Elena sah sich um. Sie fürchtete, jemand könne Aldo gehört haben, aber ob eine der Schwestern in der Nähe war, konnte sie nicht sagen, da der Vorhang zugezogen war.
»Können wir darüber nicht später ganz in Ruhe reden, Aldo?«, fragte sie im Flüsterton.
»Nein!«, spie Aldo aus. »Ich … will die Wahrheit, und zwar … jetzt!«
Elena holte tief Luft. Der Gefühlsaufruhr schnürte ihr schmerzhaft die Kehle zusammen. »Er ist nicht dein Sohn«, antwortete sie leise. »Aber du, Aldo, bist der einzige Vater, den er je hatte.«
Wenn Elena zuvor geglaubt hatte, Kummer und Schmerz in Aldos Gesicht gesehen zu haben, war das doch nichts verglichen mit seinem gequälten Blick in diesem Moment. Es war, als habe sie ihm einen Dolch ins Herz gestoßen.
Aldo sah Elena ungläubig an.
»Endlich … rückst du mit der Wahrheit raus. Du … warst schwanger, als ich dich geheiratet habe, und du … hast kein Wort davon erwähnt.«
»Es tut mir so leid«, flüsterte sie, und die Tränen strömten ihr die Wangen hinunter. »Aber wie …«
Aldos Kraft schien nachzulassen, nur seine Hand krampfte sich weiter schmerzhaft um ihre. Wieder schloss er kurz die Augen und stöhnte vor Schmerz. Dann sah er Elena erneut an und fuhr mit stockenden Worten fort.
»Dein Vater … hat mir versichert, du wärst ein anständiges italienisches Mädchen … eine Jungfrau. Aber jetzt … gibst du zu, du warst schwanger, als ich dich geheiratet habe. Du bist … eine Lügnerin und eine … prostituta .«
Elena ertrug es kaum, diese Worte zu hören. Vor Scham ließ sie den Kopf sinken.
»Stimmt es … dass Dr. MacAllister sein Vater ist?« Wieder hielt Elena die Luft an, sie mochte kaum glauben, was sie da hörte. »Seine Frau … ist auf die Farm gekommen, und sie hat … es mir gesagt.«
Elena war erschüttert. Die geheimnisvolle Frau, die Aldo aufgesucht hatte, war Lyles Ehefrau! Kaum zu fassen! Woher kannte sie die Wahrheit, wenn
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