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Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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aufgenommen hatte, unterhielt ebenfalls eine Kanzlei in London, und Lyle hatte darum gebeten, die Papiere über die Londoner Kanzlei zuzustellen. Er wollte unbedingt verhindern, dass Millie erfuhr, wo er sich zurzeit aufhielt. Alison von diesem Schritt zu unterrichten hatte er erst vor, wenn die Scheidung endgültig war.
    Ihre Arbeit führte Lyle und Alison über ein weitläufiges Gebiet im mittleren Westen von Queensland. Sie betreuten die Städte Cloncurry, Mount Isa, Julia Creek und Winton. Wenn ein Arzt auf einer der Farmen gebraucht wurde, informierte ein Familienmitglied eines der Zentren der Fliegenden Ärzte über Funk, für die Farmbesitzer und deren Familien die einzige Möglichkeit der Kommunikation mit der Außenwelt. Das Hauptquartier der Ärzte war in Cloncurry, doch zuweilen wurden Patienten ins Krankenhaus von Winton gebracht, wenn das näher am Einsatzort lag als das Krankenhaus von Cloncurry.
    Zwei Flugzeuge mit je zwei Ärzten und je zwei Piloten flogen zu den Einsätzen, die meist bei Tageslicht erfolgten, doch bei einem Notfall flogen sie auch nachts. Dann musste der Farmbesitzer eine Möglichkeit finden, eine als Landebahn geeignete Fläche zu beleuchten, damit der Pilot sie im Dunkeln erkennen konnte. Die Leute auf den Farmen benutzten entweder die Scheinwerfer von Fahrzeugen oder Kerosinlaternen oder auch, falls nötig, Fackeln. Die Schicht von Arzt und Pilot dauerte jeweils acht Stunden, sodass die beiden Flugzeuge bis zu sechzehn Stunden pro Tag im Einsatz waren.
    Ein Teil der Gelder für den Ärzteservice kam von der Regierung, der Rest wurde einem Spendenfonds entnommen, und das bedeutete, dass Ausrüstung sowie Medikamente und medizinische Hilfsmittel nicht ganz nach Lyles Geschmack waren. Wenn die Ärzte nicht mit den Flugzeugen unterwegs waren, trieben sie oft selbst Spenden auf, um den Service am Laufen zu halten. Die Vereinigung der Landfrauen war ihnen eine große Hilfe, denn die Frauen unterstützten sie durch den Verkauf von Kuchen oder selbst gefertigten Marmeladen und Handarbeiten auf Gemeindefesten, bei Sport- oder Schulveranstaltungen und Picknicks.
    Bei seinem ersten Flug mit Alison war Lyle extrem nervös gewesen. Er hatte versucht, es sich nicht anmerken zu lassen, aber die Hände mit den weiß hervortretenden Knöcheln, die den Sitz umkrampften, und der Schweiß, der ihm auf seinem angespannten Gesicht stand, verrieten ihn. Es dauerte nicht lange, bis er herausfand, dass Alison eine ausgezeichnete Pilotin war, nur leider hatte sie großen Spaß daran, sich im Kunstfliegen zu üben.
    Jetzt brachte Alison die Victory hinunter, gleich darauf ruckelten sie die staubige Piste entlang. Wie immer wurden sie sofort von Milliarden von Fliegen umschwärmt. Das war etwas, woran sie beide sich nie und nimmer gewöhnen würden. Lyle nahm seinen Arztkoffer, dann machten sie sich auf den Weg zu den Farmgebäuden.
    Das Holzhaus, auf dessen Veranda sie nun zuliefen, stand auf Pfählen, damit es vor Termiten oder einer plötzlichen Überschwemmung geschützt war. Eine Frau, so braun wie das Land um sie herum, wartete dort schon auf sie. Sie trug eine Schürze über einem Hauskleid und flache Schuhe. Ihr wettergegerbtes Gesicht legte Zeugnis von ihrem Leben ab, aber ihre braunen Augen waren wach und nahmen stets winzige Details an ihren Besuchern wahr.
    »Guten Morgen, Mrs. Gaffney«, rief Lyle ihr zu.
    Alison war voller Bewunderung für die Frauen, die auf diesem kargen Land lebten. In ihren Augen waren sie aus besonders hartem Holz geschnitzt. Zu Anfang hatte die junge Pilotin geglaubt, sie gehörten alle zur zweiten oder dritten Generation der Leute, die auf den Farmen arbeiteten, und so war sie verblüfft, als sie später erfuhr, dass manche Frauen aus Großstädten oder größeren Orten stammten und mit dem Mann, in den sie sich verliebt hatten, ins Outback gezogen waren. Sie war überzeugt, sie könnte in einer solch entlegenen Gegend nicht wohnen, wo allein das Überleben ein täglicher, harter Kampf war.
    »Kaum fünf Minuten, nachdem ich meinen Koffer ausgepackt hätte, würde ich mich hier schon zu Tode langweilen«, hatte sie Lyle auf einer ihrer Touren anvertraut. »Auch wenn mein Mann Clark Gable wäre.«
    »Na ja, an so ein Leben müsste man sich erst gewöhnen«, gab Lyle zu. »Aber ich glaube kaum, dass man bei der vielen Arbeit Gelegenheit hat, sich zu langweilen.«
    Er dagegen konnte sich nicht vorstellen, jemals wieder an einem Ort wie Dumfries zu leben. Allerdings hatte

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