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Der Glöckner von Nôtre Dame - Hugo, V: Glöckner von Nôtre Dame

Der Glöckner von Nôtre Dame - Hugo, V: Glöckner von Nôtre Dame

Titel: Der Glöckner von Nôtre Dame - Hugo, V: Glöckner von Nôtre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Hugo , Pößneck GGP Media GmbH
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schluchzen wie ein Kind, aus meiner Brust nicht Worte, nein, mein Herz und meine Eingeweide reißen, dir zu zeigen, wie ich dich liebe, und alles wäre vergeblich! – Und dennoch ist deine Seele zart und gütig; du strahlst von Sanftmut, du bist mitleidig und schön. Ach, nur für mich empfindest du nichts! Oh, welch Verhängnis!“
    Er verbarg sein Gesicht mit den Händen. Das Mädchen hörte ihn weinen. Dies war das erstemal, daß er Tränen vergoß. Stehend und zum Schluchzen erschüttert, war er elender und flehender, als läge er auf den Knien. Eine Zeitlang weinte er, dann fuhr er fort:
    „Auf! Nach diesen ersten Tränen finde ich keine Worte mehr. Ich hatte doch überlegt, was ich dir sagen wollte. Jetzt zittere ich und bebe ich; meine Kraft entschwindet im entscheidenden Augenblick. Ich empfinde, wie etwas Gewaltiges uns umschlingt, und ich stammle. Oh, ich werde aufs Pflaster sinken. Hast du kein Mitleid mit dir und mir? Verurteile uns nicht beide! Wüßtest du, wie ich dich liebe! Wie glühend mein Herz! Jede Tugend habe ich von mir gestoßen! Ich verzweifle an mir selbst. Ein Gelehrter, spotte ich der Wissenschaft; ein Edelmann, schände ich meinen Namen, ein Priester, mache ich mein Meßbuch zum Kopfkissen der Wollust, speie meinem Gott ins Gesicht. Und alles nur deinetwegen, Zauberin! Um deiner Hölle würdig zu werden! Und du verschmähst den Verdammten! Und daß ich alles sage! Noch mehr! Noch Furchtbareres!“
    Bei diesen letzten Worten schien er wahnsinnig zu werden. Er schwieg einen Augenblick; dann begann er, als ob er mit sich selbst spräche, laut rufend: „Kain, wo ist dein Bruder?“ Nach einer neuen Pause fuhr er fort: „Was ich mit ihm begann, Herr? Ich nahm ihn auf, ernährte, erzog, vergötterte, tötete ihn! Ja, Herr, man zerschmettere ihm an deinem Halse auf dem Stein sein Haupt, wegen meiner Sünde, wegen dieses Weibes, ja, ihretwegen.“
    Sein Auge war starr; seine Stimme erlosch, er wiederholte mehrere Male maschinenmäßig, in langen Zeiträumen, wie eine Glocke, die ihre letzte Schwingung verlängert: „Ihretwegen … ihretwegen …“ Dann brachte seine Zunge keinen Laut mehr hervor, aber es regten sich seine Lippen. Plötzlich stürzte er kraftlos gebeugt zusammen und saß auf dem Boden ohne Bewegung, sein Haupt zwischen die Knie drückend.
    Das Mädchen zog seinen Fuß unter ihm weg, und diese Berührung brachte ihn wieder zu sich. Langsam strich er mit der Hand über die hohlen Wangen und betrachtete einige Augenblicke betäubt seine nassen Finger. – „Oh!“ murmelte er, „ich habe geweint!“
    Dann wandte er sich plötzlich mit unaussprechlicher Angst wieder zu der Zigeunerin.
    „Ach, ungerührt hast du mich weinen sehen! Kind, weißt du auch, diese Tränen sind Lavaströme. Ach, es ist nur zu wahr! Mein Unglück vermag dich nicht zu rühren. Ich bin dein Feind! Sähst du mich sterben, du würdest lächeln! Oh, ich will dich nicht sterben sehen! Ein Wort! Ein einziges Wort der Verzeihung! Sag nicht, daß du mich liebst, nur, daß du mir wohlwillst. Dies genügt, ich rette dich. Sonst … Ach, die Stunde entfliegt. Ich beschwöre dich bei allem, was dir heilig ist, warte nicht, bis ich von Stein wie der Galgen werde, der dich erwartet. Denke, daß ich unser beider Geschick in der Hand halte, daß ich wahnsinnig, verzweifelt bin, daß ich dich ins Verderben reißen kann, daß vor uns ein bodenloser Abgrund gähnt, in den ich dich mit hinabziehen würde. Ein Wort der Güte! Ein Wort, nur ein Wort!“
    Sie öffnete den Mund, ihm zu antworten. Er sank vor ihr auf die Knie, um ein Wort anbetend zu vernehmen, vielleicht ein Wort des Mitleids, das auf ihren Lippen schwebte. Sie aber sagte: „Ihr seid ein Mörder!“
    Der Priester ergriff wütend ihren Arm und ließ ein höllisches Gelächter erschallen! „Ja! Mörder!“ rief er aus, „ich werde dich besitzen! Ich schleppe dich zu dem Zufluchtsort, den ich bereitet habe. Du wirst, du mußt mir folgen oder ich überliefere dich. Wisse, du mußt sterben oder mein sein! Du mußt mir, dem Priester, dem Mörder, dem Abtrünnigen, angehören! Noch heute nacht! Verstehst du? Auf, Mädchen, sei munter! Küsse mich, Törin! Das Grab oder mein Bett!“
    Sein Auge funkelte vor Wut und Begierde. Sein lüsterner Mund rötete den Hals des Mädchens. Es rang in seinen Armen; er bedeckte es mit brennenden Küssen.
    „Beiß mich nicht! Ungeheuer!“ rief sie aus. „Verhaßter, aussätziger Mönch! Laß mich! Ich reiße dir deine

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