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Der Gluecksmacher

Der Gluecksmacher

Titel: Der Gluecksmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Sautner
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selbst. Nur um seiner Schwäche anteilig zu werden, nahmen sie zwangsläufig auch den dazugehörigen Mann in Kauf. Ganz normale Männer jedenfalls wollten die Frauen gar nicht; die Verrückten, Haudegen, Wilden taten es ihnen an. Er würde sich also, entschied Dimsch, völlig normal verhalten, um Eva abzuschrecken, ja, völlig normal.
    Obwohl ihm das gegen den Strich ging, irgendwie unter seiner Würde war. Nein, normal wollte er auch nicht sein, dann schon lieber einen anderen Fehler eingestehen. Dimsch raufte sich das Haar. Da klopfte es an seiner Tür.
    Vermutlich war es das Hin und Her in seinem Kopf, das an diesem Nachmittag bei Eva Fischer die Empfindung hervorrief,Sebastian verhalte sich reichlich merkwürdig. Es wollte auch, anders als sonst, kein entspanntes Gespräch zwischen ihnen zustande kommen.
    »Was ist eigentlich los in der Versicherung?«, hatte sie ihn gefragt. »Da stimmt doch was nicht. Alles, was ihr über eure Werbung und die Medien vermittelt, wirkt so authentisch, so warm und sympathisch. Doch sobald man hereinkommt, spürt man, dass zwar der Wunsch da ist, genau so zu sein, aber dass es irgendwie nicht funktionieren will. Manchmal fühle ich mich bei euch wie in einer Eishöhle, von deren Bewohnern sonnige Gesichter verlangt werden.«
    Donnerwetter, dachte Dimsch, besser hätte ich es auch nicht auf den Punkt bringen können.
    »Da ist was dran«, sagte er.
    »Wie siehst
du
das?« Sie neigte den Kopf zur Seite, und in ihren Wangen bildeten sich Grübchen.
    Das ist der richtige Moment, um Distanz zu zeigen, fand Dimsch.
    »Ich glaube nicht«, er zog die Augenbrauen hoch, »dass Frau Großburg das in deinem Bericht so lesen möchte.«
    »Das ist mir gleichgültig.« Ein kämpferischer Ausdruck war mit einem Mal in ihrem Gesicht. »Ich habe meinen Job nicht gekündigt und ein eigenes Unternehmen gegründet, um dann erst wieder unselbständig zu sein.«
    Kompliment, hätte er sagen können. Stattdessen gab er einen Aphorismus von sich: »Wer die Wahrheit spricht, braucht ein schnelles Pferd.«
    Eva reagierte nicht.
    »Alte Indianerweisheit«, ergänzte Dimsch.
    Sie sah ihn mit leeren Augen an, hätte sich eine andere Antwort erhofft.
    Wir hatten nicht einmal eine Affäre, dachte Dimsch, undtrotzdem ist keine Spur mehr von Euphorie. Viel früher hätte ich einen Trennstrich ziehen müssen, so hat sie mich doch nur von meinen Büchern abgelenkt.
    Eva Fischer glaubte Ärger in seinem Gesicht zu erkennen. »Ist etwas mit dir?«
    »Nein, nein. Gar nichts.«
    Wie besorgt sie dreinschaut, dachte Dimsch. Vielleicht könnten sie ja Freunde bleiben. Sicher, dafür war es nicht zu spät. Seine Gedanken begannen, eine erfreuliche Kurve zu nehmen. Natürlich, was hinderte sie beide daran, Glück zu beziehen aus diesem außerordentlichen Verhältnis, aus dieser ganz besonderen Romanze, die möglich war, doch nicht zerstört durch Wirklichkeit.
    Dimsch schenkte ihr einen zärtlichen Blick.

    Um Himmels willen, dachte Eva Fischer, als sie in ihr Büro zurückgekehrt war, hoffentlich hat er sich nicht in mich verliebt. Männer sind dabei immer so schnell. Ständig lassen sie sich von ihren Hormonen hinreißen. Wie komisch er sich benommen hat. Nett ist er ja, aber ein bisschen ein Traummännlein. Rainer – sie wandte den Kopf nach rechts, sah nach oben –, Rainer ist da schon ein anderes Kaliber. Sicher, er ist furchtbar großspurig, hat aber auch allen Grund dazu. Und er ist ein Mann, der weiß, was er will, in jeder seiner Gesten ist es zu spüren, schwingt in jedem Satz mit. Aber was soll’s? Eva sah rasch zur Seite, bemerkte, dass sie gedankenversunken gewesen war, und zwar in Gedanken, die sie sich verboten hatte. Zumindest ein Jahr Pause, vergegenwärtigte sie sich ihren Entschluss, sagte: »Genau, Männerpause. Punktum. Gut so, Eva.«
    Da sprang die Tür auf. Dimsch streckte den Kopf ins Zimmer. Seine Frisur war noch wirrer als zuvor, zumindest dreiBüschel standen ihm vom Kopf ab. »Ich wollte dir nur noch sagen, dass ich dich sehr gern hab … nur so als Büronachbarin freilich.«

24
    Am späten Nachmittag, Dimsch rezitierte eben Gedanken des Schweizer Philosophen Karl Jaspers, war ihm, als würde er beobachtet. Das war jedoch nicht möglich, die Tür des Büros war geschlossen, und gegenüber dem Fenster, keine drei Meter entfernt, befand sich die Feuermauer. Dimsch wagte nicht aufzuschauen. Auch dafür lag kein logischer Grund vor. Was hätte passieren sollen? Wie versteinert hockte er da, wie ein

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