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Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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sollen, ehe du nach Barkaroola gefahren bist und Aldo Corradeo informiert hast.«
    »Er sollte die Wahrheit kennen«, sagte Millie zu ihrer Verteidigung.
    »Ja, vielleicht, aber Elena hätte diejenige sein sollen, die ihm alles erzählt.«
    »Was macht es denn für einen Unterschied, wer ihm das erzählt?«
    »Das kann ein Unterschied zwischen Leben und Tod sein«, antwortete Lyle.
    Millie sah Lyle mit funkelnden Augen an. »Was soll das heißen?«, fragte sie.
    »Er war so entsetzt, dass eine völlig Fremde ihm erzählte, sein Sohn sei nicht sein Sohn, dass er vom Windmühlenturm gefallen ist und sich eine schwere Wirbelsäulenverletzung zugezogen hat.«
    Aus Millies Gesicht wich alle Farbe. »Er … ist tot!«
    »Nein, aber ich glaube, er wünschte, er wäre es. Er wird den Rest seines Lebens im Rollstuhl verbringen.«
    Einen Moment lang ließ Millie den Kopf sinken, aber dann sah sie ihren Mann erneut erzürnt an. »Hätte seine Frau ihn nicht angelogen, wäre das alles nicht passiert.«
    »Du solltest schon einen Teil der Verantwortung dafür übernehmen, genauso wie für die Tatsache, dass ich dich verlassen habe. Du hattest immerhin eine Affäre, du hast also wohl kaum das Recht, hier voller Empörung aufzutauchen, nachdem ich von dir weggegangen war.«
    »Du hast mich geheiratet, obwohl du eine andere liebtest. Was glaubst du, wie ich mich dabei gefühlt habe? Was glaubst du, wie ich mich gefühlt habe, als du dich nach Jamies Tod von mir abgewandt hast? Ich brauchte einen Menschen …«
    »Wir sind beide nicht ohne Schuld, Millie. Unterschreib die Scheidungspapiere und lass uns diese Ehe ein für alle Mal beenden.« Lyle ging zur Tür.
    »Ich weiß schon, weshalb ich die Scheidungspapiere unterschreiben soll. Du bist verlobt«, sagte Millie.
    »Ja, das stimmt.« Lyle wandte sich noch einmal zu Millie um.
    »Ich habe dem armen Ding gesagt, dass du sie nie heiraten wirst. Nicht, wo du doch Elena liebst.«
    »Elena hat vor, sich um ihren Mann zu kümmern, und ich werde Alison heiraten«, erwiderte Lyle.
    Millie sah den Mann an, den sie einst so geliebt hatte. »Das werden wir ja sehen«, sagte sie sarkastisch.

37

    Als Lyle zurückkam, saß Alison im Büro an ihrem Schreibtisch. Er kam herein, schloss die Tür und stand dann reglos da. Er sah sie einfach nur an.
    »Hast du mit Millie gesprochen?«, erkundigte sich Alison vorsichtig. Sie hatte keine Ahnung, was er gerade dachte, und machte sich Sorgen, er könne wütend auf sie sein.
    »Ja, ich habe mit ihr gesprochen. Ich habe ihr vor Augen geführt, was sie Aldo Corradeo mit ihrem rücksichtslosen Handeln angetan hat.«
    Alison war entsetzt. »Lyle! Wie konntest du ihr diese Schuld aufbürden?«
    »Als sie vermutete, dass Marcus mein Sohn sein könnte, und es war tatsächlich nur eine Vermutung, hätte sie mit mir reden sollen. Es wäre Elenas Aufgabe gewesen, ihrem Mann die Wahrheit zu sagen. Es wäre ihre Aufgabe gewesen zu entscheiden, wann und ob überhaupt sie Marcus darüber aufklärt. Mit ihrer Einmischung hat Millie diese Familie zerstört.«
    Alisons Unsicherheit nahm zu. Je öfter sie mit ihm sprach, desto mehr spürte sie, wie stark die Bindung zwischen Lyle, Elena und ihrem gemeinsamen Sohn war. »Vielleicht, wenn du ihr einen Brief dagelassen, ihr erklärt hättest, weshalb du sie verlässt, wäre sie erst gar nicht hergekommen«, sagte sie vorwurfsvoll.
    Lyle zog einen Stuhl heran und setzte sich Alison gegenüber vor ihren Schreibtisch. Er schien zu überlegen, was er sagen sollte, und das machte ihr nur noch mehr Sorgen. Würde er ihr jetzt sagen, dass seine Vergangenheit sie nichts anging, oder war er drauf und dran, ihr etwas sehr Persönliches anzuvertrauen? Alison wusste einfach nicht mehr, was sie von Lyle erwarten sollte.
    »Ich habe dir erzählt, dass unser Sohn an seinem zwölften Geburtstag vom Fahrrad stürzte und dann überfahren wurde, aber ich habe dir nicht erzählt, dass das meine Schuld war«, sagte Lyle. Das auszusprechen war eine große Qual für Lyle, und er erstickte fast an seinen eigenen Worten.
    »Wie kann das deine Schuld gewesen sein?«, fragte Alison. Plötzlich hatte sie Angst vor der Antwort.
    »Ich habe ihm das Fahrrad zum Geburtstag geschenkt«, sagte Lyle. »Und das werde ich bis ans Ende meines Lebens bereuen …« Lyle tat Alison leid, aber Worte, die ihn getröstet hätten, wollten ihr nicht einfallen. Sie konnte nichts weiter tun, als ihn voller Mitgefühl anzusehen. »Auch Millie gab mir die Schuld.

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