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Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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ihrer Zeit außer Haus. Oft kam sie erst in den frühen Morgenstunden wieder zurück. Es war durchaus möglich, dass sie eine Affäre hatte.
    Eines Sonntagnachmittags beschloss Lyle, Millie zu folgen, als sie das Haus verließ. Sie hatte erzählt, sie wolle zu ihrer Mutter und würde erst spät wieder zurückkommen. Normalerweise gab seine Frau ihm nie Auskunft darüber, wohin sie ging, also war Lyles Argwohn geweckt. Tom hatte nicht sagen können, wer ihr angeblicher Liebhaber war, aber Lyle wollte es wissen. Eifersucht empfand er nicht, doch wenn es stimmte, dass Millie Trost in den Armen eines anderen Mannes gefunden hatte, würde sich ihrer beider Leben ändern.
    Lyle blieb in diskreter Entfernung zu Millie. Ihr Ziel war tatsächlich das Haus ihrer Mutter. Eine halbe Stunde lang hielt er Wache von einem nahe gelegenen Geschäft aus, dann zog er den Schluss, sein Vater müsse sich geirrt haben. Millie schien ihm nichts zu verschweigen. Lyle glaubte, die Klatschmäuler verbreiteten Lügen, weil er und Millie so viel Zeit ohne einander verbrachten. Erleichtert ging er nach Hause und wurde bald aufs Land zu einem kranken Kind gerufen.
    Als Lyle gegen sieben Uhr nach Hause kam, rechnete er damit, Millie anzutreffen, sie war aber nicht dort. Erst kurz vor Mitternacht hörte er, wie sich der Schlüssel in der Haustür drehte. Millie kam herein, schloss leise die Tür und begann, die Treppe hinaufzuschleichen, ohne Licht zu machen. Ihren Mann, der im Dunkeln im Wohnzimmer saß, sah sie nicht.
    »Du bist aber lange bei deiner Mutter gewesen, Millie«, sagte Lyle.
    Millie schrak zusammen und wirbelte herum, die Hand aufs Herz gepresst. »Du hast mir einen Schrecken eingejagt, Lyle«, sagte sie atemlos. »Was sitzt du denn hier im Dunkeln?«
    Lyle ignorierte ihre Frage. »Bonnie und Jock gehen früh zu Bett, also was kannst du bis um diese Zeit in ihrem Haus gemacht haben?«
    »Ich … habe Sylvia McDonald besucht. Ihr geht es seit einiger Zeit nicht so gut.« Kaum hatte Millie das gesagt, bereute sie ihre Worte auch schon.
    »Sie war noch gar nicht in der Praxis«, sagte Lyle, stand auf und ging auf die Treppe zu. Millies Gesicht wurde vom Licht der Straßenlaterne, das durch die Glasscheibe neben der Haustür schien, erhellt.
    »Das stimmt. Das war sie nicht …«, stotterte Millie. »Aber ich habe ihr dazu geraten.«
    »Ich mache morgen einen Besuch bei ihr«, sagte Lyle.
    Millie erschrak sichtlich. »Das musst du nicht, Lyle. Sie kommt schon in die Praxis, wenn sie einen Arzt braucht.«
    »Das macht mir keine Mühe«, erklärte Lyle bestimmt.
    Millie presste die Lippen fest zusammen. »Lass gut sein, Lyle«, sagte sie dann und machte sich daran, die Treppe weiter hochzugehen.
    Doch Lyle hielt sie auf. »Wieso, Millie? Wird Sylvia etwa sagen, dass du heute Abend gar nicht bei ihr warst, wenn ich sie frage?«
    Millie drehte sich um und funkelte ihren Mann wütend an. Es überraschte ihn, den Trotz in ihrer Miene zu sehen.
    »Willst du … mir etwas Bestimmtes vorwerfen, Lyle?« An ihrer Ehrlichkeit hatte er bisher nie gezweifelt.
    »Ich möchte wissen, ob du mir die Wahrheit sagst, Millie. Ist das die Wahrheit?«
    »Und wenn ich nicht die Wahrheit sage, würde dir das etwas ausmachen?«
    »Ich möchte nur wissen, woran ich mit dir bin. Das ist doch nicht zu viel verlangt.«
    »Seltsam, dass ausgerechnet du das sagst«, meinte Millie. Langsam kam sie die Treppe wieder herunter. Auf der ersten Stufe blieb sie stehen, sodass sie beinahe so groß war wie Lyle, was ihr Selbstbewusstsein zu stärken schien. »Ich weiß seit einiger Zeit schon nicht mehr, woran ich mit dir bin.«
    »Ich weiß, ich war nicht mehr ich selbst«, gab Lyle zu. »Aber untreu bin ich dir nie gewesen.«
    »Gib es doch zu, Lyle. Du hast mich nur geheiratet, weil wir Jamie erwarteten. Jetzt, wo es ihn nicht mehr gibt, ist nichts mehr übrig geblieben.«
    »Triffst du dich deshalb mit einem anderen?«
    »Das habe ich nicht gesagt«, sagte Millie abwehrend. Sie fühlte sich verletzt, weil er nicht einmal versucht hatte, ihren Vorwurf zu entkräften.
    »Es macht schon in der ganzen Stadt die Runde. Ich bin wahrscheinlich der Letzte, der davon erfährt.«
    »Seit Monaten bist du so kalt zu mir, Lyle. Du hast durch nichts zu erkennen gegeben, dass wir je wieder eine richtige Ehe führen werden. Du schläfst sogar in Jamies Zimmer. Es sollte dich also nicht allzu sehr überraschen, dass ich eine Freundschaft mit einem anderen Mann eingegangen bin.«
    »

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