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Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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einer Ansammlung von Gebäuden. Manchmal sahen sie Staubwolken, ein Hinweis darauf, dass eine riesige Rinderherde über die Weiden getrieben wurde. Dann winkten sie dem berittenen Farmer und seinen Treibern aus dem Flugzeugfenster zu.
    »Ich drehe mal eine Runde über der Farm«, sagte Alison und machte eine Linkskurve, ehe sie mit der kleinen Maschine zum Sturzflug ansetzte und sie auf einige wenige Hundert Fuß herunterbrachte. Lyle wollte protestieren, aber sein Schimpfen traf sowieso immer auf taube Ohren. Alison musste über seinen Gesichtsausdruck lachen, wie so oft, wenn sie einen ihrer Tricks vollführte, Lyle war jedoch nicht zum Lachen zumute. Ihm drehte sich der Magen um.
    »Musst du das ständig machen?«, beschwerte er sich, als die Maschine wieder im Horizontalflug war. Er holte tief Luft, um seine Eingeweide zu beruhigen.
    »Ich mache das, weil es dir gefällt. Du tust doch nur so, als ob dir das was ausmachen würde«, sagte Alison lachend.
    »Eines Tages übergebe ich mich noch, dann wirst du mir endlich glauben«, warnte Lyle seine Pilotin.
    »Das traust du dich nicht«, meinte Alison feixend. Lyle warf ihr einen vernichtenden Blick zu, aber sie beachtete ihn gar nicht. »Ist das nun die Black Wattle Farm oder nicht?«, fragte sie stattdessen.
    »Ich denke schon«, antwortete Lyle und musterte die Gebäude, über die sie flogen.
    Dann sah er jemanden aus dem Haus kommen und mit den Armen winken. Er war zu einem Krankenbesuch gerufen worden, bei einem sechsjährigen Mädchen bestand Verdacht auf Lungenentzündung. Sollte die Kleine tatsächlich eine Lungenentzündung haben, würden sie das Kind wahrscheinlich ins Krankenhaus nach Cloncurry bringen.
    »Na schön, dann will ich das Baby mal runterbringen«, sagte Alison und kreiste auf der Suche nach einer freien Fläche, die sich als Landebahn eignete, noch einmal um das Gehöft herum.
    Meist gab es ein Areal, das der Farmbesitzer von Steinen freigeräumt hatte, damit ein Flugzeug landen konnte. Aber selbst wenn er seine Sache gründlich gemacht hatte, war die Landung meist holprig und staubig, und wenn Kängurus oder verirrte Rinder in der Nähe waren, auch mit Gefahren verbunden.
    Lyle schmunzelte. Alison nannte ihr Flugzeug Baby – wieder etwas, das er an ihr so mochte. Ihre aufkeimende Beziehung war mühelos und unbeschwert. Alison schien kein Interesse daran zu haben, sich einen weiteren Ehemann zu angeln, und auch wenn sie großartig mit Kindern umgehen konnte, wäre eine Schar eigener Kinder das Letzte, was sie gewollt hätte. Sie war entschlossen, möglichst viel Spaß im Leben zu haben. Und in dieser Phase seines Lebens war sie für ihn die ideale Gefährtin.
    Nachdem sie mit dem Schiff in Brisbane angekommen waren, reisten sie gemeinsam mit dem Zug weiter nach Cloncurry, wo sie Reverend Flynn kennenlernten, einen fortschrittlich denkenden Mann, der entschlossen war, den im Outback lebenden Australiern eine gute medizinische Versorgung angedeihen zu lassen. Alison und Lyle machten sich gleich mit ihrer neuen Arbeit, die alles andere als routinemäßig oder langweilig war, vertraut. Allerdings hatte der Geistliche strikte moralische Wertvorstellungen. Er bestand darauf, dass sie, bevor er geeignete Wohnungen für sie fand, in getrennten Hotels wohnten – Lyle im Post Office Hotel und Alison im Hotel Central. Das diene, so hatte er erklärt, der Vermeidung von Klatsch und Tratsch. Er war überzeugt davon, dass wohltätige Organisationen dem Fonds der Fliegenden Ärzte keine Gelder mehr zukommen lassen würden, wenn es einen Skandal geben sollte. Flynn erklärte, wenn je eine Ärztin für ihn arbeiten sollte, würde Alison mit dieser Frau fliegen. Da aber im Moment alle Ärzte Männer waren, hatte er keine andere Wahl; er musste sie mit Lyle fliegen lassen.
    Lyle und Alison versicherten ihm, ihre Beziehung werde rein beruflicher Natur bleiben, wenn sie bei der Arbeit unterwegs seien, und sollten sie je in ihrer Freizeit zusammen gesehen werden, würden sie sich diskret verhalten. Der Reverend hatte Lyle nie gefragt, ob er verheiratet war, aber sollte er sich je danach erkundigen, so war sich Lyle sicher, dass er ihm die Wahrheit erzählen müsste. Also beschloss er, sich an einen Anwalt in Brisbane zu wenden und ihn zu bitten, Millie die Scheidungspapiere zu schicken. Lyle hatte keine Ahnung, wie lange die Unterlagen bis Dumfries unterwegs wären, aber er hoffte, es dauerte nicht zu lange. Der Anwalt in Brisbane, mit dem er Kontakt

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