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Der Glöckner von Nôtre Dame - Hugo, V: Glöckner von Nôtre Dame

Der Glöckner von Nôtre Dame - Hugo, V: Glöckner von Nôtre Dame

Titel: Der Glöckner von Nôtre Dame - Hugo, V: Glöckner von Nôtre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Hugo , Pößneck GGP Media GmbH
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man erzählte, der Archidiakonus häufige Zusammenkünfte mit Ludwig XI., wenn Seine Majestät nach Paris kam, so daß Dom Claudes Verkehr Verdacht bei Olivier-le-Daim und Jacques Coictier erweckte, der nach seiner Weise den König oft hart darüber zurechtsetzte.

19. Dies wird jenes töten
    „Dies wird jenes, der Buchstabe den Stein töten!“ Dieser Gedanke bietet unserer Meinung nach zwei Seiten. Zuerst war er der Schrecken des Priestertums vor einer neu erstandenen Wirkungskraft, der Buchdruckerkunst. Der Mann des Heiligtums war durch die leuchtende Presse Gutenbergs erschreckt und geblendet. Die Kanzel und das Manuskript, das geschriebene und das gesprochene Wort, empfanden Scheu vor dem gedruckten; der Eindruck glich dem des Sperlings, wenn er die himmlische Legion schauen sollte, wenn sie ihre sechs Millionen Flügel ausbreitet. Es war der Schrei des Propheten, wie er die emanzipierte Menschheit lärmen und wimmeln hört, der in die Zukunft schaut, wie der Geist den Glauben untergräbt, die öffentliche Meinung den Katholizismus entthront, wie die Welt Roms Joch zu Boden wirft. Es war die Voraussagung des Philosophen, der den menschlichen Gedanken durch die Presse verflüchtigt und aus dem theokratischen Rezipienten in Dunstform aufsteigen sieht. Eine Macht folgt der andern; die Presse tötet die Kirche.
    Doch neben diesem, gewiß ursprünglich ersten und einfachsten Gedanken, lag in den Worten ein zweiter, neuerer Sinn, eine ebenso philosophische Ansicht, doch nicht allein, die des Priesters, sondern auch des Gelehrten und Künstlers, nämlich die Ahnung, der menschliche Gedanke werde, die Form wechselnd, auch die Ausdrucksweise ändern, die Hauptidee jeglicher Generation werde nicht auf dieselbe Weise und mit demselben Stoff geschrieben, das steinerne, feste, dauernde Buch werde dem noch festeren und dauernderen Papier weichen. In dieser Hinsicht barg die dunkle Formel des Archidiakonus einen zweiten Sinn; sie verkündete, eine Kunst werde die andere entthronen, und ist zu deuten: Die Buchdruckerpresse tötet die Baukunst.
    Vom Ursprung der Welt bis zum sechzehnten Jahrhundert christlicher Zeitrechnung ist die Baukunst das Buch der Menschheit, der Hauptausdruck des Menschen in seinen verschiedenen Entwicklungszuständen der Kraft und Intelligenz. Als das Gedächtnis der ersten Geschlechter Überladung empfand, als die Masse der Erinnerungen des Menschengeschlechts so schwer und verwirrt ward, daß die menschliche Rede, nackt und verfliegend, Gefahr lief, in der Überlieferung sich zu verlieren, schrieb man jene auf der dauerhaftesten, sichtbarsten und natürlichsten Fläche. Jede Tradition besiegelte man mit einem Bau. Die ersten Denkmäler waren Felsstücke, die nie das Eisen berührte, spricht Moses. Die Architektur begann wie jene Schrift. Im Anfang war sie alphabetisch. Man stellte einen Stein aufrecht hin, und dies war ein Buchstabe, und jeder Buchstabe war Hieroglyphe, und auf jeder Hieroglyphe ruhte eine Ideengruppe, wie das Kapitäl auf der Säule. So handelten die ersten Geschlechter überall und zu derselben Zeit, auf der Oberfläche der ganzen Erde. Den aufrechten Stein der Kelten findet man im asiatischen Sibirien wie in den Pampas Amerikas. Später schuf man Worte. Man legte Stein auf Stein, verknüpfte die Silben von Granit, und das Wort versuchte Verbindung. Das Dolmen und Cromlech der Kelten, der etrurische Tumulus, der hebräische Gagal sind Worte. Einige, besonders der Tumulus, sind Eigennamen. Bisweilen, wenn man viele Steine und eine weite Ebene besaß, schrieb man einen Satz. Der ungeheure Steinhaufen von Karnak ist schon eine Formel.
    Endlich schuf man Bücher. Die Traditionen hatten Symbole erzeugt, unter denen sie, gleich dem Stamme des Baumes unter dem Laube, verschwanden. Alle diese Symbole, an die die Menschheit glaubte, vervielfältigten, wirrten und kreuzten sich immer mehr und mehr; die ersten Monumente konnten sie nicht mehr fassen; kaum deuteten die Monumente noch auf die erste, wie sie, einfache, nackte, auf dem Boden liegende Tradition. Das Symbol bedurfte des Baues, sich zu entfalten. Da entwickelte sich die Architektur zugleich mit dem Gedanken des Menschen; sie ward riesenhaft, tausendköpfig, tausendarmig und befestigte den hin und her schwebenden Symbolismus unter einer ewigen sichtbaren Form. Während Dädalus, der die Kraft ist, maß, während Orpheus, der der Geist ist, sang, sah man den Pfeiler, der ein Buchstabe, die Arkade, die eine Silbe, die Pyramide, die ein

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