Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)
Luigi wütend.
»Ich werde dir das erklären, Papà«, sagte Elena, die unmittelbar nach ihrem Vater das Haus durch die Hintertür betreten hatte. Niemand hatte sie gehört.
Sie schaute auf das tränenüberströmte Gesicht ihres Sohnes. Mit wütendem Funkeln erwiderte er ihren Blick. Das brach ihr das Herz. Sie betete, ihr Sohn und ihr Vater würden verstehen und ihr verzeihen, was sie getan hatte. Elena setzte zum Sprechen an, doch Marcus lief in sein Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
»Komm zurück, Marcus«, brüllte Luigi wütend.
»Lass ihn gehen, Papà. Er ist verstört wegen … wegen Aldo.« Sie wusste, sie musste Geduld mit ihm haben, und betete, dass er, wenn er den Schock erst einmal verkraftet hatte, bereit wäre, ihr zuzuhören.
»Was ist denn bloß in meinen Enkel gefahren? Er stiehlt mir den Lieferwagen, er benimmt sich respektlos uns gegenüber. Wieso tut er das alles?«
Luisa wurde blass. Dass dieser Tag kommen würde, hatte sie immer befürchtet, und doch hatte sie gehofft, es würde nie geschehen. Luigi war kein Mann, der leicht verzieh – weder seiner Tochter noch seiner Frau. Da war sie ganz sicher.
»Mamma, Papà, ich muss … ich muss euch ein Geständnis machen«, sagte Elena mit zittriger Stimme.
Luisa stutzte. Ihre Tochter beabsichtigte, die Beteiligung ihrer Mutter an der Lüge zu verbergen, die sie fast vierzehn Jahre aufrechterhalten hatten. Das würde sie nicht zulassen, sie würde dafür geradestehen, würde zu ihrer Tochter halten, damit nicht sie allein dem Zorn ihres Vaters ausgesetzt war. Doch Elena legte unauffällig die Finger an die Lippen zum Zeichen, dass sie schweigen sollte.
»Was soll das für ein Geständnis sein, Elena? Sag mir, wieso mein Enkel auf solch eine unverschämte Art über seine Mutter spricht!«, verlangte er und setzte sich an den Tisch.
Elena setzte sich ihrem Vater gegenüber. Wieder einmal klopfte ihr das Herz so sehr, dass sie dachte, es müsste zerspringen. Sie ließ das Kinn sinken und starrte auf ihre zitternden Hände. Dann holte sie tief Luft und versuchte, Mut zu fassen.
»Er hat einen sehr guten Grund dazu, Papà.«
»Marcus sagt, Aldo wird nie wieder laufen können«, meinte Luisa. »Natürlich verstört so was den Jungen. Er ist einfach nicht er selbst.«
Elena sah ihre Mutter an. Sie wusste, Luisa versuchte, sie zu decken, versuchte, ihr zu ersparen, die Wahrheit erzählen zu müssen. Dafür liebte sie sie, aber sie wusste auch, dass ihre Lügen sie eingeholt hatten, sie konnte nicht länger davonlaufen. Aldo würde ihrem Vater ganz bestimmt die Wahrheit sagen, wenn sie es nicht tat oder Marcus. Er würde seine Gefühle nicht verbergen können.
»Ist es das, Elena? Stimmt es, dass Aldo nie wieder laufen wird?«, fragte Luigi.
Elena schaute ihrem Vater in die Augen. »Ja, Papà. Aber das ist noch nicht alles. Ich war mit euch beiden nicht ehrlich.«
»Nicht ehrlich, Elena«, sagte Luigi streng. »Ich habe meine Tochter nicht zur Unehrlichkeit erzogen.«
Elena hörte die Enttäuschung in seinem Tonfall. »Ich weiß, Papà«, sagte sie beschämt.
»Also los, rede«, verlangte Luigi. »Was hast du gemacht, Elena?«
Elena zögerte kurz, doch dann fasste sie sich ein Herz. »Als ich in England als Krankenschwester arbeitete, habe ich mich im Krankenhaus in Blackpool in einen Arzt verliebt, Papà.« Luigi riss die Augen auf und setzte zu einer Antwort an, aber Elena fuhr fort zu reden, ehe sie der Mut verließ. »Er war weder Italiener noch Katholik, also habe ich dir nichts davon gesagt.«
Luigis Züge verhärteten sich vor Zorn. »Und wieso sagst du es mir jetzt, Elena?«
Elena glaubte, vor Angst in Ohnmacht zu fallen, wieder schaute sie hinunter auf ihre zitternden Hände. »Weil dieser Mann, den ich liebte, Papà … der Vater meines Sohnes ist.« Sie hob den Kopf, um ihrem Vater erneut in die Augen zu sehen. Völlig ungläubig starrte Luigi sie an. Dann sprang er auf.
»Das kann nicht sein«, rief er wütend.
Er schaute Luisa an, die Tränen in den Augen hatte. Sie weinte um ihre Tochter, weil sie wusste, was jetzt kommen würde. Luigi glaubte, sie sei genauso enttäuscht von Elena wie er.
»Doch, es ist so, Papà. Tut mir leid, dass ich dich angelogen habe … und Mamma, aber ich habe auch meinen Mann belogen. Jetzt ist die Wahrheit ans Licht gekommen, und Marcus hat mit angehört, wie Aldo und ich darüber geredet haben.«
Tränen strömten Elena das Gesicht hinunter, als sie daran dachte, wie ihr Sohn sich
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