Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)
erste Mal, dass ich bei schlechtem Wetter fliege, also ich bin dabei, wenn du es machen willst«, erwiderte Alison, ohne zu zögern.
Das überraschte Lyle nicht. In der Luft war Alison ziemlich furchtlos, aber er dachte auch an das, was mit dem Viehtreiber passieren könnte. Es würde nicht lange dauern, bis es zu einer Sepsis käme, und wenn die Blutzufuhr zu seinem Unterschenkel durch eine Aderpresse zu lange unterbunden war, bestand die Gefahr, dass er das Bein ganz verlor.
»Dann fliegen wir also, Reverend«, sagte Lyle. »Bitten Sie Mrs. Montgomery, die Tintinarra Farm über Funk zu verständigen, dass wir unterwegs sind.«
Sie waren seit zwanzig Minuten in der Luft, als sie merkten, dass sich der Himmel rasant von einem hellen Blau zu einem diesigen Rot veränderte.
»Was geht da vor?«, fragte Lyle. So etwas hatte er noch nie gesehen.
»Das ist Staub«, antwortete Alison. Sie flog die Maschine so schnell, wie es nur irgend möglich war. »Wenn wir den schlimmsten Windböen voraus sind, sollten wir problemlos nach Tintinarra kommen und landen können«, beruhigte sie Lyle.
Lyle lag es auf der Zunge vorzuschlagen, dass sie besser zurückfliegen sollten, aber immer wieder dachte er an den verwundeten Viehtreiber. Er würde unerträgliche Schmerzen haben, bis sein Bein gerichtet wäre.
»Bist du sicher?«, fragte er deshalb lediglich.
Auf einmal wurde das Flugzeug von eine heftigen Windböe erfasst. Alison hatte Mühe, die Maschine auf Kurs zu halten.
»Jetzt geht es los, Lyle«, rief sie ihm zu und kämpfte mit der Steuerung. »Die Zyklonböen haben uns erwischt.«
Die linke Tragfläche wurde weggedrückt, dann die rechte, sodass die Victory im Zickzack durch den Himmel pflügte. Alison ging auf fünfhundert Fuß herunter, weil sie versuchen wollte, den stärksten Böen aus dem Weg zu gehen, aber so wurde der Staub vom Boden zu ihnen hochgewirbelt, was die Sicht drastisch einschränkte.
»Was schätzt du? Wie weit ist es noch bis zur Farm?«, fragte Lyle nervös.
Er versuchte, durch den Staub etwas zu sehen, jedoch ohne Erfolg. Lyle machte ganz bewusst den Versuch, seine Angst zu verbergen, aber seine Pilotin konnte er nicht hinters Licht führen.
»Vielleicht fünfzig Meilen«, erwiderte Alison. Sie sah, wie bleich Lyle geworden war, aber schlimmer war, dass er ihre Unsicherheit bemerkte. Er sagte allerdings nichts. »Wenn du jetzt vorschlagen willst, zurückzufliegen, Lyle«, fuhr Alison fort, »muss ich dir sagen, dass das nicht möglich ist. Die Zyklonböen treiben uns praktisch nach Westen.«
»Das wollte ich nicht vorschlagen«, erwiderte Lyle, nachdem er einen Blick über die Schulter geworfen hatte. Der Himmel im Osten war schwarz und unheilvoll.
Plötzlich wurde das Flugzeug erneut von einem kräftigen Windstoß erfasst. Es wirbelte durch die Luft wie ein Papierflieger. Lyle hörte Alison tief einatmen, als sie versuchte, die Maschine wieder auf Kurs zu bringen und die Kontrolle nicht zu verlieren. Sie sah auf ihren Kompass, dann steuerte sie nach links. Kurz darauf erfasste sie eine neue Böe von dort und rüttelte sie durch. Alison kämpfte verbissen, um die Maschine ruhig zu halten. Immer wieder sah sie nervös auf ihren Kompass. Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, dass Lyle sich an seinen Sitz klammerte.
»Bei der Geschwindigkeit sind wir bald in Perth«, rief sie ihm gegen das Toben des Windes zu und zwang sich zu einem Lächeln, doch Lyle war klar, dass seine sonst so furchtlose Pilotin sich sehr sorgte. Und das war alles andere als beruhigend.
»Immer noch besser als ein Sturzflug direkt auf den Boden«, gab Lyle zurück.
»Das werde ich schon nicht zulassen, Lyle, aber womöglich muss ich einen Platz finden, an dem ich diesen Vogel runterbringen kann, bis die schlimmsten Böen vorbeigezogen sind.« Alison schaute auf ihrer Seite aus dem Fenster. Weiterhin konnte man wegen des aufwirbelnden Staubs den Boden nur vage ausmachen.
»Schaffen wir es nicht bis Tintinarra?«
»Ich glaube nicht, jedenfalls nicht mit dem Flugzeug. Das ist jetzt zu gefährlich.«
»Wie willst du denn sehen, wo du landen kannst?«, fragte Lyle in Panik. Er sah ebenfalls wieder nach unten, aber es war so gut wie unmöglich, etwas zu erkennen.
»Ich gehe noch ein bisschen tiefer. Dann sehe ich vielleicht besser«, antwortete Alison. Sie brachte die Victory herunter, bis sie etwa einhundert Fuß über dem Boden war. Durch den Wind neigten sich die Tragflächen mal zur einen, dann zur anderen Seite. Immer
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