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Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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es gebraucht hätten. Die Bäche waren ausgetrocknet, und so gab es weder Fische noch Flusskrebse, und Pflanzen, die ihnen Wurzeln und Beeren lieferten, fanden sich immer seltener. Wally erzählte, dass die Tiere in Dürrezeiten keine Jungen hatten.
    Lyle wartete beim Flugzeug auf Alison, die Haji in sein provisorisches Warenlager mitgenommen hatte, um ihr zu zeigen, womit er handelte. Er mochte kaum glauben, was er sah, als sie kurze Zeit später auf ihn zukam. Alison war über und über mit Kleidungsstücken behängt, die sie Haji abgekauft hatte.
    »Werden wir mit der Ladung starten können?«, witzelte Lyle.
    »Sehr komisch«, sagte sie. »Haji hat so viele schöne Kleider. Ich hätte gern noch mehr gekauft.«
    »Kann man in Cloncurry keine Damenkleider kaufen?«, erkundigte sich Lyle sarkastisch.
    »Solche wie diese hier nicht«, verteidigte sich Alison. »Haji lässt sich Kleidung von seiner Frau aus Kandahar schicken«, sagte Alison. »Wunderschön sind die Sachen. Sieh dir doch nur die Farben an, und fühl mal den Stoff.« Sie hielt Lyle begeistert einen Schal hin. »Er fühlt sich so kühl auf der Haut an, das ist genau das Richtige für dieses Klima. Mrs. McNamara auf Tintinarra hat mir gezeigt, was sie bei Haji gekauft hat. Sie meinte, ihre Töchter trügen fast nur noch Saris.«
    »Du willst die Victory zukünftig in einem Sari steuern?«, fragte Lyle und tat entsetzt.
    »Wieso nicht?«, kam es prompt von Alison.
    Lachend verstauten sie Alisons Errungenschaft in der Maschine und stiegen ein. Tatsächlich sprang der Motor gleich an, und sie flogen ohne Probleme nach Cloncurry zurück.

22

    Es war Juni und Winter in der südlichen Hemisphäre, doch es war keineswegs kalt. Elena fand, der Winter in Queensland sei nichts weiter als ein Trick, den die Natur den europäischen Einwanderern spielte, die an arktische Winde und heftige Schneefälle gewöhnt waren. Trotz allem war der Winter die einzige Jahreszeit, die ihr in Australien gefiel, denn wenigstens brachte sie nicht schon die kleinste Bewegung ins Schwitzen. Tagsüber war es angenehm sonnig bei Temperaturen bis zu vierundzwanzig Grad, abends war es immerhin kühl genug, dass man mit einer Decke schlafen konnte.
    Das änderte jedoch nichts daran, dass Elenas Leben alles andere als angenehm war, und sie hatte keine Ahnung, wie sie das in Ordnung bringen könnte. Sie und Aldo lagen ständig im Streit, und meistens ging es dabei um Marcus. Aldo fand, sie bevorzuge ihren ältesten Sohn und erfülle ihm all seine Wünsche und Bedürfnisse, womit sie ihn verweichliche. Elena glaubte, ihr Mann sei Marcus gegenüber ganz besonders hart und völlig inkonsequent, wenn es um die Disziplinierung von Dominic und Maria ging, denen er zu viel durchgehen ließ.
    Wieder einmal war es Freitagabend, und Luisa brachte die Kinder zurück nach Barkaroola. Sie hatte nur die beiden Jüngsten dabei, Marcus war in der Stadt geblieben, denn er hatte eine Schulveranstaltung am Wochenende. Weil Luisa sich in Gegenwart ihres Schwiegersohns unbehaglich und wie immer nicht willkommen fühlte, setzte sie nur rasch Maria und Dominic ab und fuhr so schnell wie möglich wieder weg.
    Aldo sah die Staubspur in der Auffahrt, die zeigte, dass Luisa wieder abgefahren war. Marcus brauchte normalerweise ein paar Minuten, um etwas zu trinken und sich umzuziehen, wenn er nach Hause kam, dann musste er im Stall sein und seine Aufgaben erledigen. Aber von Marcus war nichts zu sehen. Aldo war kein geduldiger Mensch. Als Marcus nach einer kleinen Weile immer noch nicht auftauchte, machte er sich auf die Suche.
    »Wo ist Marcus?«, brüllte Aldo, kaum dass er das Haus betreten hatte.
    »Hast du es denn vergessen, Aldo?«, antwortete Elena um Geduld bemüht. Sie stand am Herd und kochte das Abendessen.
    »Was soll ich vergessen haben?«
    »Marcus spielt morgen früh für seine Schule Kricket, deshalb ist er in der Stadt geblieben.«
    Sie wusste, dass Aldo sehr müde gewesen war, als sie ihm das erzählt hatte, sie war aber trotzdem überrascht, dass er es total vergessen hatte.
    »Kricket! Er hat seine Arbeit hier«, rief Aldo wütend. »Und die sollte er genau jetzt erledigen.«
    Wie üblich, wenn Aldo laut wurde, fing Elenas Herz an zu rasen. Nach außen hin versuchte sie, gelassen zu erscheinen, in der Hoffnung, dass ihre Ruhe ihren Mann besänftigen würde.
    »Es ist ein wichtiges Spiel zwischen der Schule von Hughenden und der Schule von Winton. Eine Veranstaltung, die vor Monaten schon geplant

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