Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)
hast.« Sie hätte gern gefragt, ob er und Alison inzwischen verheiratet waren, aber sie hatte auch Angst vor der Antwort.
»Ich war meist in der Region um den Mount Isa im Einsatz. Ich dachte, es wäre besser für dich und Marcus, wenn ich nicht allzu oft nach Winton komme.«
Elena hätte ihm erzählen können, dass seine Abwesenheit auch keinen Unterschied machte. Aldo war voller Hass und Bitterkeit und verhielt sich grausam. Er quälte sie tagtäglich mit spöttischen Bemerkungen, weil er davon ausging, sie arbeitete nur im Hospital, um sich mit ihrem Liebhaber treffen zu können. Seine Eifersucht und sein Groll waren schwer zu ertragen. Sie versuchte, sein Verhalten so weit wie möglich zu ignorieren, aber manchmal wurde es doch zu viel für sie, und sie wäre am liebsten davongelaufen. Elena hatte gehofft, dass sich seine Bitterkeit im Laufe der Zeit legen würde, aber das schien wohl nicht zu passieren.
»Wie geht es Marcus?«, fragte Lyle jetzt.
»Meine Mutter meint, es gehe ihm gut. Allerdings will er mich weiterhin nicht sehen«, antwortete sie traurig.
Lyle fühlte mit ihr. »Ich wünschte, ich könnte irgendwie helfen«, sagte er.
»Das kannst du nicht«, erwiderte Elena.
Lyle erzählte nicht, dass er es immerhin versucht hatte. »Wie geht es Aldo?«
»Er hat mit seiner Situation zu kämpfen«, antwortete Elena.
Lyle war in der Lage, zwischen den Zeilen zu lesen, auch wenn sie ihm nur kurze Antworten gab. Er sah, wie ausgelaugt Elena war, und das brach ihm wieder einmal das Herz. »Es tut mir so leid, dass dein Leben sich so entwickelt hat, Elena. Ich fühle mich dafür verantwortlich.«
»Dich trifft keine Schuld, Lyle. Ich hätte Aldo ja die Wahrheit sagen, ihm erzählen können, dass ich schwanger war, als ich ihn heiratete. Ich bin schließlich diejenige, die gelogen hat. Du hast einfach nur gedacht, dass du dich Millie gegenüber anständig verhalten musst.«
Lyle musterte sie, und seine Lippen verzogen sich zu einem traurigen Lächeln. »Du bist noch genauso schön wie damals«, sagte er.
Elena wusste, dass das nicht stimmte. Sie hatte sich äußerlich sehr verändert. Aber Lyle war noch genauso attraktiv wie damals bei ihrer ersten Begegnung. »Es ist vieles geschehen seitdem«, sagte sie unglücklich.
»Wenn das Leben doch nur anders verlaufen wäre«, meinte Lyle.
»Das ist es aber nicht, und daran können wir nichts ändern«, erwiderte Elena. Sie wurde nicht gern an das Glück erinnert, das sie verloren hatte. »Ich gehe jetzt lieber. Ich muss Mr. Duffys Krankendaten in die Akte eintragen.«
Niedergeschlagen sah Lyle ihr nach. Elena musste leiden wegen dem, was er ihr angetan hatte. Und er wollte die Dinge so gern in Ordnung bringen.
Mit energischen Schritten verließ Lyle das Krankenhaus und überquerte die Straße. Ohne zu zögern begab er sich ins Haus von Elenas Eltern. Die Metzgerei Fabrizia hatte noch geöffnet, also hoffte er, er werde Marcus zu Hause antreffen – ohne seinen Großvater.
Auf sein Klopfen hin kam Luisa an die Vordertür. Sie war mehr als überrascht, Lyle zu sehen.
»Guten Tag, Mrs. Fabrizia. Ist Marcus zu Hause?«, platzte er heraus. »Ich würde gern mit ihm sprechen.«
»Nein«, antwortete Luisa. »Er ist nicht zu Hause.«
Lyle wusste nicht, ob sie ihm die Wahrheit sagte, denn die Schule musste längst aus sein. »Darf ich Sie dann fragen, wo ich ihn finde?«
»Stimmt etwas nicht, Dr. MacAllister?«
»Es ist alles in Ordnung. Ich möchte einfach nur mit ihm sprechen.«
Luisa wusste, wie sehr ihre Tochter darunter litt, dass ihr Sohn nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte. Auch wenn sie viele Jahre wütend auf Lyle gewesen war, hatte er, als er Elena verließ, doch nicht gewusst, dass sie ein Kind von ihm erwartete. Vielleicht konnte er ja jetzt Elena und Marcus dabei helfen, ihre Beziehung wieder in Ordnung zu bringen. Sie hoffte inständig, dass das seine Absicht war.
»Er spielt Fußball mit seinen Freunden auf dem Schulhof, aber er sollte inzwischen auf dem Nachhauseweg sein, er ist schon über die Zeit. Die Schule ist dort die Straße hinunter und dann die erste links. Wenn Sie da langgehen, treffen Sie ihn ja vielleicht.« Luisa zeigte in die Richtung, in die Lyle gehen sollte.
»Danke, Mrs. Fabrizia«, sagte Lyle und machte sich auf den Weg.
»Luisa«, rief Luigi, der gerade zur Hintertür hereinkam.
»Ja, Luigi«, sagte Luisa und ging über den Flur in Richtung Küche.
»War da wer?«, wollte Luigi wissen.
Luisa war kurz
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